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Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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allem Schluß zu machen, Niedergeschlagenheit, all das, was die Markovier empfanden, wenn sie die Tore benützten, um hierherzukommen. Aber es war seitdem auch ein interessantes Leben. Ich bereue von Vergangenheit und Gegenwart nicht viel. Und Sie?«
    Mavra lachte trocken.
    »Ich? Da gibt es nicht viel, was Sie nicht schon wissen. Und was die Reue angeht – ich weiß nicht. Manches würde ich lieber anders machen. Meinen Mann hindern, zu dem Treffpunkt zu gehen, wo man ihn umbrachte. Den verdammten Stein in Olborn nicht berühren, der mich in einen Halbesel verwandelt hat. In den letzten Jahren nicht so selbstzufrieden gewesen sein. Ich weiß immer noch nicht, warum ich in Glathriel geblieben bin und mich so ruhig damit abgefunden habe.«
    »Wenn Sie sich dann wohler fühlen – Sie hatten kaum die Wahl«, erklärte die Yaxa. »Alle sechs Monate sind Sie von den Ambreza untersucht worden. Eines der Geräte, mit denen man Sie behandelte, war gleichzeitig ein Hypno-Apparat. Man hat Ihre Einstellung stufenweise verändert – ganz langsam, damit Sie nichts davon merkten.«
    Mavra spürte, wie der Zorn in ihr aufstieg.
    »Das war es also«, sagte sie tonlos. »Das erklärt vieles.«
    »Aber in einer Krise setzte sich Ihr altes Ich wieder ganz durch«, betonte Wooly. »Man wagte nicht, zu stark oder zu tief einzugreifen, sonst wären Sie später nutzlos gewesen. Und damit kommen wir zu Ihrem Einsatz bei dieser ganzen Affäre. Nur der Computer dort oben kann Sie wieder zu einem Menschen machen, wissen Sie – oder der Schacht selbst, der Sie aber zu etwas anderem machen könnte, als Sie es sein wollen. Ich garantiere, daß man, wenn Sie auf irgendeine Weise entkämen, einen Weg finden würde, Sie vom Schacht fernzuhalten, damit Ihr Wissen nicht in die Hände anderer fällt. Man würde eine vollständige Gehirnabtastung vornehmen, vielleicht einen Yugash einsetzen, um zu verhindern, daß Sie vom Schacht verwandelt werden. Sie wären dann wirklich ein dummes Pferd.«
    »Ich weiß nicht, ob mir das nicht egal wäre«, sagte Mavra leise.
    »Wie?« erwiderte Wooly verblüfft. »Im Ernst?«
    »Ich denke immer wieder über mein Leben nach und frage mich, wohin ich eigentlich zurück will. Manchmal fühle ich wie die Markovier – Geld; etwas Macht, die mit dem Geld einhergeht; Fähigkeiten; mein eigenes Raumschiff, obwohl das inzwischen wohl verkauft worden ist. Aber wozu? Irgendwann habe ich etwas verfehlt, und ich weiß nicht, was es war.«
    Sie schwiegen geraume Zeit.
    Mavra fühlte sich betäubt und ausgelaugt. Zuerst führte sie es auf Erschöpfung zurück, aber der Zustand blieb, und die Betäubung legte sich bleiern auf ihr Gemüt. Sie schüttelte den Kopf und spürte, wie sie einduselte.
    Sie sah sich als kleines Mädchen über eine Wiese zu einem großen Bauernhaus laufen, zu ihren Großeltern, mit ihnen auf der Veranda sitzen, spielen und sich unterhalten. Trotz ihrer erst vier oder fünf Jahre spürte sie aber dann, daß irgend etwas nicht richtig war. Sie weinte und klagte, als die Großeltern fortgingen. Sie wußte, daß sie nicht wiederkommen würden, und so war es auch. Im Haus herrschte große Geschäftigkeit, Leute gingen aus und ein und flüsterten miteinander.
    Einmal versteckte sie sich hinter einem Sofa, während ihre Mutter mit zwei großen Männern debattierte.
    »Nein, wir verlassen diese Farm und diese Welt nicht!« rief ihre Mutter wütend. »Wir wehren uns! Wir wehren uns, solange wir atmen können!«
    »Wie Sie wollen, Vashura«, sagte einer der Männer, »aber das werden Sie bedauern, wenn es zu spät ist. Courile ist jetzt an der Macht. Sie wissen es. Er wird hart durchgreifen. Denken Sie an die Kinder.«
    Aber es war schon zu spät gewesen. Man hatte noch einige politische Gegner ziehen lassen, aber nicht ihre Eltern, weil sie die Opposition anführten. Ihre Kinder sollten Beispiele für die neue konformistische Gesellschaft werden, und die Eltern würden zusehen müssen. Ein Beispiel für die Nation, für die Welt.
    Und eines Nachts war der seltsame kleine Mann gekommen. Ein kleiner, magerer Mann, der durch ein Fenster, ihr Fenster, eingestiegen war. Sie hatte schreien wollen, aber er war so komisch gewesen und konnte so nett lächeln. Er hielt den Finger an die Lippen, zwinkerte ihr zu und ging durch ihre Tür hinaus.
    Bald hörte sie dumpfe Stimmen, dann kam ihr Vater mit dem seltsamen kleinen Mann zurück.
    »Mavra, du mußt mit deinem Freund hier mitgehen«, flüsterte er ihr zu.
    Sie war

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