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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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vertraute Stimme. Eine geliebte Stimme.
    »Lukene?« Er betrachtete die Mauer. Eiskalte Angst ergriff Besitz von seinem Herzen. »Lukene?«
    »Gregor? Gregor! Hilf mir.«
    Ein Stück Erde neben dem Tor bewegte sich, gerade genug, um den Blick auf ein dunkles Loch freizugeben.
    Er näherte sich vorsichtig dem Tor, dem dunklen Loch, und der Stimme der Frau, die er liebte.
    »Gregor!«
    Eine bleiche Hand, blutig und zerkratzt, streckte sich ihm entgegen.
    In seiner Brust kämpften Vorsicht und Liebe miteinander und sein Herz verkrampfte sich.
    »Wie …?«
    »Ich habe das Loch in der Mauer gesehen und bin in eine andere Landschaft gezogen worden, als ich losrannte, um die anderen zu warnen. Ich … Der Tunnel ist steil. Mein Bein … Ich bin verletzt. Ich kann nicht … Gregor,  bitte.«
    Er griff nach ihrer Hand. Er würde sie aus diesem Garten herausholen, weg von dieser Mauer. Dann würde er sie in der Obhut der ersten Schüler lassen, auf die er traf, während er zur Schule rannte und die Landschafferinnen warnte.
    Einen Moment lang widerstand sie seinen Bemühungen, sie aus dem dunklen Loch zu ziehen, als müsse sie,  mit ihrer Hand fest in der seinen, seine Berührung erst auskosten, bevor sie all ihre Kraft zusammennahm.
    Dann hob sich der Boden wie eine Falltür. Tentakel fuhren heraus und umschlangen ihn. Ein Kopf kam zum Vorschein. Ein Meereswesen. Aber der Körper und die anderen vier Beine waren die einer riesigen Spinne.
    Ein scharfer Schmerz brannte in seinem Bauch, als Er ihm einen tiefen Biss beibrachte. Dann hörte er auf, um sich zu schlagen, als das Gift des Bisses seine Gliedma ßen lähmte.
    Er zerrte ihn durch die Falltür, einen steilen Tunnel hinunter. Er zog ihn in einen Teich am Ende des Tunnels - seine Beine, seine Taille, seine Brust.
    Sein Herz schlug heftig. Seine Lungen kämpften immer noch um Atemluft. Aber er konnte seine Arme und Beine nicht bewegen. Konnte nicht versuchen, zu fliehen.
    Er schrie, als Er begann, ihn zu fressen.
     Die Mahlzeit hätte köstlich sein müssen, aber ein widerwärtiger Brocken hatte alles verdorben. Während Er sich an dem menschlichen Fleisch gütlich getan hatte, war Er in den Geist des Menschen geschlüpft und hatte ihn mit Schrecken erfüllt, die das Fleisch noch süßer machten. Aber selbst als der Geist an der Angst zerbrach, hielt sich noch immer ein Schimmer des Lichts, ein Samenkorn der Hoffnung. Nicht für sich selbst, aber für seine Art. Für die Welt.
    Das Männchen hatte seinen Verstand geopfert, um dieses Samenkorn in einem bedeutungslosen Wort zu versiegeln - und war gestorben, bevor Er diesen Lichtschimmer verdunkeln, dieses Samenkorn der Hoffnung aufbrechen, und das in ihm versteckte Geheimnis finden konnte.
    Er würde zu dem Ort zurückkehren, an dem die Dunklen lebten. Sie würden die Antwort wissen. Und wenn nicht, würden sie die Lösung finden.
    Dann würde Er die Bedeutung des bedeutungslosen Wortes erfahren, das in Ihm das Gefühl von Unwohlsein hinterließ - und ein Samenkorn der Hoffnung enthielt.
    Belladonna.
     

Kapitel Sechs
    Mit hängenden Schultern betrachtete Lynnea das Land zu beiden Seiten der Straße. Weideland, Getreide und ein paar Baumgruppen. Nicht viel anders als das Land, das sie kannte, außer, dass es besser gepflegt wirkte, als der Hof, auf dem sie den Großteil ihres Lebens verbracht hatte.
    Der Hof war nicht ihr Zuhause, war es nie gewesen. An dieser Wahrheit war sie vor zwei Tagen zerbrochen und mit blutendem Herzen liegen geblieben.
    »Mutter hätte dich am Straßenrand stehen lassen sollen«, murmelte Ewan. »Hätte wissen sollen, dass nichts Gutes in dir steckt, sobald sie dich gesehen hat.« Er ließ die Zügel auf den Pferderücken niedersausen. »Komm schon da vorne, du wertloses Stück Krähenköder!«
    Das müde Tier ging in eine Art Trab über. Lynnea packte mit einer Hand die Seitenwand des kleinen Bauernwagens, um nicht gegen Ewan zu fallen.
    »Ich habe nichts Falsches getan«, sagte Lynnea mit unsicherer Stimme.
    »Du hebst deinen Rock für einen verheirateten Mann, während seine Frau arbeitet, um etwas zu essen auf den Tisch stellen zu können, und glaubst, du hast nichts Falsches getan? Ich schätze, du glaubst das wirklich.«
    »Ich bin in die Scheune gegangen, um die jungen Kätzchen anzuschauen. Das ist alles. Dann hat Vater -«
    »Er ist nicht dein Vater«, fuhr Ewan sie an.
    Nein, das war er nicht. Er hatte sich nie wie ein Vater verhalten, auch nicht, als sie ein kleines Mädchen gewesen

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