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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Klarheit wahrnehmen zu lassen.
    Sie sah nach unten, hob dann vorsichtig den Fuß und trat einen Schritt zurück. Anstatt mit harter Erde war der Spalt zwischen den Steinplatten mit rostfarbenem Sand gefüllt.
    Jemand mit schweren Stiefeln näherte sich ihr von hinten.
    Sie betrachtete das Erdreich um den Torbogen herum - und erschauderte.
    Eine Hand packte ihren Oberarm und drehte sie herum, bis sie einem strengen Mann in mittlerem Alter ins Gesicht sah, der ein Brückenbauer-Abzeichen an seiner Tunika trug.
    Nicht streng, entschied Glorianna, als sie sein Gesicht betrachtete. Aber ernst. Besorgt. Ängstlich.
    »Was machst du hier?«, fragte er. »Dieser Teil der Schule ist jedem verboten. Das solltest du wissen, Landschafferin.«
    Natürlich wusste er, dass sie eine Landschafferin war. Er konnte die Macht in ihr spüren, genauso wie sie auch ohne das Abzeichen erkannt hätte, dass er ein Brückenbauer war.
    »Die Mauer wurde durchbrochen«, sagte sie. »Er ist dort draußen in der Welt, Brückenbauer, und die Landschaften, die von diesen Mauern versiegelt waren, sind nicht länger eingeschlossen. Er ist nicht länger eingeschlossen.«
    »Unsinn. Die Mauer steht schon seit Jahrhunderten.«
    »Die Mauer wurde durchbrochen.« Sie zeigte mit einem Finger in Richtung Torbogen. »Sieh den Boden an. Wenn alles so wäre, wie es sein sollte, dürfte das nicht möglich sein.«
    Sein Blick folgte ihrem Finger - und sie spürte, wie er zu zittern begann.
    Rechts des Pfades war der Boden im Schatten der Mauer mit jungen Pilzen übersät. Zur Linken sprossen Triebe aus den fauligen Früchten der Dornenbüsche.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Magie -«
    »Ist nicht mehr stark genug, um aufzuhalten, was Er geschaffen hat.« Mit einem Ruck befreite sie ihren Arm aus seinem Griff. »Du musst die Landschafferinnen warnen! Sie sollen die Landschaften unter ihrer Aufsicht bewachen und sie im Licht halten, wie stark die Resonanz der Bewohner, die sich den dunkleren Gefühlen des Herzens hingeben, auch immer sein mag. Du musst den Brückenbauern befehlen, alle Brücken, die sie geschaffen haben, abzureißen und die Landschaften voneinander zu trennen. Es ist unsere einzige Chance, Ihn zu finden.«
    »Wen zu finden?«, gab er zurück. »Du versuchst ein Gerücht zu verbreiten, einen Mythos -«
    »Diese Mauer wurde nicht errichtet, um einen Mythos  einzuschließen, Brückenbauer«, fiel sie ihm scharf ins Wort.
    Er schien nachzudenken, bereit, sich der Vorstellung zu beugen, dass der Schrecken, der die ersten Landschafferinnen dazu gezwungen hatte, die Welt in Stücke zu zerschlagen, erneut über sie gekommen war, um seine furchtbare Macht zu entfalten und ganz Ephemera in ein albtraumhaftes Jagdgebiet zu verwandeln. Dann schüttelte er den Kopf, und sein Gesicht nahm einen sturen Ausdruck an. »Es gibt schon genug Aufregung wegen der Vorfälle, ohne -«
    »Was für Vorfälle? Wann haben sie begonnen?«
    »Vor drei Wochen, kurz nachdem Lukene verschwunden ist.«
    Glorianna starrte ihn ungläubig an. »Lukene ist vor drei Wochen verschwunden, und niemand hat die Mauer überprüft?«
    Aber er erwiderte ihren Blick, als hätte er sie eben erst gesehen. »Wo ist dein Abzeichen, Landschafferin? Du musst dein Abzeichen tragen, wenn du die Schule besuchst.«
    Einen Moment lang musste er die Schande, das Aufblitzen alter Erinnerungen in ihren Augen gesehen haben.
    »Du bist -«
    Sie hob ihre Hand in einer heftigen Geste, um ihn zum Schweigen zu bringen. Es war nicht sicher, jemanden ihren Namen nennen zu lassen. Nicht hier. Nicht jetzt. »Es spielt keine Rolle, wer ich bin. Warne die Landschafferinnen, Brückenbauer, bevor es zu spät ist.«
    »Und was soll ich ihnen sagen?«
    »Dass der Weltenfresser in Ephemera jagt.«
    Etwas bewegte sich unter dem Boden. Etwas Dunkles und Gefährliches.
    Hatte Er ein Versteck in der Schule? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Landschafferinnen hier in der Lage wären, die Grenzen wieder zu schließen, die Mauer wieder zu errichten und Ihn erneut einzufangen, war zu groß. Aber auf Grund von Ephemeras Beschaffenheit, war dies der einzige Ort, der Ihm Zugang zu allen Landschaften bot.
    Zumindest zu allen Landschaften, die in den Gärten der Schule verankert waren.
    Der Mann ihr gegenüber sah sie mit fiebrigem Blick an. Er sah krank aus. In seinen Augen spiegelten sich hässliche Emotionen wider - und wurden von seinem wahren Wesen nicht ganz vertrieben.
    »Verlasse diesen Pfad, diesen Garten«, sagte sie mit

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