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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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nicht.
    Also hab ich eines Tages den Wagen vollgeladen und bin in die Stadt der Zauberer gefahren. Die Händler dort haben mich, den Bauern vom Land, ausgelacht, und der Preis, den sie für meine Waren boten … Es hätte keinen Unterschied gemacht, ob ich ihr Angebot angenommen oder die Sachen einfach auf die Straße geworfen hätte.
    Es war kurz vor Sonnenuntergang, und ich war auf dem Weg nach Hause, weil ich es mir nicht leisten konnte, die Nacht in der Stadt zu verbringen. Da habe ich dieses Mädchen mitgenommen, das neben der Straße herlief. Erst wollte ich vorbeifahren, aber sie hat eine Hand gehoben und gefragt, ob ich sie bis zur nächsten Brücke mitnehmen könnte. Sie hat gesagt, es wäre ein Akt der Güte.«
    William schüttelte den Kopf. »Weiß nicht, warum ich angehalten habe. Ich war ihr nicht wohlgesinnt, nicht ihr und auch keinem anderen. Aber sie habe ich mitgenommen. Sie hat Fragen gestellt, über das Gemüse im Wagen, und ich hab ihr alles erzählt, und es war, als würde eine schwärende Wunde langsam abheilen.
    Als ich fertig war, hat sie gesagt: ›Es gibt Menschen in der Stadt, die die Nahrungsmittel in diesem Wagen gut gebrauchen könnten. Die Armen im äußeren Stadtviertel. Die Kinder, die aus irgendeinem Grund verstoßen wurden, die von Verzweiflung leben und nie den süßen Geschmack der Hoffnung kosten durften. Ein Herz aus Stein kann auch nur Steine ernten. Was du der Welt gibst, kommt zu dir zurück.‹«
    »Und ich hab’ gesagt, ›Wer behauptet das?‹, und sie antwortete, ›Ich.‹
    ›Und wer bist du?‹ Und sie hat gesagt -«
    »Belladonna«, flüsterte Sebastian.
    William nickte. »Hab nicht gewusst, was der Name bedeutete. Damals noch nicht. Aber nachdem ich sie bei der nächsten Brücke abgesetzt hatte - übrigens fast am selben Ort, an dem ich dich getroffen habe - bin ich zurück in die Stadt gefahren. Dann habe ich meine Waren in einem armen Stadtteil im Außenbezirk für ein paar Pfennige verkauft.
    Einige der Jugendlichen konnten nicht einmal einen Pfennig auftreiben, um sich eine Hand voll Obst oder Gemüse zu kaufen.«
    Sebastian schluckte trocken. Es hatte Zeiten gegeben, zu denen er eines dieser Kinder gewesen war - Kinder, die sich in den Straßen herumtrieben, so gerissen und gefährlich wie wilde Tiere. Irgendwann war Nadia gekommen und hatte ihn wieder für ein paar Wochen oder Monate mit nach Hause genommen - bis Koltak aufgetaucht war und alles wieder von vorne begonnen hatte. Die Kinder in Aurora, Nadias Heimatdorf, wussten, was er war, und ihre Beschimpfungen und Spötteleien waren bösartiger und grausamer gewesen, als alle Kreaturen, die er im Pfuhl je getroffen hatte. Aber bei Nadia zu wohnen, bedeutete, mit Lee und Glorianna zusammen zu sein. Ihre Liebe und Güte konnte die Grausamkeiten nicht ungeschehen machen, aber ohne ihren Einfluss wäre er zu einem der Inkuben geworden, die alle fürchteten - Dämonen, die Menschen lediglich als Beute betrachteten.
    »Also hab ich ihnen gesagt, sie könnten das Essen haben, wenn sie jemand anderem etwas Gutes tun«, fuhr William fort.
    Als der Bauer nichts hinzufügte, hakte Sebastian nach. »Was ist dann passiert?«
    »Die Dinge haben sich verändert«, sagte William leise. »Nicht sofort. So läuft es nicht. Aber ich habe zur Erntezeit jede Woche einen Wagen voll Obst und Gemüse in diesen Teil der Stadt gefahren. Und die Dinge haben angefangen, sich zu ändern. Die Kinder, die für das Essen, das ich ihnen gegeben habe, mit einer guten Tat bezahlt haben, halfen alten Ladenbesitzern, indem sie den Gehweg fegten oder die Läden saubermachten. Einige begannen, den Kaufmannsberuf zu erlernen und bekamen einen Schlafplatz in den hinteren Räumen und etwas zu Essen als Bezahlung.
    Für mich haben sich die Dinge auch verändert. Das Land wurde fruchtbarer. Auf dem Markt im Dorf habe ich einen höheren Preis für meine Waren bekommen, und es ging mir immer besser. Eines Tages traf ich auf dem Markt ein nettes Mädchen, das nicht zu stolz war, die Frau eines Bauern zu werden. Heute haben wir zwei Kinder, und ich kann mein Glück kaum fassen.« Er hielt inne und räusperte sich, als hätten ihm die Erinnerungen für einen Moment die Kehle zugeschnürt.
    »Es ist immer noch ein armer Stadtteil, aber es ist jetzt anders dort. Unruhestifter fühlen sich nicht wohl und bleiben nie lange. Die Menschen kümmern sich nicht mehr nur um sich selbst und helfen ihren Nachbarn. Und ich bringe immer noch jede Woche einen Wagen voll

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