Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
entfernt war, hatte Mavra Schwierigkeiten, darüber hinaus etwas zu sehen. Die nahen Dinge erschienen scharf und klar, aber dann begann alles zu verschwimmen. Hinter der Wand sah sie undeutliche Umrisse, doch keine erkennbaren Formen. Aus irgendeinem Grund erschien ihr das falsch, aber sie befaßte sich nicht lange damit.
    Sie war sehr durstig, ging zum Wasser hinunter und ließ sich mühelos hineingleiten. Sie öffnete den Mund und trank, bis sie genug hatte, dann stieg sie wieder hinauf. Der Geruch aus dem Trog lockte sie an. Sie ging hin und begann zu essen.
    Sie hörte ein Geräusch hinter sich, sah das Männchen schläfrig herauskommen und all das tun, was sie vorher getan hatte. Sie aß weiter. Er kam bald danach zu ihr und begann ebenfalls hungrig zu essen. Eine riesige Menge Nahrung lag im Trog, aber sie hörten nicht auf, bis sie alles verschlungen hatten.
    Dann suchten sie beide den Trog ab und schlangen hinunter, was sie in ihrer Hast übersehen hatten, gingen wieder zum Wasser, tranken, schwammen ein wenig herum, stiegen den Hügel hinauf und legten sich ins Gras, um die warme Sonne zu genießen und den Geräuschen ringsum zu lauschen.
    In den folgenden Tagen änderte sich nichts. Das Männchen markierte die Insel, die Hütte, den Trog und das Wasser mit seinem Duft. Er bezeichnete die Grenzen ihres Territoriums.
    Das Essen wurde von einem sonderbar aussehenden und fremdartig riechenden Wesen gebracht, das über eine von der Wand herabzulassende Rampe zu ihnen kam; es schüttete Nahrung in den Trog, zog sich wieder zurück und klappte die Rampe hoch. Zuerst hatten sie das Wesen angegriffen, aber die Verlockung der Nahrung war zu groß, und sie ließen es in Ruhe.
    Stets hungrig, ließen sie nie etwas übrig. Wenn es nichts zu essen gab, rasteten sie, jagten einander spielerisch oder schwammen im Wassergraben. Zu keiner Zeit hatten sie einen verbalen Gedanken, zu keiner Zeit eine Erinnerung; sie fragten sich nicht einmal, wo sie waren.
    Aber die Eingriffe des Wuckls hatten die Gehirne nicht entscheidend berührt; ihre Intelligenz war noch vollständig vorhanden, und mit der Zeit kehrten die Erinnerungen langsam zurück, zuerst als seltsame Träume, als merkwürdige Bilder von fremden Wesen, die eigenartige Geräusche von sich gaben, dann als ganze Ereignisabläufe. Zuerst war es zuviel, als daß sie es begreifen konnten, aber die Zeit, die Untätigkeit und das völlige Fehlen jeglicher Angst wirkten heilend.
    Gedanken bekamen Zusammenhang. Seltsame Erscheinungen in ihrem Gedächtnis nahmen Namen an, bedeutungslose, aber unverwechselbare. Dann kam die große Hürde: Selbst-Erkenntnis. Er. Sie. Ich.
    Mavra Tschang hatte Visionen einer kalten und gebirgigen Gegend, wo riesige zweibeinige Wesen mit weißem Pelz und hundeartigen Köpfen herumliefen, Wesen, die sie kannte, denen sie bekannt war, Wesen, die vielleicht alles wußten, die ihr helfen konnten, auch wenn sie sich noch nicht erinnern konnte, warum sie Hilfe brauchte.
    Sie wußte nur, daß sie zu ihnen mußte. Es war ein Gebot, wie Essen und Schlafen. Es war etwas, das sein mußte.
    Für Joshi gab es eine andere Empfindung; er wußte, daß es seine Aufgabe als männliches Wesen war, das Weibchen zu begatten und zu beschützen. Er hatte keine Visionen von fremdartigen Wesen in weißem Pelz, mit gütigen Augen, aber auch er spürte, daß er seiner Gefährtin folgen mußte, wohin sie auch ging.
    Flucht wurde für Mavra zur Besessenheit. Sie suchte die ganze kleine Insel nach einem Fluchtweg ab, fand aber keine Möglichkeit, über die Mauer zu gelangen.
    Als schließlich das Wesen mit der Nahrung kam, fiel ihr etwas ein. Das Wesen war sicher, daß der Geruch der Nahrung sie von der Rampe fernhalten würde – und bei den ersten Gelegenheiten war der Duft auch unwiderstehlich. Aber während das Wesen die Nahrung brachte, war die Rampe heruntergelassen, und dort konnte man über die Mauer gelangen.
    Sie war auf undeutliche Weise sicher, daß sie sich in einem Zoo befanden, auch wenn der Begriff nur ein verschwommener war. Es fiel schwer, zu denken, Pläne zu entwerfen. Sie versuchte zu laufen, so schnell sie konnte, und entdeckte, daß sie, obwohl dick und niedrig gebaut, kurze Zeit sehr schnell rennen konnte. Sie war überzeugt davon, daß sie dem Geruch der Nahrung widerstehen konnte, wenn es darauf ankam. Sie wünschte sich, das dem Männchen begreiflich machen zu können, aber obwohl sie sich bemühte, brachte sie, wie er auch, nur Grunzlaute hervor. Aber

Weitere Kostenlose Bücher