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Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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hob mit je einer Hand die beiden Wesen auf, als hätten sie überhaupt kein Gewicht. Er ging mit ihnen den Weg zurück.
    Toug war Waldhüter; verletzte Tiere waren nicht sein Aufgabengebiet, und so ging er zum Haus des Wildhüters, der Tierkunde studiert hatte. In den zehn Minuten, die Toug brauchte, um zum Haus zu gelangen, regten die beiden Geschöpfe sich nicht.
    Der Wildhüter klickte ein paarmal gereizt mit dem Schnabel und beklagte sich über die Störung beim Mittagessen, bezeugte jedoch Interesse, als er Tougs Bürde sah. Er bat den Forstaufseher, die beiden in den Operationssaal zu bringen.
    Darin gab es einen über drei Meter langen Operationstisch, den man in jeder Richtung verstellen konnte, einige Bottiche, Kästen und Kühlgeräte. Er schaltete Spezialbeleuchtung ein, Joshi wurde auf den Boden gelegt und Mavra auf den Tisch gehoben, damit der Wildhüter sich mit ihr befassen konnte. Er war kleiner als Toug und offenkundig etwas älter, sah ihm aber sonst sehr ähnlich.
    »Wo haben Sie die beiden gefunden?« fragte er.
    »Beim Zaun, so, wie Sie sie sehen«, erwiderte Toug. »Ich bekam ein Alarmzeichen von Posten 43 und ging hin.«
    »Haben sie denn versucht, nach Ecundo zu gelangen?« fragte der Wildhüter verwirrt.
    »Nein, Senior, allem Anschein nach wollten sie nach Wuckl.«
    Der Wildhüter betastete den Körper Mavras.
    »Kehren Sie auf Ihren Posten zurück«, sagte er schließlich. »Das erfordert einiges Nachdenken.«
    »Sie sind also nicht tot?« fragte Toug.
    Der andere bewegte den Kopf im Kreis.
    »Nein, nicht tot, aber die Stromstöße waren zu heftig für sie. Gehen Sie, während ich versuche, dieses Rätsel zu lösen.«
    Als Toug fort war, befaßte er sich gründlich mit Mavra und Joshi. Er konnte einfach nicht begreifen, was er vor sich hatte. Als Tiere ergaben sie keinen Sinn.
    Das Gehirn erschien ungewöhnlich groß und komplex, aber es hatte wenig zu leisten. Bei derart beschränkter Beweglichkeit und dem Fehlen jeder Greiffähigkeit konnten diese Wesen einfach nicht von einer so hohen Ordnung sein. Unübersehbar handelte es sich um Huftiere. Sie hatten Ähnlichkeit mit Bundas, aber ihre innere Zusammensetzung paßte nicht dazu, und die Gesichter waren nach unten gewandt. Beine, Muskelspannung und dergleichen waren zu offensichtlich korrekt, um Konstruktionen zu sein, also mußte er Mutationen vor sich haben. Aber Mutationen wovon?
    Sie waren fremdartig, soviel stand fest. Der Wuckl griff nach seinem Sechseck-Welt-Katalog und blätterte ihn durch, aber nichts paßte. Zentauroiden gab es, gewiß, aber diese Wesen hatten nichts mit ihnen zu tun. In mancher Beziehung hatten sie Ähnlichkeit mit den Bewohnern Glathriels, waren aber doch so verschieden davon, daß der Wuckl diese Möglichkeit ausschloß. Alles andere kam noch weniger in Frage.
    Er stellte die Bücher zurück, überzeugt davon, daß er Tiere vor sich hatte, keine intelligenten Wesen, ungeachtet der Gehirnstruktur.
    Aber was mit ihnen tun? Ihre Nervensysteme hatten stark gelitten. Die Wesen brauchten Hilfe, oder sie würden sterben, und obwohl er nicht genau wußte, was er vor sich hatte, war der Wuckl doch nicht so viele Jahre bestrebt gewesen, sich in sein Fachgebiet einzuarbeiten, um Tiere sterben zu lassen, wenn es in seiner Macht stand, sie zu retten.
    Mavras Fortpflanzungssystem machte den Wuckl stutzig. Jemand mit Fachkenntnissen hatte hier Eingriffe vorgenommen, primitive, aber wirksame. Es waren also keine wilden Geschöpfe.
    Er dachte nach und kam zu dem einzigen Schluß, der zu den Fakten zu passen schien. Er erinnerte sich, daß fünf seiner Mitstudenten relegiert und ausgestoßen worden waren. Was er vor sich hatte, erinnerte den Wuckl an ihr Experiment. Sie hatten ein Tier hergenommen und nach Belieben daran herummanipuliert, Gliedmaßen umgestaltet, Organe von anderen Tieren eingesetzt. Sie hatten Ungeheuer erschaffen.
    Wenn nun neue Studenten etwas Ähnliches unternommen hatten? Und, Entdeckung fürchtend, die armen Wesen in Ecundo ausgesetzt hatten, damit sie gefressen oder auf andere Weise den Wuckl-Behörden entzogen wurden?
    Kein Wuckl konnte bewußt töten, so daß diese Lösung des vermeintlichen Dilemmas dem Wuckl gar nicht in den Sinn kam.
    Das mußten diese Tiere also sein. Grauenhafte Schöpfungen irregeleiteter Studenten. Das erklärte vieles, aber die Konsequenzen waren noch furchtbarer. Die Gehirne mochten von Wesen hoher Ordnung stammen, vielleicht in der fötalen Phase eingepflanzt, mit den Wesen

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