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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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hatte sie gebeugt, und die Haut hing überall schlaff herab. Sie sah aus, als müßte sie jeden Augenblick tot umfallen.
    Aber sie fluchte, als eine hilfreiche Geste der Frachterpilotin Unterstützung versprach. Ihr Gesicht zeigte Stolz und Arroganz, aus Erfahrung und Selbsterkenntnis geboren, und ihre dunklen Augen glühten mit einer fast unabhängigen Intensität.
    Sie trat aus der Schleuse, raffte ihr langes, weißes Gewand und ließ von der Pilotin die Schleuse schließen.
    Die junge Pilotin, viel kleiner als die Matriarchin, bot der Besucherin einen Sessel an. Sie selbst setzte sich in Buddhahaltung auf das Deck und starrte die alte Frau an.
    Und der durchdringende Blick wurde erwidert. Der Rätin Lee Pak Alaina unfaßbar lebendige Augen studierten die winzige Raumfahrerin vom Scheitel bis zur Sohle.
    »Sie sind also Mavra Tschang«, sagte die Rätin schließlich mit einer Stimme, die zwar brüchig war vom Alter, aber immer noch herrisch klang.
    »Diese Ehre habe ich«, erwiderte die Pilotin mit respektvollem Nicken.
    Die alte Frau schaute sich im Schiff um.
    »Ah, ja. Wieder jung zu sein! Die Ärzte sagen mir, noch eine Verjüngung, und ich verliere meinen Verstand.« Sie sah das Mädchen an. »Wie alt sind Sie?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Und schon kommandieren Sie ein Schiff?« rief die alte Frau.
    »Ich habe es geerbt.«
    »Allerdings. Ich weiß sehr viel über Sie, Mavra Tschang. Das muß sein. Vor dreihundertsiebenundzwanzig Monaten auf Harwichs Welt geboren, das älteste von acht Kindern eines traditionalistischen Paares, Senatorin Vasura Tonge und ihres Ehemanns Marchal Hisetti, eines Arztes. Festgenommen, als trotz all ihrer Anstrengungen die Welt vor zweiundzwanzig Jahren ein Kom-Planet wurde. Freunde mit Beziehungen schmuggelten Sie zum Raumflughafen Gnoshi, als der Rest Ihrer Familie verhaftet wurde, und übergaben Sie der Obhut von Mak Hung Tschang, einer Frachterpilotin, die bestochen wurde, um Sie in Sicherheit zu bringen. Bürgerin Tschang steckte das Geld ein und zog Sie selbst auf, nachdem sie einen Arzt, dem die Approbation entzogen worden war, dazu gebracht hatte, Ihr Aussehen mehr in Richtung auf die Pilotin zu verändern.«
    Mavra sah die alte Frau mit offenem Mund an. Wie konnte irgend jemand ihr über Maki hinaus nachgespürt haben?
    »Maki Tschang wegen Schmuggels verbotener Güter auf Kom-Welten verhaftet, so daß Sie im Alter von dreizehn Jahren auf der barbarischen Welt Kaliva allein zurechtkommen mußten. Sie schafften es, indem Sie nahezu alles trieben, Erlaubtes und Unerlaubtes. Lernten mit neunzehn Jahren einen gutaussehenden Frachterkapitän namens Gimball Nysongi kennen und lieben. Nysongi wurde vor fünf Jahren bei einem Raubüberfall auf Basada getötet, und seither kommandieren Sie das Schiff allein.« Sie lächelte freundlich. »O ja, ich kenne Sie, Mavra Tschang.«
    Die Pilotin starrte die alte Frau entgeistert an.
    »Sie haben sich enorme Mühe gemacht. Ich nehme an, das sind nur die Punkte, die Sie erwähnen wollen .«
    Das Lächeln wurde breiter.
    »Gewiß, meine Liebe. Aber es sind die unaussprechlichen Punkte, die uns heute hier zusammenführen.«
    »Worum geht es?« sagte Mavra sachlich. »Um ein Attentat? Um Schmuggel? Um etwas Illegales?«
    Das Lächeln der alten Frau verschwand.
    »Um etwas Illegales, ja, aber nicht bei mir oder Ihnen. Wir haben Tausende von Gaunern genau durchleuchtet, bevor wir uns an Sie gewendet haben.«
    »Warum an mich?«
    »Erstens, weil Sie politisch amoralisch sind – Gesetze und Vorschriften stören Sie nicht. Zweitens, weil Sie bestimmte moralische Grundsätze beibehalten haben – Sie hassen die Kom-Welten, obwohl Sie sie beliefern, und zwar aus gutem Grund.«
    »Es ist mehr. Nicht nur das, was man mir angetan hat – das, was mit den Menschen überhaupt gemacht wird. Alle sehen gleich aus, verhalten sich gleich, denken gleich, mit Ausnahme der Partei, welche es auch ist. Glückliche kleine Ameisenhaufen.« Sie spuckte aus.
    »Ja, auch das. Zusätzlich haben Sie Mut, sind innen und außen hart, Ihr Heranwachsen hat Sie auf eine Art und Weise klug gemacht, von der die meisten sich nichts träumen lassen. Und daß Sie eine kleine, hübsche Frau sind, schadet auch nicht – die Leute neigen dazu, Sie Ihrer Größe wegen zu unterschätzen, und bei diesem Unternehmen wird eine Frau viel weniger verdächtig sein als ein Mann.«
    Mavra zog die Beine hoch und stützte die Arme auf die Knie.
    »Was wollen Sie also bewältigt haben, das eine

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