Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
Fluß verändern? Kommt ruhig her. Jetzt habt ihr Gelegenheit, Gott zu spielen.«
    Varnett ging schweratmend auf die Öffnung zu. Er war schweißüberströmt.
    »Nur zu«, sagte Brazil. »Tun Sie es. Sie könnten jemanden auslöschen, vielleicht ein paar Billionen Jemande. Sie werden gewiß irgendeine Gleichung verändern, dafür sorgen, daß in irgendeiner Ecke zwei und zwei drei ergeben. Vielleicht wird von uns keiner mehr hier sein, vielleicht wird es uns alle gar nicht gegeben haben. Nur zu. Wem bedeuten alle diese Wesen schon etwas?«
    Varnett stand mit offenem Mund da und sah aus wie ein tief verängstigter Fünfzehnjähriger.
    »Ich – ich kann nicht«, sagte er beinahe schluchzend.
    »Und Sie, Skander? Hier wollten Sie doch sein. Und Sie, Hain?« Seine Stimme wurde hoch und schrill. »Erahner? Können Sie das erahnen? Vardia? Serge? Wuju? Slelcronier? Irgendeiner von euch ?«
    » In Gottes Namen, Brazill « schrie Skander. »Hören Sie auf! Sie wissen, daß wir nichts zu tun wagen, solange wir nicht verstehen, wie die Tafel funktioniert!«
    »Er blufft«, zischte Hain. »Ich riskiere es.«
    » Nein! « kreischte Wuju und richtete die Waffe auf das Rieseninsekt. »Das können Sie nicht!«
    »Ich zeige euch sogar, wie«, sagte Brazil ruhig und trat einen Schritt vor.
    »Bleiben Sie weg da, Nate!« befahl Ortega. »Sie könnten getötet werden, wissen Sie!«
    Brazil blieb stehen, und die pulsierende Masse neigte sich Ortega ein wenig zu.
    »Nein, Serge, das kann ich nicht. Das ist das Problem, verstehen Sie? Ich habe euch gesagt, daß ich kein Markovier bin, aber ihr habt nicht zugehört. Ich bin hergekommen, weil ihr die Tafel beschädigen, irgendeiner Rasse etwas antun könntet, die ich nicht einmal kenne. Ich wußte, daß ihr damit nicht umgehen könnt, aber ihr seid jetzt alle ganz wahnsinnig, und einer oder mehrere von euch könnten zerstören, könnten es riskieren, wie Hain eben sagte. Aber keiner von euch hat in seinem Wahnsinn die eigentliche Frage gestellt, die eine unbeantwortete Frage im ganzen Rätsel. Wer hat die markovische Gleichung stabilisiert, die grundlegende für das Universum?«
    Man hörte ein pumpendes Geräusch, wie das eines gigantischen Herzens, dessen hmp, hmp, hmp sie durchdrang. Ihre eigenen Herzen schienen stillzustehen.
    »Ich bin aus der Primärenergie des Kosmos gebildet worden«, drang Brazils Stimme zu ihnen. »Nach zahllosen Jahrmilliarden erlangte ich Bewußtsein. Ich war das Universum und alles in ihm. In den Äonen begann ich zu experimentieren, spielte mit den Kräften ringsum. Ich bildete Materie und andere Energieformen. Ich schuf Zeit und Raum. Aber bald war ich sogar dieser Spielsachen überdrüssig. Ich bildete die Galaxien, die Sterne und Planeten. Ein Gedanke, und sie waren, als geronnene Primärenergie explodierte und verwandelte Materie ausspie. Ich sah Dinge wachsen und sich bilden, den Regeln zufolge, die ich aufgestellt hatte. Und auch sie bekam ich satt. Also schuf ich die Markovier und sah sie sich nach meinem Plan entwickeln. Aber selbst dann war die Lösung nicht zufriedenstellend, denn sie kannten und fürchteten mich, und ihre Gleichung war zu perfekt. Ich kannte ihre ganze Entwicklungslinie. Und so veränderte ich sie. Ich führte in die markovische Gleichung einen Zufallsfaktor ein und zog mich dann zurück. Sie wuchsen, sie entwickelten und veränderten sich. Sie vergaßen mich und breiteten sich aus Eigenem aus. Aber da sie geistige Abbilder von mir selbst waren, lag meine Einsamkeit in ihnen. Ich konnte mich ihnen so, wie ich war, nicht anschließen, weil sie mich gefürchtet hätten. Sie dagegen hatten mich vergessen, und als sie sich materiell erhoben, starben sie geistig. Sie wuchsen nicht heran, um mir ebenbürtig zu werden, meine Einsamkeit zu beenden. Ihr Stolz wollte ein Wesen wie mich nicht als Genossen anerkennen, und es konnte ihre eigene Angst und Selbstsucht sie nicht zueinander führen. So beschloß ich, einer von ihnen zu werden. Ich bildete eine markovische Hülle und schlüpfte hinein. Ich kannte das Fleisch, seine Freuden und Qualen. Ich versuchte, sie zu lehren, was falsch sei, ihnen klarzumachen, daß sie sich ihren inneren Ängsten stellen, die Krankheit abschütteln, nicht einen materiellen Himmel erstreben, sondern die Antworten in sich selbst suchen mußten. Sie beachteten mich nicht. Und doch war das Potential vorhanden. Es ist immer noch vorhanden. Wujus Eingehen auf Güte und Mitgefühl. Varnetts Selbstaufopferung. Vardias

Weitere Kostenlose Bücher