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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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menschlichen Hand spüren konnte. Ich bin eine ganze Stunde durch den Wald gelaufen. Ich war im gleichen Land, aber nicht in derselben Landschaft. Aber … die gleichen Pflanzen standen noch dort, und ich glaube, ich habe die Nachricht verstanden.  Wegen dieser Nachricht habe ich Mutter oder Glorianna nie von der alten Frau erzählt.«
    »Nachricht? Was für eine Nachricht kann man mit zwei Pflanzen übermitteln?«
    »Die Pflanzen, die sie mir geben wollte, waren Herzenshoffnung … und Tollkirsche. Belladonna.«
    Sebastian fühlte, wie ihm der Atem stockte, spürte, wie sein Herz hart gegen seinen Brustkorb schlug. Aber das Wort ›Belladonna‹ ließ seine Gedanken zum Ausgangspunkt dieses Gesprächs zurückkehren.
    »Warum sollten die Zauberer die besten Landschafferinnen vernichten? Und warum sollten die Landschafferinnen in der Schule damit einverstanden sein?«
    »Wie sind die Zauberer Rechtsbringer geworden, Sebastian?«, fragte Lee. »Warum sind sie diejenigen, die entscheiden, dass jemand auf irgendeine Art zu … fehlerhaft … ist, um in den Landschaften des Tageslichts zu leben und an den dunkelsten Ort geschickt werden muss, der in der Resonanz seines Herzens zu finden ist? Niemand erinnert sich noch daran. Es sind die Landschafferinnen, die eigentlich das Urteil des Herzens sprechen und die Person in eine andere Landschaft schicken, aber es sind die Zauberer, die entscheiden, wann sie es tun müssen. Wie sind sie zu einer solchen Macht in unserer Welt geworden?«
    Sebastian lehnte sich zurück. Ihm war nicht wohl bei dem, was er gerade gehört hatte. Wenn es stimmte, dass die Zauberer systematisch alle Landschafferinnen mit überlegenen Kräften vernichteten, so bedeutete das, dass die Rechtsbringer etwas mit Ephemera vorhatten, von dem niemand etwas wusste. Aber was sollte das sein? Und warum?
    »Na gut«, sagte Lee und griff nach der Laterne. »Ich weiß nicht, welche Tageszeit es für dich ist, aber ich muss ein paar Stunden schlafen, bevor ich in die Schule gehe und meine Arbeit aufzeichne.«
    Die Schule. Für kurze Zeit hatten die neuen Entdeckungen das Entsetzen überlagert, das ihn noch immer erfüllte. Jetzt kehrte es mit aller Macht an die Oberfläche zurück. »Das kannst du nicht.«
    »Ich muss. Ich habe keinen festen Landschaftskreis - zumindest keinen, von dem die Schule weiß -, also muss ich alle drei Monate die Orte der Brücken, die ich geschaffen habe, und die Landschaften, die sie verbinden, aufschreiben.«
    Sebastian ergriff Lees Unterarm. »Du kannst nicht zurück zur Schule. Alle dort sind tot.«
    Lee versteifte sich. »Wovon redest du?«
    »Der Weltenfresser ist entkommen. Er jagt wieder in den Landschaften.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    »Glorianna.« Er spürte, wie Lee unter seiner Hand erzitterte. »Ich glaube, Er hat die Schule angegriffen. Da waren Kreaturen - riesige Ameisen, riesige Spinnen, andere Wesen -, und ich habe ein Klassenzimmer voller Leichen gefunden.« Oder vielmehr voller Leichenteile, aber das sagte er nicht.
    »Alle?«
    Sebastian zögerte, als er das Entsetzen in Lees Stimme hörte. »Ich weiß es nicht. Wir sind weggerannt, haben es bis zu Gloriannas Garten geschafft und sind hierher gekommen.« Er ließ Lees Arm los und zog das Stück Marmor aus seiner Tasche. »Damit.«
    »Eine Einmalbrücke«, sagte Lee und strich mit dem Daumen über den Marmor. »Ich habe sie einmal für Glorianna angefertigt, als ich zu Hause gewesen bin.« Mit festem Blick sah er Sebastian an. »Ich habe drei Stück hergestellt, die zu verschiedenen Landschaften führen. Dieser hier war die Brücke in die Heiligen Stätten.«
    »Als ich meine Hand ins Wasser getaucht habe, konnte ich von den anderen Steinen nichts wahrnehmen. Nur  von diesem.« Er zögerte. »Vor dem Tor zu Gloriannas Garten lag ein Stein.«
    »Schwarzer Marmor?«
    »Nein, nur ein polierter Stein. Ich bin über ihn gestolpert. Wenn das nicht passiert wäre, hätte ich die Tafel nicht bemerkt.«
    Lee rieb sich den Nacken. »Dann wollten die Wächter des Herzens vielleicht, dass du es jetzt herausfindest. Manchmal ist es eine Kleinigkeit, die ein ganzes Leben verändern kann.« Er seufzte. »Du musst auf den Achat getreten sein. Er hat eine Brücke zum Eingang des Teils der Schule enthalten, der den Brückenbauern gehört. Der schwarze Marmor war mit dem Pfuhl verbunden. Wenn er noch im Brunnen gewesen wäre, hättest du es gespürt. Das bedeutet, dass Glorianna irgendwann in die Schule zurückgekehrt sein muss

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