Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
sich durch Steuerelemente. Lichter und Zeiger zuckten, die Energiezufuhr stieg, und es war Zeit, zu beginnen.
»Obie?« rief Zinder.
Es gab eine kleine Verzögerung, dann kam die Antwort, in seiner eigenen Sprache.
»Ja, Doktor? Hier bin ich«, sagte eine ferne Stimme.
»Kannst du die Fortschritte der Expeditionen nach Norden feststellen?« fragte Zinder.
»Noch niemand hat sich auf den Weg gemacht, wenn Sie das meinen«, erwiderte der Computer bedächtig. »Ich habe die Eingaben im Zone-Tor von Yugash überwacht. Bisher nur die Norm, und nichts aus dem Süden, das in Frage käme. Außerdem ist es mir gelungen, Yaxa-Funkverkehr teilweise abzuhören, wie Sie es erbeten hatten.«
Zinder nickte vor sich hin. Das brauchte er. Obie war ein grandioser Computer, aber verglichen mit dem Schacht der Seelen nur ein kleines Spielzeug. Der Schacht hatte natürlich keine Selbstwahrnehmung, aber was er enthielt, stand Obie offen – der bedauerlicherweise nicht die Kapazität besaß, einen solchen Berg an komplexen Daten zu verarbeiten. Im Laufe der Jahre hatte Obie jedoch gelernt, Untergruppen der Daten aus dem Schacht zu nutzen; die Yaxa-Übersetzungen waren begrenzt genug, um erfaßbar zu sein, aber Obie hatte Wochen gebraucht, sie herauszuschälen.
»Wie weit sind sie schon?« fragte Zinder.
Der Computer zögerte nicht.
»Viele Probleme sind aufgetaucht. Zum einen die Anzugerprobungen mit schwachen Ergebnissen; die Atemgeräte funktionierten nicht richtig, das hätte beinahe zu zwei Todesfällen geführt«, berichtete er. »Man mußte wieder von vorne anfangen. Der Fehler hängt mit den Einschränkungen halb-technologischer Hex-Anforderungen zusammen – ich könnte das augenblicklich beheben –, aber sie sitzen noch eine Weile fest.«
Gut, dachte Zinder zufrieden.
Der Haken bei der Sache war natürlich der, daß Yugash zwar ziemlich nahe bei Uchjin lag, wo das notgelandete Schiff die vielen Jahre stand, aber eben nicht unmittelbar daneben, sondern einige Hexagons entfernt. In keiner der nördlichen Nationen gab es eine Atmosphäre, die für Leben auf Kohlenstoffgrundlage geeignet war. Ein gewöhnlicher Raumanzug genügte nicht; ein Bewohner aus dem Süden würde einen Lastwagen voll Sauerstoffflaschen brauchen, nur um die 355 Kilometer einer Nicht-tech-Hex-Seitenlänge zu bewältigen. Elektrische Luftumwandler funktionierten in einem halb-technologischen Hex ebenfalls nicht; eine Lösung mußte gefunden werden, sonst würden die Yaxa und Ben Yulin, selbst wenn sie den Norden erreichten, Uchjin nicht lebend sehen.
Ortega stand nicht mehr vor einem solchen Problem. Obie hatte es längst gelöst, und die Geräte, zur Zeit in sicheren und ahnungslosen Sechsecken versteckt, waren nach Gil Zinders Anweisungen hergestellt worden. Ortega konnte nach Uchjin gelangen, aber das Raumschiff nicht fliegen. Zinder konnte auch nicht mitkommen; die Oolakash waren in ihrer eigenen Umwelt nahezu unüberwindbar, doch sie konnten sie nicht verlassen. Außerdem vermochten die verfügbaren Antriebe auf der Sechseck-Welt nicht genügend Schubkraft zu erzielen, um die Wirkung des Schachts auf das Hex und anliegende nicht-technische und halb-technische Hexagons zu überwinden und ein solches Fahrzeug in den Weltraum zu befördern.
Gil Zinder war ein beteiligter Außenstehender.
»Was ist mit dieser Tschang und ihrem Begleiter?« fragte er.
Der Computer seufzte auf sehr menschliche Weise.
»Sie wissen, daß sie überhaupt nicht registriert wird, weil sie nie durch den Schacht gegangen ist«, erinnerte er den Wissenschaftler. »Was Joshi betrifft, nun, Sie kennen die Anzahl von Lebensformen auf der Sechseck-Welt. Wenn ich die Struktur seines Typs kennen würde, könnte ich ihn aufspüren – aber selbst wenn ich ihn jetzt direkt unter Überwachung hätte, könnte ich nicht wissen, ob es der Richtige ist.«
Damit sprach immer mehr dafür, daß die Yaxa und Yulin Neu-Pompeii als erste erreichen würden – Yulin, der den Bau von Obie beaufsichtigt hatte und, wie Zinder jetzt vermutete, Zugang zu Schaltungen im Computer besaß, die Obie zwingen würden, ihm zu Willen zu sein. Von allen Beteiligten war Yulin am ehesten geeignet, Obie zu nutzen, und am befähigtsten, Versuche des Computers, sich zu befreien oder Yulin etwas in den Weg zu legen, zu verhindern.
Gil Zinder seufzte.
»Ich fürchte sehr, daß wir das Undenkbare werden tun müssen, Obie. Wenn die Yaxa auf die richtige Spur kommen, müssen wir vor ihnen auf Neu-Pompeii sein, und
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