Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
Vistaru sorgenvoll ein.
»Immer noch besser, als blind zu suchen«, sagte die Yaxa, und man einigte sich auf Renards Vorschlag. Nachdem sie eine halbe Stunde am Boden gerastet hatten, flogen sie wieder hinauf.
Einige Zeit später geschah endlich etwas.
»Da, rechts!« schrie Wooly. »Mucrolier, die etwas verfolgen! Zwei Gestalten!«
Zunächst sah keiner von den anderen, was sie entdeckt hatte, da die Lata Nachtaugen hatten und Renards Sehvermögen nur durchschnittlich war. Aber sie folgten der Yaxa.
»Da!« rief auch Renard schließlich. Er beugte sich im Sattel vor und deutete hinunter.
Etwa ein halbes Dutzend Mucrolier jagte zwei kleinere, dunkle Objekte über die gelblichweiße Ebene. Die Verfolgten hatten keine Chance; ihre Jäger waren viel schneller als sie.
»Es ist Mavra!« schrie Wooly, und zum erstenmal klang aus ihrer Stimme Erregung.
Renard zog seinen langen Stab aus der Scheide an Domarus Satteltasche.
»Paßt auf, daß sie mich nicht abschießen«, sagte er zu den anderen. »Ich greife ein.«
Die sechs Mucrolier am Boden hatten genug von der Jagd und setzten dazu an, die Beute zu erlegen, als sie über sich das Rauschen schwerer Flügel hörten. Einer schaute hinauf und brüllte seinen Kameraden etwas zu.
Mavra Tschang entdeckte sie auch und wußte sofort, wer sie sein mußten, obwohl die Yaxa eine Überraschung für sie war. Sie hatte nicht die Absicht, sich fangen zu lassen; als die Mucrolier sich der neuen Bedrohung stellten, hetzte sie über die Ebene, so schnell sie konnte, gefolgt von Joshi.
Einer der Mucrolier hob sein Gewehr und wurde plötzlich von einer kleinen Gestalt gerammt. Vistaru ließ sich mit den Füßen voraus hinabfallen, prallte gegen die Schnauze des Wesens und stieß ihren Stachel in seinen Körper.
Die Aufmerksamkeit des Rudels wurde abgelenkt. Domaru flog tief an, und Renard stieß mit seinem Taster zu; die Tausende Volt in seinem Körper strömten durch den rechten Arm und den Stab hinaus. Es gab einen grellen Blitz, als einer der Mucrolier getroffen wurde. Er kreischte entsetzt und brach zusammen.
Die Mucrolier waren keine disziplinierten Soldaten, sondern Flüchtlinge, und der Angriff brachte sie durcheinander. Als Renard zustieß, wandten sie sich gemeinsam wieder gegen ihn, ein Gewehrlauf hob sich, und Vistaru stürzte sich auf eines der Wesen, während Renard im selben Augenblick ein zweites mit dem Taster niederstreckte. Die beiden restlichen Mucrolier gerieten in Panik und ergriffen die Flucht.
Renard lachte triumphierend und landete in der Nähe der am Boden liegenden Gestalten. Vistaru ließ sich sanft auf Domaru nieder.
»Uff«, sagte sie keuchend. »Das habe ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht.«
»Mir geht es nicht anders.« Renard lachte. »Aber wie in alten Zeiten, nicht wahr? Wir können es noch.« Sein Grinsen verschwand plötzlich. »Wo ist Wooly?« Er drehte sich um, gemeinsam mit Vistaru.
»Da!« schrie sie.
Die orangeroten Flügel flatterten in der Ferne, unterwegs zur Grenze von Alestol.
»Wir sind hereingelegt worden«, zischte Renard. »Während wir kämpften, hat sie Mavra geschnappt.«
Sie nahmen sofort die Verfolgung auf, aber es war zwecklos. Die Yaxa war mindestens ebenso schnell wie Domaru, wenn nicht schneller, und Vistaru konnte ihre Geschwindigkeit nur über kurze Strecken ausspielen. Mit jeder Minute, die verging, vergrößerte sich so der Abstand. Sie überflogen die Grenze von Alestol, wo das Land grün war – und tödlich. Unter ihnen standen riesige, faßförmige Pflanzen und warteten darauf, daß sie herunterkamen.
»Es hat keinen Sinn«, sagte Vistaru. »Ich weiß, wohin sie unterwegs ist. Wir sind übertölpelt worden.«
»Was meinen Sie?«
»Sie will zum Zone-Tor von Alestol und die beiden zur Yaxa-Botschaft in Zone bringen. Wir werden gleichzeitig immer weiter nach Alestol hineingelockt, das im Krieg auf der Seite der Yaxa stand. Früher oder später müssen wir landen, um zu trinken oder zu rasten, und die Gaspflanzen werden uns betäuben und auffressen. Wir müssen sofort umkehren. Außerdem hat sie uns weit von dem nächsten Zone-Tor weggelockt, das wir benützen könnten.«
Renard wollte sich die Wahrheit nicht eingestehen, aber Vistaru hatte recht. Als klar wurde, daß sie Wooly nicht einholen konnten, blieb keine andere Wahl, als ein Zone-Tor aufzusuchen, Ortega zu alarmieren und sich in Zone bereitzuhalten. Leider waren sie gut sechshundert Kilometer von einem nutzbaren Tor entfernt und ziemlich
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