Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
bedeutete ihm ohnehin nichts, außer als Mittel zur Macht.
Mächtige Raumschlepper ließen das riesige spiegelartige Gerät herab, langsam, kaum merklich. Auch das berührte ihn nicht. Es kam allein darauf an, daß das Projekt so kurz vor seiner Vollendung stand.
Er ging hinüber zu Gil Zinder, der dabeisaß und zuschaute.
Der Wissenschaftler schaute sich um und starrte den anderen voll Verachtung an.
»Na, Doktor, beinahe geschafft«, sagte Trelig heiter. »Ein bedeutender Augenblick.«
»Bedeutend, ja, aber nicht das, was ich mir unter einer glücklichen Stunde vorstelle«, erwiderte Zinder stirnrunzelnd. »Hören Sie, ich habe es gemacht. Alles. Lassen Sie mich meine Tochter jetzt in der kleinen Scheibe vom Schwamm heilen.«
»Es gibt doch kein Problem, oder?« sagte Trelig lächelnd. »Yulin ist es gelungen, sie alle paar Wochen zurückzustutzen, damit ihre Fettsucht sie nicht umbringt.«
Zinder seufzte.
»Trelig, hören Sie, warum sie nicht wenigstens auf ihr Normalgewicht zurückbringen? Neunzig Kilogramm ist für ihre Größe viel zuviel.«
»Aber hier wiegt sie nur vierundsechzig Kilo«, sagte Trelig glucksend. »Das ist doch weniger als das, was sie auf Makeva gewogen hat.«
Der Wissenschaftler wollte etwas Böses erwidern, besann sich jedoch. Natürlich wog Nikki hier weniger, wie jeder, aber inzwischen hatten ihre Muskeln sich an die geringere Schwerkraft gewöhnt, und extreme Fettleibigkeit war mehr als reines Gewicht auf der Waage; sie war häßlich und schädigte den Körper. Auf Makeva wäre sie bei 1 g wohl schon nach einem Weg von hundert Metern erschöpft gewesen, aber auch hier ging es ihr nicht viel besser.
Zinder begriff jedoch, daß Nikki auf der anderen Seite würde bleiben müssen, bis Treligs Pläne abgeschlossen waren, und er wußte auch, warum der ehrgeizige und heimtückische Ben Yulin als einziger das Vertrauen genoß, Nikki unter den kleinen Spiegel zu stellen. Dem Wissenschaftler blieb also nichts anderes übrig, als zu warten, zu warten, bis die große Anlage montiert war, bis seine Gelegenheit kam.
Yulin beunruhigte ihn am meisten. Der Mann war hochbegabt, gewiß, aber er gehörte zu Treligs Sorte. Er war in seiner technologischen Überlegenheit gegenüber Trelig und allen Fachleuten Treligs gesichert – ihm würde nichts passieren. Trelig konnte Obies Spiegel ohne Yulin nicht anwenden, und Yulin war ein Anhänger von Zinders Theorien, ohne die Jahrzehnte theoretischer Forschung aufzuweisen, die zur Programmierung des Monstrums erforderlich waren. Er hätte diese Maschine niemals bauen können.
Aber bedienen konnte er sie.
Und das war Zinders größte Furcht. Sobald die Anlage fertiggestellt und erprobt war, würden er und Nikki, zumal Nikki, überflüssig sein.
Er konnte auch nicht im geheimen Obie so programmieren, daß er mit Yulin bis zu einem gewissen Punkt und nicht darüber hinaus ging; obwohl er der Konstrukteur war, durfte er nie an die Steuerkonsole, ohne daß auch Ben Yulin anwesend gewesen wäre.
Neu-Pompeii hatte Zinder die Pläne erkennen lassen, die Antor Trelig für jedermann hatte, die Art von Herr, die er sein würde. Zinder hatte innerlich alles berechnet, geprüft und gegengeprüft, doch seine einzige Hoffnung lag in unerprobten Ideen und auf unerforschten Wegen. Es hatte nie zuvor eine solche Maschine gegeben.
Mavra Tschang lenkte ihr kleines, aber schnelles Diplomatenschiff in eine Park-Umlaufbahn etwa ein Lichtjahr vor Neu-Pompeii. Sie war nicht die erste; sieben oder acht ähnliche Schiffe waren vor ihr eingetroffen und schwebten nun in einer Reihe nebeneinander. Bis auf einen langärmeligen, schwarzen Pullover und ihren Gürtel war sie genauso gekleidet wie beim Besuch von Rätin Alaina. Der Gürtel sah nun aus wie ein breites Band aus vielen Strängen dicker, schwarzer Reepschnüre, gefaßt von einer viel größeren und massiveren Drachenschnalle. Niemand konnte wissen, daß er in Wirklichkeit eine drei Meter lange Lederpeitsche war. Fächer in der Schnalle enthielten eine Anzahl von Injektoren und Mini-Ampullen für verschiedene Zwecke; die versteckten Lagen in ihren Stiefeln und den hohen, dicken Absätzen bargen andere nützliche Materialien. Dabei war das Ganze so natürlich und enganliegend, daß es den Anschein hatte, als trüge sie nichts bei sich. Sie hatte noch kleine Ohrringe angelegt, die aussahen wie aneinandergereihte Kristallwürfel. Auch sie verbargen Überraschungen.
Sie rieb ihr Gesäß ein wenig. Es brannte noch,
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