Sebastian
einer Hand über den Arm. Er fühlte sich aufgedunsen, hungrig … fremd. Als ob irgendetwas versuchte, sich in seinem Körper auszubreiten.
Vielleicht war er wirklich krank. Seit er aus der Stadt der Zauberer entkommen war, hatte er das Gefühl, er sei nicht ganz er selbst.
Schwankend ging er ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und ging seiner Morgentoilette nach, während sich die Wanne langsam füllte. Das Wasser war unangenehm lauwarm - und erinnerte ihn daran, dass er sich nicht um den kleinen Heizofen gekümmert hatte, der das Wasser im Tank erhitzte und versteckt in einer Ecke des Badezimmers stand.
Leise fluchend stellte er das Wasser ab, stieg in die Wanne und nahm ein kurzes Bad, um den säuerlichen Geruch loszuwerden, den der Traum auf seiner Haut zurückgelassen hatte. Leider konnten Wasser und Seife seine Laune nicht abwaschen oder das bleibende Gefühl fortspülen, dass etwas ihn von innen her auffraß.
Nachdem er sich abgetrocknet hatte, ging er zurück ins Schlafzimmer und zog sich ein moosgrünes Hemd und eine schwarze Jeans an. Der schwere Stoff war, obwohl in anderen Landschaften recht verbreitet, im Pfuhl Schwarzmarktware. Sein Cousin Lee hatte ihm zwei Ballen davon mitgebracht, die er bei Mr Finch dagegen eingetauscht hatte, dass dieser ihm eine Hose und ein Jacke schneiderte - und ihm im Laden genügend Kredit für alle Kleidungsstücke, die er im nächsten Jahr benötigen könnte, einräumte.
Er trat aus dem Badezimmer und starrte Teaser an, der neben der Couch stand. Dann wallte Ekel in ihm auf, als er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Dies war kein Ort, um jemanden zu verführen. Dies war kein Ort, der einem Inkubus angemessen war. Dieser Ort war so gemütlich und so menschlich, dass er hätte kotzen können.
»Du kommst genau richtig«, sagte Teaser. »Wenn ich noch länger hätte warten müssen, wäre ich’rausgegegangen und hätte im Freien gepinkelt.«
Was hätte es denn für einen Unterschied gemacht?, dachte Sebastian auf dem Weg in die Küche, während Teaser im Badezimmer verschwand. Einige der Gassen im Tavernenviertel stanken wie Pissoirs. Was war der Unterschied zwischen einem Baum und einer Mauer? Zeigte das nicht nur, dass Menschen nichts weiter waren als Tiere? Nichts weiter als … Beute?
Solche Gedanken machten ihn nervös, also konzentrierte er sich darauf, die Kaffeebohnen abzumessen und zu mahlen. Er schaffte es noch, den Kaffee aufzusetzen, aber als Teaser in die Küche kam, hatte er beide Hände gegen die Anrichte gepresst und zitterte so heftig, dass er dachte, seine Haut würde aufplatzen - und aus der verlassenen Hülle etwas Abscheuliches kriechen.
»Kaffee!« Teaser rieb sich die Hände und grinste.
»Ich will jagen«, knurrte Sebastian und beobachtete, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.
Teasers Grinsen erlosch. »Was?«
»Ich will jagen!« Sebastian wandte den Kopf und starrte Teaser herausfordernd an. »Das ist es doch, was wir tun, oder? Eine Frau finden, die reif dafür ist, von uns gepflückt zu werden, und sie ficken, bis sie süchtig ist nach unserer Art von Sex ist. Nur um dann mit dieser Sucht so lange irgendwelche Geschenke oder Gefälligkeiten aus ihr herauszupressen, bis nichts mehr zu holen oder sie zu langweilig geworden ist, um sie noch länger zu ertragen. Das ist es doch, was wir tun, oder?«
»Die meisten der Sukkutitten tun das, ja. Und einige der Inkuben. Aber du nicht. Du hast das nie getan.«
»Dann ist es an der Zeit, dass ich mal damit anfange.« Sebastian packte zwei Tassen und stellte sie auf die Anrichte neben dem Herd.
»Sebastian?« Blass und angespannt blickte Teaser ihn an. »Was ist passiert, als du in die Stadt der Zauberer gegangen bist?«
»Nichts. Das hab ich dir doch erzählt, als wir hier angekommen sind. Die Rechtsbringer werden uns nicht helfen.«
»Ja, das hast du gesagt, aber -«
»Was macht es denn für einen Unterschied?«, schrie Sebastian. Er fühlte Wut, Nervosität, und er wusste nicht, warum. Er fühlte sich, als würde ein Teil seiner Seele von einer bösartigen Dunkelheit in Stücke gerissen, die sich in ihm ausbreiten wollte, bis nichts anderes mehr in ihm Platz hatte. Aber dieser Teil seiner Seele kämpfte ums Überleben. Wollte überleben, koste es, was es wolle. Er wusste nur nicht, wie er ihm helfen sollte - oder ob er ihm überhaupt helfen wollte. »Ich bin ein Inkubus, genau wie du!«
Teaser sah aus wie jemand, der gerade mit angesehen hatte, wie etwas, das er
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