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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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oder der Körperhaltung - veranlasste Sebastian, den Mann etwas genauer zu betrachten.
    »Warum machst du das?«, fragte er neugierig.
    »Warum mach ich was?«
    »So reden. Du bist doch kein Bauerntrottel.«
    »Und warum glaubst du, das zu wissen?«, gab William entrüstet zurück.
    Sebastian lächelte, aber es war kein freundliches Lächeln. »Du gibst dir zu viel Mühe. Die Bauern, die ich  bisher kennengelernt habe, verraten sich immer früher oder später, wenn sie versuchen, gehobener zu sprechen, als sie es gewohnt sind. Du suhlst dich in den Worten, wie ein …« Ihm fiel kein Vergleich ein, der nicht gleichzeitig eine Beleidigung gewesen wäre.
    »Wie ein Schwein im Dreck«, ergänzte William hilfreich.
    Sebastian nickte. »Genau.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Du bist vielleicht ein Bauer, aber du bist auf keinen Fall ein Trottel.«
    Zum ersten Mal, seit Sebastian auf den Wagen gestiegen war, schwieg William. Schließlich sagte er: »Hast du vor, mich auszurauben?«
    »Ich bin kein Dieb«, fuhr Sebastian ihn an. »Außerdem wäre es« - kein Akt der Güte - »falsch, dich auszurauben, nachdem du mich mitgenommen hast.« Im dämmrigen Licht des Abends sah er William genau an. Seine Kleidung war abgenutzt genug, um als gute Wahl durchzugehen, wenn man vorhatte, den ganzen Tag auf matschigen oder staubigen Straßen zu verbringen - es konnten aber auch die besten Kleider sein, die er besaß. Jeder Gelegenheitsdieb hätte nach einer Minute gemerkt, dass hier nichts zu holen war, und das Geschwätz entweder bis zum Ende der Reise ausgehalten oder an der nächsten Kreuzung die erste Gelegenheit zur Flucht ergriffen.
    Alles in allem bot seine Kleidung ihm Schutz vor potentiellen Dieben, der die Resonanz des Mannes nicht veränderte, ähnlich einem Kaninchen, dessen Fell sich weiß färbt, um sich dem Land besser anzupassen, wenn der Sommer in den Winter übergeht.
    Sebastian warf einen Blick über die Schulter auf die mit Obst und Gemüse gefüllten Körbe, die hinten auf dem Wagen standen. »Gibt es keinen Markt, der näher bei deinem Hof liegt? Du hast gesagt, es sei eine Tagesreise bis zur Stadt der Zauberer.«
    William nickte. »Und heute war es eine lange Tagesreise. Normalerweise erreiche ich die Stadt lange vor Sonnenuntergang. Hat wahrscheinlich einen Grund, dass heute alles länger gedauert hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich verkaufe die Hälfte meiner Ernte auf dem Markt in meinem Dorf. Die andere Hälfte bringe ich in die Stadt.«
    »Warum?«
    William zögerte. »Jemand hat mir einmal gesagt, dass das, was du der Welt gibst, zu dir zurückkommt. Ich glaube, da ist was Wahres dran.«
    Sebastian wandte sich ab. Der schwindende Tag bot noch genügend Licht, um zu reisen, aber er hoffte, dass der Bauer sein Gesicht nicht mehr deutlich erkennen konnte.
    Er dachte an Glorianna, die ihn mit ihren klaren grünen Augen angeblickt und ihm genau das Gleiche erzählt hatte. Was du gibst, kommt zu dir zurück, Sebastian. Nicht ganz »wie du mir, so ich dir« - so einfach ist das Leben nicht -, aber was du gibst, kommt immer zu dir zurück.
    Die Erinnerung versetzte seinem Herzen einen Stich. Er vermisste Glorianna und Lee. Vor allem Glorianna. Zwischen ihnen bestand eine Verbindung, die stärker war als die zu Nadia oder Lee. Nichts... Körperliches. Niemals, trotz seiner Natur. Aber ihre Worte hatten stets sein Herz berührt und waren der Grund gewesen, aus dem er gelernt hatte, menschliche Bedürfnisse genauso zu berücksichtigen wie seine eigenen, wenn er als Inkubus auf die Jagd ging. Und ihre Worte aus dem Mund eines Fremden zu hören …
    Es spielte keine Rolle, in welcher Landschaft sie sich jetzt aufhalten mochte oder was sie als ausgeschlossene Landschafferin tat, Glorianna Belladonna würde niemals etwas erschaffen, das einen grausamen Tod über eine Landschaft brachte. Wächter und Wahrer, die Welt barg  ohnehin schon genug Schrecken, ohne dass man noch mehr davon entfesselte.
    »Es ist so«, sagte William. »Vor ein paar Jahren liefen die Dinge schlecht. Der Hof liegt auf gutem Land, und ich habe hart gearbeitet, aber nie das erreicht, was ich hätte erreichen können. Die Erträge waren schlecht, und ich habe auf dem Markt keine anständigen Preise erzielt. Ich habe angefangen zu trinken und bin böse geworden. Ein Herz aus Stein hatte ich, das könnte man wohl sagen. Meine Nachbarn waren schuld, die Händler, das Land. In meinem Selbstmitleid waren alle schuld, nur ich selbst

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