Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
Vom Netzwerk:
liebte das Schloss, viel mehr als sie erwartet hatte, und sie wollte unbedingt, dass das Konzept, ihr Konzept, erfolgreich wurde. Und sie würde alles dafür tun, was nötig war. Alles.
    Aber erst ab morgen. Den heutigen Tag wollte sie unbeschwert mit Fitz verbringen. Sie brauchte ihn.
    Erst als sie in Alfeld angekommen waren, stellte sie fest, dass ihr Koffer nicht da war. Sie erschrak. Doch Fitz lachte nur. „Ich hab da so meine Wege“, sagte er mit einer Märchenonkel-Betonung in der Stimme, während er die Tür aufschloss. „Voilà!“ Er wies mit der Hand in den Flur.
    Da stand ihr Koffer.
    „Wie haben Sie das gemacht? Oh, ich verstehe, Sie hatten Helfer.“
    „Ich hoffe, die Fahrt mit der alten Dame hat Ihnen gefallen. Ein echtes Schmuckstück und super in Schuss, sage ich Ihnen.“
    Sie überlegte kurz, dann sagte sie: „Man nimmt die Umgebung ganz anders wahr.“
    Sie führte ihre Hände in einer runden Bewegung um ihr Hinterteil.
    „Man spürt quasi jede Bodenwelle.“ Sie hoffte jedoch, dass er das nicht als Bestätigung ansah und von nun an häufiger mit ihr in diesem … diesem Ding fahren wollte.
    Er lachte. „Möchten Sie sich etwas frisch machen? Oder hätten Sie gern ein Gläschen Wein? Ich habe für das Abendessen einen Tisch reserviert. Aber ein halbes Stündchen haben wir noch, bevor wir losmüssen.“
    „Sie sind sicher, dass der Landrat da sein wird?“
    „Völlig.“
    „Dann nehme ich lieber den Wein.“
    Sie hatten in seinem Wohnzimmer entspannt geplaudert. Neben einer Bücherwand befanden sich nur ein kleiner Tisch mit vier Stühlen, eine uralte Stehlampe aus Messing und ein Gummibaum in dem Raum. Tatsächlich ein Gummibaum. Mit glänzend grünen Blättern. Er reichte bis zur Decke. Was an sich kein Wunder war, da sie sich in einem recht niedrigen Fachwerkgebäude befanden.
    Corinna überlegte, wann sie zum letzten Mal einen Gummibaum gesehen hatte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Fitz hatte ihr den Textentwurf über Schloss Abbensen und die Fotos gezeigt, die er für die Broschüre von dem Anwesen gemacht hatte.
    Sie schürzte die Lippen. „Gibt es nicht eine schöne alte Sage oder noch besser, eine tragische Liebesgeschichte aus der Gegend? Die könnte ich meinen Kundinnen auf die Kopfkissen legen lassen.“
    „Hm, ich kenne da eine Sage über einen schwarzen Hund, der bei Sibbesse sein Unwesen trieb. Warten Sie, in Eberholzen soll sich so etwas zugetragen haben, wie es Ihnen vorschwebt.“
    „Erzählen Sie.“ Sie grinste in sich hinein. Er hatte ihre Aufforderung nicht wirklich gebraucht und sprach bereits weiter.
    „Deshalb zeigt das Eberholzer Wappen zwei goldene Ringe.“ Er sah sie ernst an. „Sie wollen wirklich die Sage? Obwohl die da einen Sarkophag eines Tempelritters auf dem Kirchhof stehen haben und Totenschädel in die Kirchturmwand eingemauert wurden?“
    Sie nickte. „Die Sage bitte.“
    Er seufzte. „Also hören Sie. Vor vielen, vielen Jahren wohnte auf dem Truenberg, nördlich von Eberholzen, ein alter Ritter mit seiner jungen, ach so lieblichen Tochter Isabelle. Ein Edelmann aus der Nachbarschaft namens Lobesang war ihr in treuer Liebe ergeben. Doch der raue Burgherr, der mit des Jünglings Vater in langjährigem Zwist lebte, trat zwischen die Liebenden und schwor, ihren Bund zu trennen. Streng ließ er seine Tochter bewachen, ungerührt von ihren Bitten und Tränen. Allein, sie fand bald Mittel und Wege, ihre Wächter zu täuschen, und traf sich zur Nachtzeit heimlich mit dem Geliebten am Quell unter der Linde. Viel zu schnell verrann ihnen die Zeit, und um der stets so bitteren Trennung willen taufte man den Brunnen dann später ,Scheidebrunnen‘.“ Fitz trank einen Schluck Wein und sah sie prüfend an.
    „Das war doch wohl nicht schon alles, oder?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Nun, es gibt nach Kreisheimatpfleger Barner noch eine blutrünstigere Version.“
    „Ich hänge an Ihren Lippen“, sagte sie und hob ihr Glas wie zu einem Toast. Es gefiel ihr, dass er gelegentlich diese altertümelnde Seite hatte, dass er Wörter und Satzkonstruktionen verwendete, die sie sonst höchstens bei Lenz oder Mann las. Nur um im nächsten Augenblick völlig aus der Rolle zu fallen und sie zu überraschen. Sie hatte nie erwartet, dass sie sich auf dem Land so amüsieren würde.
    Er rezitierte weiter: „Eines Abends war der Ritter Lobesang wieder zum Scheidebrunnen geeilt, um sich dort mit seiner Geliebten Isabelle zu treffen. Da zog ein

Weitere Kostenlose Bücher