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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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jugendlich und engelhaft.
    Dann schien das Mädchen plötzlich zu leuchten. Das Licht strahlte von ihrem ganzen Körper aus, ein goldener Schein, der unfaßbar und unerklärbar war.
    In der Helligkeit konnte man das Wesen nun genau erkennen. Die Haut war von rötlicher Farbe, ein blasser Widerschein des Leuchtens; die Haare waren zu einer Pagenfrisur geformt, von blauschwarzer Farbe. Zwei winzige Ohren, sehr spitz, ragten am Kopf empor, und die Augen schienen wie die einer Katze das Licht widerzuspiegeln. An ihrem Rücken wuchsen paarweise vier für den Körper verhältnismäßig große und völlig durchsichtige Doppelflügel. Das Wesen lächelte und ging auf Mavra zu, die Hand grüßend erhoben. Beim Gehen hörte man ein leises Scharren. Mavra sah, daß es von etwas sehr Starrem herrührte, das von ihrem Rückgrat bis zum Boden hinabreichte. Der Auswuchs war von viel dunklerem Rot als der Teint des Mädchens und endete in einer gefährlich aussehenden Spitze, die eine Spur am Boden hinterließ.
    »'allo, ich bin Vistaru«, sagte das Wesen.
    »Mavra Tschang. Der große Mann dort ist Renard, das dicke Mädchen Nikki.«
    »Riihnard«, wiederholte das Mädchen. »Nihkih.«
    »Sie leiden an einer Drogensucht«, erklärte Mavra. »Man nennt sie Schwamm. Sie brauchen sehr schnell Hilfe.«
    Die Miene des Mädchens wurde grimmig. Sie sagte etwas zu sich in ihrer eigenen Sprache.
    »Wir müssen sie sehr schnell fortbringen«, bestätigte Vistaru. »Und sie sind so schwer.«
    »Ich komme allein hinaus«, sagte Mavra. »Vielleicht kann ich draußen mithelfen.«
    Die Frau, die fliegen konnte, nickte, und Mavra kletterte an der Wagenwand hinauf und sprang hinunter auf den Boden.
    Der Himmel war klarer geworden, und von den großen Sternkugelhaufen drang Licht herunter.
    Sie sah die beiden Zyklopen regungslos am Boden liegen. Sie schienen tot zu sein.
    Von ihren Retterinnen schien es eine ganze Anzahl zu geben, fünfzehn oder zwanzig. Sie schwebten lautlos umher, unbeeinflußt von den Gesetzen der Schwerkraft. Ihre Flügel summten leise, wenn sie ganz in der Nähe flogen, sonst waren sie lautlos. Einige nutzten jetzt ihre innere Leuchtkraft und erwiesen sich als in allen Regenbogenfarben schillernd, Rot und Orange, Grün, Blau, Braun, alles, und manche waren sehr dunkel, andere ganz hell. Abgesehen davon sahen sie alle ganz gleich aus. Einige hatten Packen an die Bäuche geschnallt. Von dort stammten offenbar die Seile her.
    Zusammen mit den Wesen, die Lata hießen, wie Vistaru ihr mitteilte, gelang es Mavra, eine Klappe an der Rückseite des Wagens zu öffnen und herunterzukippen, so daß sie die Bewußtlosen herausziehen konnten.
    »Können Sie sie wehecken?« fragte Vistaru.
    Mavra nickte, und die Lata sahen erstaunt zu, als sie die beiden mit ihren Fingernägeln stach.
    »Nikki, kannst du mich hören?« fragte sie.
    Das Mädchen nickte mit geschlossenen Augen.
    »Du stehst auf und gehst mit mir«, fuhr Mavra fort. Das Mädchen öffnete die Augen, stand unsicher auf und blieb stehen. »Du gehst, wenn ich gehe, bleibst mit mir stehen und setzt dich mit mir hin.«
    Dasselbe machte sie mit Renard, während sie befriedigt vermerkte, daß Nikki alle ihre Bewegungen getreu nachvollzog.
    Das schien die Lata zu verwundern. Vistaru kam auf sie zu, während die anderen ihre Glockentöne hervorbrachten.
    »Wie machen Sie das?« fragte sie. »Sie wollen wissen, ob Sie Stacheln in den Fingern haben?«
    »Sozusagen«, sagte Mavra, und sie machten sich auf den Weg.
     
     
    Es ging ziemlich mühelos. Mavra kam dahinter, daß der Grat der Berge auch die Grenze zwischen dem Zyklopen-Sechseck war, das Teliagin genannt wurde, und dem Hex namens Kromm. Der Unterschied war erstaunlich. Vom Regen war die Luft noch kühl, und der Wind wehte scharf, als sie die Grenze erreichten. Es gab dort keine Markierungen, Wachen oder Aufpasser, aber man wußte, daß es die Grenze war. Man kam sich vor, als trete man durch einen Vorhang.
    Die Luft war plötzlich schwül und schwer, so feucht, daß Mavra binnen Minuten schweißbedeckt war. Insektengeräusche, schwach und leise in Teliagin, drängten sich hier auf, als hätte man einen Lautsprecher eingeschaltet. Das Atmen fiel schwer, der Geruch war merkwürdig.
    »Keine Sorge«, sagte Vistaru. »Anders, ja, aber nicht gefährlich.«
    Das mochte sein, dachte Mavra, aber aus dem getrockneten Schlamm wurde wieder richtiger Schlamm, der Boden wirkte immer feuchter, die Vegetation beinahe dschungelartig. Am Fuß der

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