Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
die Haarspange“, sagte Denise und hielt sie in die Luft. Sie sog die Lippen ein. „Ich habe einen Holosticker zum Tauschen mitgebracht.“ Sie gab die Box an Kevin weiter, behielt allerdings das Papierröllchen in der Hand. Sie wickelte es ab. „Wir sind die Ersten!“, rief sie triumphierend.
Denise setzte sich auf den Boden, strich das Blatt glatt und trug sorgfältig ihren Namen in die oberste Zeile ein. „Hier ist auch noch ein Infozettel.“
Sie las den Text vor, während die anderen sich unter ihr in die Liste eintrugen. „Schon vor 5000 Jahren lebten Menschen an dieser Quelle. Beim Bau der Wasserleitung (1950) fanden die Arbeiter ein Flintbeil und eine Steinaxt, außerdem die Überreste von drei Ringen aus Bronze, einer Gewandschließe und einer Bronzenadel. Hm, guckt mal, da ist auch ein Bild von dieser Fibel. Sieht cool aus.“ Nur Selma hatte aufmerksam zugehört und betrachtete nun eingehend die Zeichnung.
Nachdem alle etwas ausgewählt und sich in das Register eingetragen hatten, legte Max den Behälter sorgfältig in das Versteck zurück.
Michael rief die zweite Koordinate auf und drückte das GPS-Gerät Selma in die Hand. „Jetzt bist du dran. Sag uns, wohin wir gehen sollen.“ Er ahnte, dass der letzte Cache der Reihe ganz oben bei den Ruinen der Winzenburg versteckt sein würde. Er fand es schade, dass die Kinder sich überhaupt nicht für den Infobrief über die Apenteichquellen interessiert hatten, der in der ersten Schachtel gelegen hatte. Er hatte eine Kopie herausgenommen und würde sie ihnen beim Picknick noch einmal vorlesen. Sicher würden sie sich später, wenn die Jagd zu Ende war, für die Funde aus der Bronzezeit und die alten Mythen erwärmen.
Nach dem zweiten Cache suchten sie beinahe zwanzig Minuten. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Kinder hätten aufgegeben. Selbst Michael war es schwergefallen, ihn zu entdecken. Doch quasi als Entschädigung hatten sie sich besonders über den Schatz gefreut. Alle fünf steckten die Buttons stolz an ihre Jacken.
Michael kannte Fitz nicht persönlich. Er hatte hier und da über den umtriebigen Heimatpfleger gelesen, sich aber nicht wirklich für ihn interessiert. Als die Alfelder Zeitung jedoch berichtete, dass Fitz damit begonnen hatte, bei den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des südlichen Landkreises Caches zu verstecken, hatte er alle sofort besucht, sobald sie online gemeldet worden waren. Dass Fitz sich pünktlich zu Nisis Geburtstag die Apenteiche und die Burgruine Winzenburg vorgenommen hatte, freute ihn außerordentlich.
Es ging steil bergauf. Die Gespräche der Kinder waren verstummt. Insekten summten, gelegentlich warnte ein Vogelruf die anderen Waldbewohner vor ihnen.
Selma war als Erste oben. Sie stand am Ende der Treppe vor den riesigen Steinquadern, die noch heute davon zeugten, wie überwältigend die Winzenburg einmal gewesen sein musste. Vorsichtig berührte sie die moosigen Felsen. Wegen der hohen Bäume um sie herum wirkte der Ort düster. „Lasst uns um den Bergfried herumgehen, ich habe so ein Gefühl, dass der Cache auf der anderen Seite versteckt ist“, schlug Michael vor.
Die Kinder wuselten durchs Unterholz, bis Selma den Arm in die Luft reckte, um anzuzeigen, dass sie die Koordinate erreicht hatten.
Michael blieb einen Moment stehen und drehte sich dann langsam einmal um sich selbst. Dabei scannte er die nähere Umgebung und fragte sich, wo er den Cache untergebracht hätte. Dann lächelte er. Natürlich.
Er wandte sich wieder um und beobachtete die Kinder bei ihrer Suche.
Jessicas Freudenschrei zerriss die Luft. Eine Taube blusterte von einer Fichte. Irgendwo schrie ein Eichelhäher.
Michael zog den Fotoapparat aus der Hosentasche und hielt ihn von oben über die Schachtel, die Jessica gerade öffnete. Er konnte nichts sehen, doch er spürte, dass etwas nicht stimmte.
Max fragte: „Was ist das?“
Plötzlich schrie Jessica hoch und schrill. Sie warf die Schachtel im hohen Bogen von sich und rannte davon.
„Bleib stehen, Jessica, was ist denn?“ Michael schaute verwirrt zwischen ihr und den anderen Kindern hin und her. Max schlich vorsichtig auf den Behälter zu. Als er ihn erreicht hatte, blieb er stehen, zeigte mit ausgestreckter Hand darauf und flüsterte: „Da ist ein Finger drin, in einem Frühstücksbeutel.“
‚Was für ein Witzbold‘, dachte Michael empört. Mit schnellen Schritten ging er zu Max und hob die Schachtel auf. „Das ist sicherlich nur ein Scherzartikel.“
Max
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