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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Tore neben der Halle der Bittsteller einen Weg in den Rest der Stadt bot.
    Er öffnete die Tür der Halle und trat in einen langgestreckten Raum mit steinernem Fußboden. Schmucklose Holzbänke, die ohne Zweifel unbequem waren, wenn man längere Zeit auf ihnen sitzen musste, standen an den Wänden. Der Raum wurde von Öllampen erhellt, die von der Decke hingen und Tag und Nacht brennen mussten, weil es keine Fenster gab, die Licht hereinlassen konnten. Der Ort fühlte sich so kalt und hart an, wie der Stein, aus dem er erbaut worden war.
    Er ließ die Tür auf, eher um sich einen Fluchtweg offen zu halten als aus Unhöflichkeit, und ging auf den Schreibtisch zu, der am Ende des Raums stand.
    Hier zeigte sich der Luxus, mit dem sich die Zauberer gern umgaben. Der große, polierte Holztisch schimmerte im Licht der Lampen. Unter ihm lagen dicke Teppiche, die die Füße eines jeden Diensthabenden vor der feuchten Kälte schützte, die der Stein verströmte.
    Heute Abend war dies ein mürrischer junger Mann, der nun das Buch zuklappte, in dem er gelesen hatte und seine Hände darüber verschränkte. Das Abzeichen, das er auf seiner Robe trug, ließ jeden, der wusste, wofür die Symbole standen, wissen, dass er ein Zauberer der Zweiten Stufe war.
    »Ich muss mit Zauberer Koltak sprechen«, sagte Sebastian.
    »Es ist schon spät«, erwiderte der junge Zauberer scharf. »Zauberer Koltak empfängt heute Abend keine Bittsteller mehr. Nehmt Platz, und ich werde sehen, wer -«
    »Mich wird Koltak trotzdem empfangen.«
    Der Zauberer starrte ihn empört an. »Und wer seid Ihr?«,verlangte er zu wissen.
    »Sebastian. Aus dem Sündenpfuhl.«
    Sein mürrischer Gesichtsausdruck wich einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Aha. Er hatte die Geschichten gehört, die man sich früher in den Studentenquartieren zugeflüstert hatte - und die man sich vielleicht immer noch erzählte. Eine Lektion für die jungen Narren.
    Der Zauberer nahm einen kleinen Bogen Pergament vom Stapel in einer Ecke seines Schreibtisches. Er griff so eilig nach seiner Feder und tauchte sie in das Tintenfass, dass er nicht bemerkte, dass Tinte auf die polierte Oberfläche des Tisches tropfte. Eilig kritzelte er etwas. »Junge!«, rief der Zauberer und faltete das Pergament, noch bevor die Tinte Zeit gehabt hatte, zu trocknen. Ein Kind, das auf einer Bank in der Nähe des Tisches vor sich hingedöst hatte, sprang auf, um der Aufforderung nachzukommen. Das gefaltete Pergament wurde übergeben, und der Junge stürzte aus der Tür in der hinteren Wand des Raumes.
    Deine Feder tropft. Ein einfacher Satz, der eine Fülle von Bedeutungen haben konnte, wenn ihn ein Inkubus aussprach. Er war versucht, herauszufinden, ob dieser junge Zauberer den Ruf eines Inkubus verlockender fand, als den eines Sukkubus, aber er hatte bereits genug Feinde unter den Zauberern.
    Also warf er dem Zauberer lediglich einen Blick zu, der andeutete, dass nicht etwa die Reise zu diesem Ort der Grund war, aus dem er so zerzaust aussah.
    Wenige Minuten später stürzte der Junge völlig außer Atem wieder in den Raum und überreichte dem Zauberer  einen Bogen gefaltetes Pergament. Der Mann sah erstaunt aus, als er den Befehl las, sagte dann aber: »Der Junge wird Euch führen.«
    Sebastian schenkte dem Zauberer ein anmaßendes Lächeln und folgte dem Kind durch die Hintertür und über den Innenhof. Anstatt durch die Tür zu gehen, die ins Hauptgebäude führte, wandte sich der Junge nach rechts und brachte ihn zu einer anderen Tür.
    Sebastians Nackenhaare stellten sich auf, als er bemerkte, dass die Fenster zu beiden Seiten der Tür genau dort ein seltsames Glitzern aufwiesen, wo das Licht der Lampen im Hof auf das Glas traf. Hölzerne Fensterläden waren auf der Außenseite der Fenster zurückgeklappt.
    Der Junge öffnete die Tür und betrat den dunklen Raum.
    Sebastian hörte das Klirren von Glas auf Metall, dann, wie jemand ein Streichholz anriss. Er blieb im Türrahmen stehen und sah zu, wie das Kind die Kerze anzündete und den Lampenschirm über den Kerzenhalter stülpte.
    Als sich der Junge umwandte, um zu gehen, trat Sebastian in den Raum, um ihn durchzulassen. Aber als der Junge die Hand nach dem Griff ausstreckte, um die Tür zuzuziehen, hielt Sebastian sich instinktiv am Holz fest und knurrte: »Lass sie auf.«
    Der Junge stürzte in die Nacht hinaus.
    Weil ihm nicht klar war, warum er so reagiert hatte, betrachtete Sebastian die Tür - und fühlte, wie ihm ein kalter Schauer über

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