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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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einspannen, sie durfte nur nichts davon bemerken.

7
    Im ICE nach Hildesheim, Montag, der 5.9.2011
    Kaum hatte der Zug Braunschweig verlassen, wählte Corinna Schwartz Fitz’ Telefonnummer. Sobald der ICE diesen Bahnhof hinter sich gelassen hatte, konnte schwerlich noch etwas schiefgehen. Jedenfalls hatte sie das bisher nicht erlebt.
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schaute auf die abgeernteten Getreidefelder. Nur der Mais und die Zuckerrüben warteten auf die Ernteeinsätze. Bäume sah sie wenige, höchstens mal eine kleine Baum- und Strauchgruppe zwischen zwei Feldern. Das hatte sie sich immer ganz anders vorgestellt. Für ihren Geschmack war die Landschaft hier viel zu eben. Sie mochte den Wald, Wald und Hügel, keine Berge, nein, die musste sie nicht haben.
    Sie lächelte. Freute sie sich wirklich in erster Linie auf den Buchenwald?
    Schloss Abbensen versprach eine Perle zu werden. Ihre Idee. Schon in ihren Vorstellungen und auf dem Papier hatte es genial gewirkt. Doch jetzt tatsächlich dabei zu sein, zuzusehen, wie aus der abgeranzten Beinahruine ein Luxushotel wurde. Das fühlte sich an wie das Prickeln von Kohlensäure auf der Zunge, wenn sie vorher ein Eis gegessen hatte.
    Das Wellnesshotel war ihr Projekt. Sie musste grinsen, ihr Bruder Robert bezeichnete es sogar als ihr Kind. Vielleicht hatte er nicht ganz unrecht. Es war ihr wichtig. Auf jeden Fall war es unglaublich spannend. Natürlich hatte sie vorher auch schon Projekte durchgängig begleitet. Schließlich war es ihre Aufgabe, den Seniorenresidenzen trotz aller Gemeinsamkeiten, die eben den großen Vorteil von Ketten darstellten, ein individuelles Gesicht zu geben, sie so zu positionieren, dass sie wie vor Ort gewachsen wirkten. Und dann hatte sie das Schloss entdeckt.
    Natürlich waren ihr Bruder und der Aufsichtsrat anfangs skeptisch gewesen. Bis Dennis Voigt begonnen hatte, sie zu unterstützen.
    Gelegentlich fragte sie sich, ob er ihr half, weil er an ihr Projekt glaubte, oder weil er hoffte, ihr dadurch näher zu kommen. Gleichgültig. Sie schob die Gedanken an Dennis zu Seite. Er verursachte ihr bei jeder Begegnung das Gefühl, sich waschen zu müssen, sobald er sie berührte.
    Fitz meldete sich nach dem zweiten Klingeln. Hatte er auf ihren Anruf gewartet?
    „Corinna Schwartz, Herr Fitz, wir haben eben die braunschweigischen Ländereien verlassen und nähern uns mit unglaublicher Geschwindigkeit dem Bistum Hildesheim.“
    „Welch ein verwegener Ritt. Von Braunschweig nach Hildesheim in weniger als einer halben Stunde. Ich bin entzückt.“
    „Zwanzig Minuten. Reicht Ihnen das?“
    „Kein Problem. Ich weile bereits in Hildesheim. Ich erwarte Sie in der Bahnhofshalle.“
    „Ist es Ihnen gelungen?“
    „Sie meinen Fonsi?“
    „Eben den.“
    „Aber selbstverständlich, meine Dame. Ihr Wunsch ist mir Befehl.“
    „Sehr erfreut.“
    „Das war die Absicht. Bis gleich.“
    Corinna sah verblüfft auf ihr Display. Er hatte einfach aufgelegt. Seltsamer Kerl. Trotzdem freute sie sich. Sie hatte den Comedian Fonsi 2010 beim Aschermittwoch der Kabarettisten im Bayerischen Gasteig gesehen. Damals hatte er auf der Bühne seine Fonsi-Uniform abgelegt und als Christian Springer deutliche Worte an Guido Westerwelle gerichtet. Seine Ernsthaftigkeit hatte ihr eine Gänsehaut verursacht.
    Nun hatte sie bei ihrem letzten Besuch in Hildesheim auf einem Plakat gesehen, dass Fonsi in Lamspringe auftreten würde. Ausgerechnet.
    Als sie ihren Wunsch geäußert hatte, sein neues Programm zu sehen, hatte Fitz sie so offensichtlich nachsichtig angelächelt, dass sie sich fühlte, als hätte sie beim Sonntagsbrunch gepupst. Sie konnte es sich kaum vorstellen, aber Fitz behauptete, dass die Tickets für die Veranstaltungen des Lamspringer September meistens sehr schnell ausverkauft waren. Restlos.
    Sie zuckte mit den Schultern. Sie hatte gleich geahnt, dass das nicht stimmen konnte. Sie würde am Donnerstag Fonsis neues Programm „Jetzt reicht’s … aber nicht für alle“ anschauen, und sie würde in der ersten Reihe sitzen. Na ja, allerhöchstens in der zweiten. Schließlich konnte sie sehr großzügig spenden, wenn sie wollte.
    Der Zug wurde langsamer. Rechts und links tauchten immer mehr Häuser auf. Sie nahm ihren Koffer aus dem Gepäckfach und schob ihn durch den Gang zur Tür. Angeblich hielt der ICE nur exakt zwei Minuten in Hildesheim. Corinna wollte auf keinen Fall nach Göttingen weiterfahren.
    Aufmerksam sah sie sich auf dem Bahnsteig um,

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