Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
Yugash ist bei ihr. Er würde viel näher herankommen müssen, damit ich ihn wahrnehmen kann – es sei denn, er befindet sich in ihrem Körper, dann wäre er überhaupt nicht zu entdecken.«
Yulin nickte. Das mußte es sein. Sie bot sich als Köder an, und wenn er sie hereinholte, würde der Yugash mit eindringen.
»Obie«, sagte er, »könnte der Yugash sich mit dir in Verbindung setzen?«
»Ja, Ben, natürlich.«
»Aber niemand in diesem Raum könnte von ihm übernommen werden.«
»Nein, Ben.«
Er überlegte.
»Obie, Standardprogrammierung.« Er gab an der Tastatur eine lange Zahlenreihe ein.
»Läuft«, sagte der Computer.
»Du nimmst keinerlei Befehle von einem Yugash an, ob er für sich ist oder sich im Körper eines anderen Wesens befindet«, sagte er tonlos. »Außerdem läßt du alle von einem Yugash stammende Informationen außer acht.«
»Verstanden«, erwiderte der Computer.
Yulin nickte zufrieden. Gut, dachte er. Soll der Yugash nur hereinkommen. Ohne Körper und unfähig, sich mit Obie zu verständigen, würde er mit ihm einen Kompromiß schließen oder ziellos herumschweben müssen. Er konnte ihm anbieten, ihn heimzuschicken, ihn irgendwie unter seine Kontrolle zu bringen.
Er lächelte. Das mochte sich sogar noch als ausgesprochen vorteilhaft erweisen. Er stand auf, ging zum Geländer und rief: »Wooly! Vistaru! Nikki! Mavra! Kommt her!«
Vier Frauen hasteten zu ihm hinauf.
»Auf der anderen Seite der Brücke steht ein Pferd«, sagte er. »Es ist mehr als ein Pferd. Es ist eine Person im Leib eines Pferdes, und sie kann reden. Sie gehört zu meinen Gegnern. Sie ist sehr gefährlich, die gefährlichste von allen. Wir müssen sie hier hereinholen. Andere warten aber in Deckung und fallen vielleicht über euch her.« Er dachte angestrengt nach. »Wenn ihr das Pferd erreicht habt, benützt ihr eure Hypnonadeln. Sagt ihm, daß es euer Pferd sei und es euch folgen müsse. Führt es oder reitet es hierher. Ihr müßt es unbedingt zu mir bringen.«
»Und die anderen, Lord Yulin?« fragten sie.
»Nummer Eins und Drei, mit euren Waffen heraufkommen!« schrie er.
Zwei andere Frauen mit schweren Energiepistolen eilten zu ihm hinauf.
Obie konnte keine organische Abwehr gegen Energiepistolen schaffen, aber die Pistolen selbst herzustellen, vermochte er mühelos.
»Ihr folgt den anderen ungefähr bis zur Mitte der Brücke«, sagte er. »Gebt ihnen Deckung und achtet auf den Torbogen. Wenn da irgend etwas herauskommt, sofort töten! Macht das Pferd euren Schwestern Schwierigkeiten, dann betäubt sie alle miteinander und bringt sie zurück! Verstanden?«
»Wir hören und gehorchen, Lord Yulin.«
Er nickte und setzte sich wieder an die Konsole.
»Obie, auf mein Kommando schaltest du den Abwehr-Status ab und öffnest die Tür. Du nimmst den Abwehr-Status sofort wieder auf, wenn ich es befehle. Kapiert?«
»Kapiert, Ben.«
»Macht euch fertig, Mädels. Also, Obie – fünf… vier… drei… zwei… eins… jetzt!«
Die Tür glitt zur Seite, und Wooly, Vistaru, Nikki und Mavra stürzten hinaus. Einige Sekunden später folgten die beiden anderen, mit den Pistolen im Anschlag. In zwei Gruppen liefen sie über die Brücke.
Mavra entdeckte sie sofort.
»Okay, Bozog, Ghiskind. Los!« zischte sie.
Wie der Blitz war der Bozog über der Brücke und verschwand an der Seite. Die Frauen, die immer noch geduckt dahinliefen, bemerkten ihn nicht.
Renard wurde von dem sich ungeheuer schnell abspulenden Draht beinahe in den Torbogen hinausgerissen. Mavra war sich bewußt, daß der Draht sichtbar war und unter einigem Lärm abrollte. Da sie unbedingt verhindern mußte, daß man ihn bemerkte, blieb ihr nur eine Wahl. Sie bäumte sich auf wie ein Wildpferd, schnellte nach vorn und hetzte über die breite Brücke.
Die Frauen waren überrascht, erholten sich aber schnell und warteten.
Mavra wurde so schnell, daß sie beschloß, einfach an ihnen vorbeizustürmen, durch die offene Tür in den Kontrollraum. Die vier Frauen sprangen auseinander und ließen eine Gasse frei, durch die Mavra hindurchhetzte. Als sie vorbeilief, spürte sie eine Reihe scharfer Stiche, dann sprang eine Gestalt auf ihren Rücken. Wieder fühlte sie Stiche, diesmal am Hals.
Sie versuchte den Reiter abzuwerfen, aber plötzlich verlangsamte sich alles, ihr Denken verschwamm, und sie blieb stehen.
»Nur weiter, Pferdchen«, sagte eine leise Frauenstimme. »Im Trab durch die Tür.«
Sie gehorchte. Die drei anderen Frauen liefen neben ihr
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