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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Weltenfresser sich irgendwo in den Gärten versteckte. Die Resonanz, die dunkle Gedanken im Herzen hervorriefen, würde Ihn anziehen, und sie war nicht bereit, Ihm entgegenzutreten. Wusste nicht, ob sie ihm entgegentreten konnte.
    Sie fuhr mit ihren Fingern leicht über die Sanduhr, als sie an ihr vorbeiging, und konzentrierte sich darauf, wo sie jetzt sein musste. In diesem Moment, zwischen einem Schritt und dem nächsten, wurden die sandfarbenen Steinplatten unter ihren Füßen zu einem überwucherten Pfad in einem verlassenen Garten.
    Ein plötzlicher, sehnsüchtiger Schmerz durchfuhr sie, ließ sie stehen bleiben und sich umsehen. Der Garten hätte wunderschön, hätte gehegt und gepflegt sein sollen. Es hätte der ihre sein sollen.
    Für so etwas hast du keine Zeit. Nimm, weswegen du gekommen bist, und verschwinde von hier.
    Mit geballten Fäusten, um der Versuchung zu widerstehen, ein paar der Blumen, die noch immer gegen das erstickende Gewirr aus Unkraut kämpften, zu befreien, ging sie in den Garten hinein, in dessen Mittelpunkt noch immer der kleine Brunnen sprudelte und klares Wasser über die Steine in den Teich laufen ließ, in dessen Mitte er stand.
    An dem Tag, als sie das Siegel entdeckt hatte, war sie nach Hause gerannt. Sie war gerade lange genug in diesen Garten zurückgekehrt, um in die Landschaft überzutreten, die ihrer Mutter unterstand - ein Ort der Sicherheit, an dem sie all die Schmerzem und die Bitterkeit aus sich herausweinen konnte.
    »Du musst einen anderen Ort finden, an dem du deine Landschaften verankern kannst, meine Tochter. Du musst einen neuen Garten anlegen, an einem Ort, den deine Feinde nicht erreichen können.«
    »So einen Ort gibt es nicht!«
    »Doch, den gibt es. Wenn du willst, dass es ihn gibt, wirst du ihn auch finden. Brich die Verbindung zur Schule ab, und ich werde dich alles lehren, was ich kann.«
    »Mutter, ich bin jetzt eine Ausgestoßene. Wenn du mir hilfst …«
    Sie sah ihrer Mutter in die Augen, und der Zorn, der in ihnen brannte, überwältigte sie.
    »Du wirst die Verbindung zur Schule abbrechen, habe ich recht?«, fragte sie.
    »Dich zur Schule zu schicken, war ein notwendiges Risiko, genauso, wie deine Großmutter es eingegangen ist, als es an der Zeit war, dass ich eine formale Ausbildung erhalte. Jetzt besteht ein neues Risiko, und es ist zu groß, als dass ich es darauf ankommen lassen könnte. Ja, es stimmt, ich werde die Verbindung zu diesem Garten abbrechen. Aber ich verspreche dir Glorianna, ich werde nichts verlieren, von dem ich mich nicht entscheide, es gehen zu lassen.«
    »Aber … Mutter -«
    »Es gibt Dinge, die ich dir über unsere Familie erzählen muss, aber nicht jetzt. Noch nicht. Verlege einfach nur die Ankerpunkte deiner Landschaften an einen anderen Ort, und beeile dich damit.«
    »Was ist mit Lee?«
    Nadia zögerte. »Wenn es an der Zeit ist, wird er zur Schule gehen müssen und sich zum Brückenbauer ausbilden lassen.«
    »Noch ein notwendiges Risiko?«
    »Ja. Ein weiteres Wagnis, denn du wirst einen Brückenbauer brauchen, dem du vertrauen kannst.«
    »Du legst eine schwere Last auf die Schultern eines kleinen Jungen.«
    Nadias Augen füllten sich mit Trauer. »Nein, Glorianna. Nicht Lee wird die Last tragen.«
    Glorianna schüttelte den Kopf, als ob dies die schwere Verzweiflung in ihr vertreiben würde.
    Sein Einfluss. Zu wenig von ihr lag noch zwischen diesen Mauern, um die Empfindungen zu bekämpfen, die Er an die Oberfläche des Geistes steigen ließ, um das Herz mit dunklen Gefühlen zu erfüllen.
    Sie musste von hier fort.
    Neben dem Teich kniend, betrachtete sie die Steine, die durcheinander am Grund des kleinen Sees lagen. Die meisten von ihnen waren einfache Steine, ohne jegliche Macht. Aber …
    Mit hochgekrempelten Ärmeln tauchte sie ihre Hände in den Teich und schob die Steine hin und her, um die drei zu finden, die Brücken enthielten, die Lee geschaffen hatte.
    Sie hatte getan, worum Nadia sie gebeten hatte. Sie hatte jenen sicheren, geheimen Ort gefunden und einen neuen Garten angelegt, der zu ihrer Verbindung zu den Landschaften wurde, um die sie sich kümmerte. Aber sie war hierher zurückgekehrt, nur einmal, als Lee auf die  Schule gegangen war. Dabei hatte sie drei Steine mit sich gebracht. Sie hatte sich wegen seiner Fähigkeit gesorgt, eine Landschaft über eine andere zu legen. Wenn die Lehrerschaft herausgefunden hätte, dass Lee auch nur einen kleinen Teil einer Landschaft auf diese Weise kontrollieren

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