Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
ausgetauscht waren, atmete man auf.
»Ich bin der Ghiskind von Yugash«, sagte das Kristallwesen. »Das sind Antor Trelig und Burodir von Makiem, Makorix und Faal von Dillia, Vistaru von Lata und Roget von Agitar«, erklärte er, Renards Pseudonym gebrauchend. »Alle aus dem Süden.«
Die Körper der Masjenadier drehten sich ein wenig, offenbar, um die anderen zu betrachten.
»Wir haben eben andere verständigt«, sagte das gelb leuchtende Wesen. »In wenigen Minuten werden wir alles hier haben, was wir brauchen. Es ist möglich, daß wir euch in einem Tag hinübertransportieren können.«
Das war für alle eine gute Nachricht.
»Was ist mit der anderen Gruppe?« fragte Burodir. »Hat man etwas gehört?«
Das Licht erlosch kurz und leuchtete wieder auf.
»Sie sind weit nördlich von hier herübergekommen«, erwiderte der Masjenadier. »Auch sie lassen sich von Freunden fliegen. Wir wollen die Distanz beibehalten, ungefähr einen halben Tagesmarsch.«
»Etwas Neues über Pugeesh?« fragte Renard sorgenvoll.
»In Oyakot könnt ihr mehr erfahren«, gab der Schwan zurück. »Wir wissen wenig.«
Es blieb kurze Zeit still, dann war die Luft plötzlich von glitzernden Masjenadiern erfüllt. Die seltsamen Wesen durchdrangen einander, flogen hin und her, hinauf und hinunter.
Jedes Durchdringen schien einen langen Strang glasartigen Tauwerks zu erzeugen. Die Muster wurden immer komplizierter, und sie verwoben den starren Stoff zu einem einzigen Geflecht, das einem riesigen Netz glich.
»Wo kommt das Zeug her?« fragte Vistaru.
»Aus ihnen, glaube ich«, erwiderte der Ghiskind. »Aus ihren Körpern. Im Norden können die Dinge von einem Hex zum anderen völlig verschieden sein, vergessen Sie das nicht. Nicht nur verschiedene Lebensformen, sondern auch gänzlich andersartige Erscheinungen, die miteinander nicht das geringste zu tun haben. Yugash grenzt hier seit der Mitternacht am Schacht der Seelen an, aber wir wissen noch immer nicht mehr darüber, was sie tun, warum sie es tun und wie sie es tun.«
Das sonderbare Flugballett war beendet, und das riesige Geflecht, das sehr biegsam zu sein schien, war fertiggestellt.
Schwäne, die am Netz nicht beteiligt waren, huschten umher und prallten miteinander zusammen – aber diesmal tauchten sie auf der anderen Seite nicht wieder auf, sondern verschmolzen miteinander zu Masjenadiern von doppelter Größe. Diese wiederholten das Verfahren mit anderen kombinierten Wesen, bis acht riesengroße Schwäne von vielleicht zwölf Metern Länge die Gruppe fast zudeckten. Sie schwärmten aus und begaben sich paarweise an das Netz, flossen ein wenig in das Geflecht hinein, aber nicht in die normal großen Wesen dort, und ließen das Ganze auf den Boden hinab.
Die Reisenden waren vor Staunen fast erstarrt, und der Ghiskind mußte sie aus ihrer Versunkenheit reißen.
»Schaffen wir die Ausrüstung in das Netz!« befahl er, und nach einigen Augenblicken machten sie sich an die Arbeit, rollten zuerst den Wagen darauf, dann schleppten sie die Traglasten. Schließlich breiteten sie ein großes Fell vor und hinter der Fracht aus. Es kostete einige Versuche, Ladung und Passagiere richtig zu verteilen.
»Sollten wir nicht Gurte haben oder so etwas?« fragte Vistaru.
»Keine Sorge«, erwiderte der Ghiskind. »Sie werden sehen, daß es nicht so schlimm ist, wie es aussieht. Halten Sie sich nur von den Rändern fern, und achten Sie auf das Gleichgewicht.«
Bevor jemand etwas erwidern konnte, erhob sich das Ganze in die Luft. Es war ein merkwürdiges Gefühl – kein Ruck, keine Empfindung der Beschleunigung, ganz so, als wären sie plötzlich schwerelos geworden und davongeschwebt. Nur die acht riesigen Masjenadier, deren Schwingen sie alle überschatteten, und die Dutzende von kleineren wandten Energie auf.
Sie befanden sich mehr als tausend Meter über dem Boden, bevor sie sich umschauten, und das Land entfaltete sich unter ihnen.
Masjenada sah aus der Luft wie eine unebene, bucklige Leinwand aus, auf der Millionen Liter Leuchtfarbe verspritzt worden waren. Es war ein atemberaubender Anblick, zumal im Vergleich mit der tristen Dunkelheit Yugashs oder der schwefelgelben Atmosphäre und dem dunkelblauen Teppich des nicht-technischen Zidur zu ihrer Rechten.
Obwohl sie das unheimliche Gefühl hatten, sich gar nicht zu bewegen, veränderte sich das Gelände unter ihnen unaufhörlich.
Stunden vergingen, die Aussichten wechselten, ein niedriges Gebirge wurde mühelos überflogen. Die Sonne
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