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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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sich in kalten Nächten in deine Decke kuschelt.«
    Glorianna sah ihrer Mutter dabei zu, wie sie die anderen Küchenfenster schloss. »Warum tust du das? Wir werden hier drinnen ersticken.«
    »Nur für eine Weile. Lies, Glorianna.«
    Also las sie, und was sie las, erschütterte sie bis ins Mark.
    »Wächter und Wahrer, kann das wahr sein?«
    Nadia setzte sich Glorianna gegenüber und sagte lange Zeit nichts. Dann: »Auf beängstigende Weise ergibt das Sinn. Beide Seiten haben einen Teil ihrer Fähigkeiten, einige Aspekte ihrer Magie, verloren, nachdem der Weltenfresser vor langer Zeit bekämpft und geschlagen wurde. Aber auf der einen Seite wurden die eigenen Wurzeln vergessen, außer in den Familien, in denen die Wahrheit von Mutter zu Tochter weitergegeben wurde; auf der anderen Seite nicht. Sie haben sich vor unseren Augen versteckt und ihre Blutlinien stark gehalten, während sie die Kraft ihrer Feinde schwächten.«
    Glorianna betrachtete die Aufzeichnungen, die zwischen ihnen auf dem Tisch lagen.
    »Wer …?«
    »Dein Vater. Peter. Kurz bevor er …«
    »Verschwunden ist.«
    »Ja.« Nadia schloss die Augen. »Ich dachte, er habe uns verlassen, weil er mit seinem Leben oder mit mir unzufrieden war. Ich dachte, er sei gegangen, weil er die Geheimnisse leid war, auf deren Wahrung er bestanden hat - und die Geheimnisse über meine Familie, von denen er wusste, dass ich sie vor ihm verborgen habe. Ich dachte, er sei gegangen, weil er in eine fremde Landschaft geraten war und den Weg zurück nicht finden konnte - oder ihn nicht finden wollte. In den Monaten nach seinem Verschwinden habe ich mir eine Menge Dinge ausgedacht.« Sie öffnete die Augen. »Seitdem ich das gelesen habe, weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.«
    Glorianna betrachtete die Aufzeichnungen, die ausdrucksstarke Handschrift, die aussah, als hätte die Hand leicht gezittert, während sie den Stift führte. Aus Eile? Oder aus Angst?
    »Du glaubst, der Rat der Zauberer hat ihn umgebracht oder ihn umbringen lassen, weil er das hier herausgefunden hat?«
    »Es ist denkbar.«
    »Aber …« Trotz der geschlossenen Türen und Fenster, und obwohl sie alleine waren, senkte Glorianna die Stimme. »Weibchen, die man heimlich für die Zucht hält? Weibchen, die nicht... menschlich sind? Selbst wenn das wahr ist - er hat nicht gesagt, wo er diese Weibchen gesehen oder wer sich mit ihnen gepaart hat. Er hat niemand Bestimmten beschuldigt, die -«
    »Peter war ein Zauberer«, unterbrach Nadia ihre Tochter. »Hätte er diesen Ort irgendwo außerhalb der Stadt der Zauberer gesehen, dann hätte er Bericht erstattet, und die Zauberer wären als Erste gegen eine dunkle Macht vorgegangen, die heimlich Stärke sammelt. Sie waren schon immer sehr lautstark dafür, die Menschheit  von den Dämonen fernzuhalten, die diese Welt mit uns teilen.«
    »Genau.«
    Nadia sah Glorianna an. Selbst im sanften Licht der Lampe auf dem Tisch wirkte ihr Gesicht älter, als sie war. »Wenn die Macht, die deine Art ins Leben gerufen hat, um die Welt zu kontrollieren, von deinen Feinden besiegt worden wäre, von denjenigen, die für das Licht standen, welche bessere Möglichkeit zu überleben gäbe es, als eine Gestalt anzunehmen, die nicht auffällt? Wie könnte man besser überleben, als durch den Bau einer Festung, in der man die Weibchen verstecken kann, die, aus welchem Grund auch immer, nicht in der Lage waren, ihre Gestalt zu verändern, aber im Mutterleib das dunkle Erbe trugen?«
    »Ich glaube das nicht. Ich glaube das alles nicht.« Aber mit einem flauen Gefühl im Magen betrachtete Glorianna die Worte auf dem Papier.
     Die Wächter der Dunkelheit sind keine bloße, ungesehene Macht, die durch Ephemera fließt und den Menschen die Gelegenheit gibt, den niederen Bedürfnissen ihres Herzens zu folgen. Und sie sind nicht so missgestaltet, dass sie in den dunklen Ecken der Städte herumschleichen oder sich in Höhlen auf dem Land verstecken und als schwarz verhüllte Gestalten erscheinen, die flüsternd Lügen verbreiten oder Unglück bringen.
    Ich habe die Krippe gesehen, die Brutstätte. Ich habe gesehen, wie Männchen, die menschliche Gesichter trugen, sich mit Weibchen paarten, die nicht menschlich sind.
    Die Wächter der Dunkelheit existieren. Sie sind wirklich. Sie tragen menschliche Masken, aber unter ihrer Haut liegt nichts Menschliches.
    Und vielleicht bin auch ich nicht menschlich. Wenn die Macht, mit der ich geboren wurde, von diesem dunklen Ort stammt, bin ich es

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