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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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bei Linden
    wirst du ihn finden
    Gib acht auf die Buchen
    dort musst du suchen
    Ich leiste den Eid
    du kommst nicht mehr weit

4
    Abbensen, Montag, der 5.9.2011
    Gabriel Sola stand unter einem der alten Eichenbäume. Er war froh, dass es ihnen gelungen war, sie trotz der umfangreichen Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe des Gebäudes zu erhalten. Sie bestimmten wohl seit je her den Charakter des Schlossvorplatzes. Er beobachtete seinen Chef, der wie immer einen dunklen Anzug mit Krawatte und Weste trug. Und das, obwohl er seit beinahe vier Monaten mehr oder weniger ständig auf einer Baustelle arbeitete und lebte.
    Der Schwartz-Konzern, bei dem Sola beschäftigt war, hatte das Schlösschen vom alten Grafen von Abbensen gegen ein Wohnrecht auf Lebenszeit in einer luxuriösen Seniorenresidenz am Steinhuder Meer eingetauscht. Der Graf hatte Zeit seines Lebens jeden Cent, den er auftreiben konnte, in die Erhaltung der Gebäude und des weitläufigen Parks gesteckt, doch gegen Schimmel und Stockflecken war er allein am Ende machtlos gewesen.
    Nun sollte die Schönheit hier einziehen. Ein Wellness-Hotel für Luxusschnepfen mit Langeweilesyndrom. Ihm konnte es egal sein. Solange sie ihm nicht in die Quere kamen. Solas Blick huschte zu dem schmalen Durchgang, der zu den Mitarbeiterquartieren und seinem Refugium im Wirtschaftsgebäude führte. Auf den ersten Eindruck alles zweckmäßig und unverdächtig. Ein Stuhl war eben ein Stuhl und ein Tisch ein Tisch. Erst wenn man einen Gefangenen daran fesselte oder Epresserbriefe darauf schrieb, wurden sie zu etwas Außergewöhnlichem. Sola wusste, dass die meisten Menschen nur das sahen, was sie zu sehen erwarteten, und er war ein Meister darin, diese Erwartungen zu erfüllen.
    Offiziell Haustechniker, Mädchen für alles, in Wirklichkeit hielt er die Fäden für ein viel lukrativeres Geschäft in den Händen.
    Was machte Wagner da eigentlich? Der Mann, der sich für seinen Chef hielt, stiefelte immer noch mit einem Maßband in den Flossen zwischen den Rabatten herum.
    Sola trat aus dem Schatten der Bäume. „Kann ich Ihnen helfen?“
    Wagner erschrak. „Gabriel, Sie, äh ja, bitte. Wenn Sie bitte mal halten würden.“ Er reichte ihm das eine Ende des Maßbandes.
    „Was soll das werden?“, fragte Sola.
    Wagner seufzte theatralisch. „Frau Schwartz möchte hier eine Tafel aufstellen.“
    „Was für eine Tafel? Das Firmenschild hängt oben an der Toreinfahrt.“
    „Das weiß ich, und sie ebenfalls. Trotzdem. Der Graf hatte sich vor der Übergabe ausbedungen, dass dieses Schloss auch in Zukunft regelmäßig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Er will so dazu beitragen, das kulturelle Erbe der Region Leinebergland zu bewahren.“
    „Und dafür braucht man eine Tafel?“ Sola bückte sich, um das Maßband auf den Boden zu legen. „Hierher?“
    Er mochte den Geruch der feuchten Erde. In seiner Heimatstadt, in seinem Viertel von Santiago de Chile, existierte dieser Duft nicht. Dort roch es höchstens nach Abfall und Abgasen. Wäre er nicht auf die Kontakte angewiesen, er hätte dem Land der Armut und der Versager schon längst komplett den Rücken gekehrt, hätte jeden Berührungspunkt eliminiert.
    „Die Tafel soll exakt in der Mitte des Beetes stehen. Frau Schwartz möchte die alte Grundrisszeichnung aus dem 14. Jahrhundert darauf drucken lassen, dazu das Wappen des Hauses Abbensen und einen kurzen, geschichtlichen Abriss der Entwicklung des Schlosses.“
    Gabriel musste grinsen. War es der Schnepfe also doch gelungen, dem tatterigen Grafen das Wappen abzuschwatzen. So etwas machte sich gut auf dem Briefpapier und auf der Arbeitskleidung der Angestellten. Sola ahnte, dass Wagner absolut nicht begeistert wäre, wenn er seine Maßanzüge demnächst mit Schwert und Eichel verzieren müsste. Ihm war das gleich, der Blaumann machte ihn sowieso so gut wie unsichtbar, egal ob mit Wappen oder ohne.
    „So, das sollte passen.“ Gabriel beugte sich zur Seite und angelte nach einem der beiden Pflöcke und dem Holzhammer, die Wagner bereitgelegt hatte. „Wer soll das Schild denn herstellen?“
    „Das geben wir bei dem Metallbauer in Auftrag, der auch die Wintergärten gebaut hat. Der kommt später sowieso noch einmal her, um die Reklamationen aufzunehmen. Der braucht sich nicht einzubilden, dass er mit minderwertiger Leistung durchkommt, nur weil wir unter Zeitdruck stehen.“
    Sola verdrehte heimlich die Augen. Wagner konnte so ein Pedant sein, wenn es um die Arbeit anderer

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