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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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den Asphalt abdrückte. Der Wagen rollte los.
    Zweiter Gang, Zündung, Kupplung. Zweiter Gang, Zündung, Kupplung , betete Anna in Gedanken herunter. Sie wurden schneller. Zweiter Gang, Zündung, Kupplung ... aber wann?
    „Jetzt!“, brüllte er.
    Anna legte den Gang ein, drehte den Zündschlüssel um, ließ die Kupplung kommen und gab vorsichtig Gas. Der Wagen sprang zwei Sätze nach vorne. Dann, als es schon so schien als wolle die blubbernde Maschine wieder absterben, durchfuhr das Auto einen Ruck, und der Motor heulte auf. Aus Angst, er könne wieder ausgehen, gab sie kräftig Gas und beschleunigte.
    „Er läuft! Er läuft!“, rief sie freudig aus. Sie hatte es jetzt wirklich brandeilig, doch einfach davon fahren wollte sie auch nicht. Das schien ihr zutiefst unhöflich. Also bremste sie. Als der Micra stand, schaltete sie in den Leerlauf, zog die Handbremse und stieg aus. Der junge Mann kam auf sie zugelaufen.
    Als er sie erreicht hatte, blieb er mit einem Gewinnerlächeln vor ihr stehen.
    „Na, ging doch!“, sagte er leicht außer Atem.
    Anna nickte.
    „Ich weiß nicht, welche Strecke Sie fahren müssen und ob das reicht die Batterie aufzuladen. Es kann durchaus sein, dass Sie wieder jemanden zum Anschieben brauchen!“, warnte er.
    „Sie sollten jetzt mindestens eine halbe Stunde, wenn möglich mehr, durch die Gegend fahren.“
    Anna winkte ab.
    „Jetzt läuft er erst einmal. Ich bin Ihnen ja so dankbar. Keine Ahnung, wie ich das gut machen kann?“
    „Oh, da wüsste ich was!“ Er grinste.
    Anna zog die Stirn in Falten.
    „Sagen Sie mir Ihren Namen ...“
    Anna musterte ihn aufmerksam - von oben bis unten. Er sah gut aus. Groß, athletisch, geheimnisvolle Augen. Eigentlich genau ihr Typ.
    ... zu jung.
    „Ich heiße Anna“, kam es nach kurzem Zögern.
    „Sehr erfreut“, er streckte ihr die Hand entgegen, „ich bin Ben. Naja, eigentlich Benjamin.“
    Anna nahm seine Hand und schüttelte sie zaghaft.
    „Hallo Ben. Vielleicht darf ich Sie für ihren Einsatz demnächst auf einen ... Kaffee einladen?“
    Was Dämlicheres hätte dir nicht einfallen können?
    „Würde mich freuen, Anna.“
    „Aber wie er...“
    „Schauen Sie in Ihre Hand“, unterbrach er sie.
    Als Anna ihre Hand aus seiner löste, hatte sie eine Visitenkarte in der Handfläche liegen.
    Er zwinkerte ihr zu.
    Süß ...
    „Also dann Ben, ...“, sie schaute auf die Karte und las den Nachnamen ab, „... David ... ich melde mich. Ich ... ich muss jetzt los ...“, stammelte sie. Anna merkte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, hoffte aber, dass Ben das nicht bemerkte.
    „Alles klar. Ziehen Sie los, Anna. Und immer daran denken: Den Motor erst ausmachen, wenn Sie angekommen sind. Viel Glück!“
    Ohne ein weiteres Wort machte er kehrt und schritt davon. Sie stand noch einen Augenblick da und sah ihm nach. Dann stieg sie in den Wagen.
    Anna warf einen Blick auf die Uhr. Die ganze Aktion hatte sie rund fünfzehn Minuten gekostet. Es war jetzt 6:13 Uhr. Nun hieß es Gas geben. Und genau das tat sie.
    Die Startprobleme, wie auch die Rettung durch Ben, hatten sie ihre Kopfschmerzen eine Weile vergessen lassen. Jetzt aber waren sie erneut präsent, bohrten sich mit aller Macht an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Der Druck in ihrem Auge nahm wieder an Stärke zu. Pochte. Drückte. Sie musste von Zeit zu Zeit das Auge schließen, um den blendenden Gegenverkehr aushalten zu können. Jeder Lichtstrahl fühlte sich so an, als quetsche ihr eine Klammer den Sehnerv.
    Anna übertrat das Geschwindigkeitslimit von fünfzig Kilometern pro Stunde wo immer es möglich war. Teilweise beschleunigte sie den Micra bis auf Neunzig und hoffte, dass die Polizei sie nicht erwischte.
    In Gedanken war sie bei Ben. Trotz der Schmerzen und des Zeitdrucks. Er hatte sie beeindruckt. Vor allem die Masche mit der Visitenkarte. Sie lächelte.
    Seine Karte ... wo ist seine Karte?
    Sie tastete in der Innentasche ihres Mantels danach. Nichts. Sie knipste die Innenraumbeleuchtung an und schaute sich um. Erleichtert stellte sie fest, dass sie die Karte auf dem Beifahrersitz deponiert hatte.
    Warum auch immer, sie wollte sie bei sich tragen.
    Anna lehnte sich weit zur Seite, versuchte die Karte mit spitzen Fingern zu greifen, bevor sie in der nächsten Kurve vielleicht noch in einem Spalt verschwinden würde. Der erste Versuch misslang. Als sie das Steuer ein wenig verriss und der Wagen daraufhin ruckartig nach links ausbrach, entzog sich die Karte ihrem Zugriff. Anna

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