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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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schwerer Stein, den man ihm mit Ketten, geschmiedet aus grausamen Worten, um den Hals gelegt hatte.
    Er war diese Treppe schon einmal hinaufgestiegen.
    Wie alt war er gewesen? Fünf? Vielleicht sechs? Er hatte sich am Rand der Straße, in der er wohnte, herumgetrieben, um der Frau zu entkommen, die sich damals um ihn kümmerte, und um den drei Mädchen zuzusehen, die dort mit einem bunten Ball spielten. Er beobachtete sie, trank ihr Glück und ihr Lachen, obwohl er sich damals seiner Natur nicht bewusst gewesen war und ihm nicht klar war, warum ihre Gefühle ihn so zufrieden machten, wie kühles Wasser, wenn man zu lange durstig gewesen ist.
    Ein Mädchen verpasste einen Wurf, und der Ball rollte auf ihn zu. Er hob ihn auf, und als er die Mädchen ansah, spürte er, wie sich ihre Freude in Vorsicht verwandelte. Er wusste, was andere Jungen getan hätten - den Ball behalten, weil er ein hübsches Spielzeug war, und so etwas fand man selten in diesem Teil der Stadt, oder ihn hart auf eines der Mädchen geworfen, um ihr Angst einzujagen, oder ihr so weh zu tun, dass sie anfing zu weinen. Aber er wollte die Mädchen wieder lachen hören, also warf er den Ball vorsichtig zu einer von ihnen zurück. Sie sahen ihn einen Moment lang an und wandten sich dann wieder ihrem Spiel zu. Aber als das Mädchen an der Reihe war, das den Ball zuvor verpasst hatte, winkte sie ihn näher heran und warf ihm den Ball zu. Und das Dreieck wurde zu einem Viereck, in dem vier Kinder miteinander Ball spielten und lachten.
    Dann stürzte die Frau aus dem Haus und zerrte ihn in die engen, stickigen Räume, die sein Zuhause waren.
    Sie schrie ihn an, rief etwas über den Dämon in ihm und seine bösartige Natur, auf die er achten solle. Dann schlug sie ihn, und ihre kräftige Hand traf sein Gesicht mit solcher Wucht, dass er auf den Boden fiel.
    Aber er rappelte sich auf, tauchte unter ihren Händen hindurch … und rannte, bis er am Platz vor den Tausend Stufen zur Gerechtigkeit ankam.
    Ein paar der anderen Frauen, die sich um ihn gekümmert hatten, waren ein wenig freundlicher gewesen. Sie hatten ihm erzählt, sein Vater sei ein wichtiger Mann, ein Zauberer. Aber Kindern war es nicht erlaubt, in der Halle der Zauberer zu leben, und deswegen musste er bei ihnen wohnen. Er hatte ihnen geglaubt und ihre Erklärung nie in Frage gestellt.
    Er flog geradezu die Treppe hinauf, und die Wut gab seinen Beinen Kraft. Er hatte seinen Vater nicht oft gesehen, und die Gefühle, die von ihm ausgingen, waren ihm unangenehm, aber das spielte jetzt keine Rolle. Sein Vater war ein Zauberer. Und sein Vater würde ihn an einen anderen Ort bringen, wenn er erfuhr, wie gemein die Frau gewesen war.
    Ja, so würde es sein. Er würde in einem schönen Haus leben, bei einer netten Frau, die ihn nicht ständig anschrie, schlechte Dinge über ihn sagte oder ihn schlug. Und vielleicht wären da auch Kinder, mit denen er spielen könnte. Kinder, die ihn mochten und die ihn nicht beschimpften.
    Der Wunsch nach dieser netten Frau und diesen Kindern wurde so stark, dass er sogar die Wut erstickte. Hoffnung erfüllte ihn, als er die Stufen hinauf rannte.
    Als er endlich oben ankam und den Weg entlanglief, der zur Straße und den hohen Steinmauern dahinter führte, schlang sich eine Ranke des Zweifels um die Hoffnung und versuchte, sie zu ersticken.
    Wie sollte er denn hineinkommen und seinen Vater finden? Was, wenn er die Halle der Bittsteller betrat, nach Koltak fragte und die anderen Zauberer ihn einfach fortschickten? Er musste einen Weg hinein finden!
    Dann bot ihm das Glück oder das Schicksal oder einfach die Natur Ephemeras die Gelegenheit. Ein Mann trat aus einem schmiedeeisernen Tor neben der Halle der Bittsteller und gab der Pforte beim Hinausgehen nur einen nachlässigen Stoß. Das Tor blieb eine Handbreit offen stehen.
    Er rannte über die Straße und öffnete die Flügel gerade weit genug, um hindurchzuschlüpfen. Eine andere Welt bot sich ihm dar, mit mehr Bäumen und Büschen, als er jemals zuvor gesehen hatte. Für einen Moment vergaß er seinen Vater und lief einfach nur einen der Wege entlang. Es war so sauber hier. Es roch nicht nach Müll oder saurem Schweiß.
    Dann hörte er Gelächter, drehte sich um und machte die eine Entdeckung, die sein Leben veränderte.
    Jungen, nicht viel älter als er, rannten über einen Weg auf die Gebäude zu, die am anderen Ende des Gartens lagen. Jungen, die offenbar in der Halle der Zauberer lebten.
    Er verließ den Weg und

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