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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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nachdem sie ausgestiegen war. Irgendwie hatte sie erwartet, dass Fitz hier auf sie wartete und ihr den Koffer abnehmen würde. Vielleicht hätte er auch eine Blume für sie.
    Bahnhofshalle hatte er gesagt. Warum bloß?
    Als sie Fitz in der Bahnhofshalle stehen sah, mit zwei mehr als altmodischen Helmen in der Hand, hatte sie sich im ersten Moment über die Zumutung geärgert. Holte er sie wahrhaftig mit seinem Moped ab? Er musste doch wissen, dass sie Gepäck dabei haben würde. Männer. Sie schüttelte schweigend den Kopf und ging nach einem kurzen Zögern weiter auf ihn zu.
    Sobald er sie sehen konnte, zog sie die Mundwinkel hoch und lächelte, begrüßte ihn trotz allem freundlich. Sie konnte sich ja immer noch ein Taxi rufen.
    Er grinste wie ein Spieler, der den Jackpot geknackt hat, ergriff ihre Hand, zog sie an sich und küsste sie auf beide Wangen. Sie ärgerte sich, dass ihr Herz einen Schlag lang aussetzte und sich in ihrem Bauch so eine wohlige Wärme ausbreitete.
    „Ich freue mich, Sie zu sehen“, sagte er und nahm ihren Koffer. „Kommen Sie, draußen herrscht strahlender Sonnenschein, und wir müssen noch zwei Berge überqueren.“
    Sie zuckte mit den Achseln und folgte ihm.
    Mitten auf dem Bahnhofsvorplatz stand sein Gefährt, ein grün-blauer Motorradoldtimer. Jetzt verstand sie auch, warum Fitz möglichst in der Bahnhofshalle und damit in Sichtweite bleiben wollte. Erstens sah das Teil ziemlich teuer aus und zweitens stand es sowas von im Halteverbot …
    Fitz strahlte sie an: „Eine NSU mit Steib Beiwagen, Baujahr 1954, ist sie nicht eine wahre Schönheit?“ Er reichte ihr einen der beiden Helme, der mindestens so alt zu sein schien wie das Motorrad. Stolz schritt er mit ihr zusammen auf die Maschine zu, um die sich eine Menge Menschen versammelt hatten. Einige murmelten bewundernd, zwei Männer in Lederkombis fachsimpelten und stellten Fitz eine Frage, die Corinna nicht verstand, da sie gerade versuchte, den Helm aufzusetzen.
    Obwohl Fitz ihr beim Einsteigen behilflich war, wackelte die gesamte Konstruktion. Sie war heilfroh, als sie saß und feststellte, dass es recht bequem war. „Ich kümmere mich kurz um Ihr Gepäck. Bin gleich wieder da“, sagte er und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Fitz stieg auf und ließ das Gespann im Schritttempo vom Bahnhofsvorplatz auf die Straße rollen. Gemächlich bogen sie nach links ab.
    Er rief ihr zu: „Rechts, das ist der Marienfriedhof, heute ein Park, er wurde 1834 für beide Konfessionen angelegt. Manche nennen ihn Lyrik-Park, andere Junkie-Park, wahrscheinlich ist er beides.“
    Sie wunderte sich, dass sie ihn trotz Helm und Fahrtwind so gut verstehen konnte und nickte ihm erfreut zu. Antworten wollte sie lieber nicht, denn sie traute sich nicht, den Mund aufzumachen, weil sie befürchtete, eine Fliege zu verschlucken.
    „Wir fahren am Hohnsensee vorbei aus Hildesheim hinaus und dann über den Roten Berg und Wernershöhe direkt nach Alfeld. Genießen Sie die Fahrt.“
    Corinna spürte den Wind im Gesicht. Sie lehnte sich zurück und gleich wieder nach vorn. Ganz schön hart dieser Beiwagen. Auch fühlte sie jede Unebenheit im Asphalt, und die aus ihrer Perspektive riesigen Reifen des Lasters neben ihr flößten ihr durchaus Ehrfurcht ein. Doch kaum hatten sie die Innenstadt verlassen, wurde der Verkehr dünner, und sie konnte in aller Ruhe die Landschaft betrachten.
    Als sie Ochtersum verließen und in engen Kurven einen Hügel hinauffuhren, erkannte sie die Zufahrt zur Kupferschmiede wieder. Bei ihrem letzten Besuch in Abbensen hatte Fitz sie dort zum Essen eingeladen. Anschließend waren sie durch das Wildgatter spaziert. Der Uhu hatte sie tief beeindruckt.
    Wenig später ließen sie Diekholzen hinter sich und knatterten den Roten Berg hinauf. Sie hatte das Gefühl, dass sie bergauf deutlich langsamer wurden. Hoffentlich musste sie nicht aussteigen und schieben.
    Sie schaute links zur Seite, zwischen Beiwagen und Motorrad, um festzustellen, wie die beiden Fahrzeugteile miteinander verbunden waren. Konnte es passieren, dass der Beiwagen sich löste und mit ihr bergab schoss? Sie musste grinsen. Wahrscheinlich würde er eher umfallen.
    Als sie in Sibbesse durch den Kreisel fuhren, unterdrückte Corinna den Impuls, Fitz zu bitten, zuerst nach Abbensen abzubiegen und ihrem Schloss-Hotel einen Kurzbesuch abzustatten, um sich für den nächsten Tag anzukündigen, bevor sie weiter nach Alfeld fuhren.
    Dafür blieb morgen immer noch Zeit.
    Corinna

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