Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
zermürbenden Droge mit dem Namen ›Schwamm‹. Und dazu kam Mavra Tschang.
Er seufzte. Sooft er an sie dachte, empfand er Schuldbewußtsein und Mitleid, so daß er sich Mühe gab, sich ihrer so wenig wie möglich zu erinnern.
Da das Schiff im Norden nicht zugänglich war, hatten sich einige Nationen der Sechseck-Welt miteinander verbündet, um die Antriebskapsel im Süden in ihre Gewalt zu bringen. Die kaltunmenschlichen Yaxa-Riesenfalter, die einfallsreichen Hochtech-Metamorphen der Lamotien und Ben Yulin, jetzt ein Minotaurus, der in Dasheens Männerparadies lebte, waren marschiert, hatten getötet und erobert. Die froschartigen Makiem, die kleinen Satyre von Agitar, die große, geflügelte Pferde ritten und die Fähigkeit besaßen, in ihren Körpern nach Wunsch Tausende Volt zu speichern und zur Entladung zu bringen, und die pterodactylartigen Cebu waren marschiert, hatten in ihrem eigenen Krieg getötet und triumphiert. Sie verließen sich auf Antor Treligs Fähigkeit, sie zurück zu Neu-Pompeii und Obie zu führen. Alles so lange her, dachte er.
Er erinnerte sich, wie Renard durch den Schacht vom Schwamm geheilt worden war, als er ihn in einen Agitar verwandelt hatte, und wie er sich aufgelehnt hatte, als er entdeckte, daß er noch immer seinem alten Herrn Antor Trelig diente. Dann hatte er sich auf die Suche nach der Frau gemacht, die den Kampf ums Überleben auf dieser feindseligen Welt nie aufgegeben und ihn am Leben erhalten hatte, bis er gerettet worden war.
Mavra Tschang war auch Augenzeugin der Vernichtung des Raumschiffantriebs gewesen. Auf dem Weg nach Gedemondas war sie von den fanatischen Riesenkatzen in Olborn gefangengenommen und mit Hilfe von besonderen Steinen in ein maultierähnliches Wesen verwandelt worden. Zu allem Unglück hatten sie bei Mavra die Verwandlung erst halb bewältigt, als sie gerettet worden war.
Ortega empfand eine gewisse Befriedigung darüber, daß Olborn im Krieg praktisch zerstört worden war und man die Führungsschicht in kleine Maultiere verwandelt hatte.
Eine gewisse Befriedigung, aber mehr auch nicht: Ein Raumschiff lag unbeschädigt im Norden, im fernen, unerreichbaren Uchjin. Überdies war Obie sehr wohl lebendig und aktiv, wenngleich zur Zeit gefesselt durch den ahnungslosen Schacht-der-Seelen-Computer, der zu dem Schluß gekommen war, Obie sei der Ersatz für ihn selbst, und eine neue herrschende Rasse habe sich eingefunden. Immer wieder versuchte er, Obie die Kontrolle über die Hauptgleichungen zu übertragen, die alle Materie und Energie im endlichen Universum stabil hielten. Aber das war so, als wolle man das gesamte Wissen der Menschheit einer Ameise einpflanzen – und zwar auf einen Schlag. Obie wurde mit der Eingabe einfach nicht fertig.
Der Schacht gab Obie also nicht frei, und Obie konnte mit dem Schacht nicht einmal sprechen. Dieses Patt war seit vielen Jahren unauflösbar.
Aber es gab für Obie einen Weg, den Kontakt zu lösen. Obie kannte ihn ebenso wie Serge Ortega. Dazu war ein beträchtliches Maß an Modifizierung tief in Obies Kern erforderlich. Solange Obie jedoch im Abwehrmodus verharrte, konnte er nicht seine eigenen Techniker hervorbringen, die dort hinunterfuhren, da er seine eigene Tür nicht zu öffnen vermochte. Nur Trelig und Yulin kannten den Code für die Aufhebung der Sperren, und er befand sich nicht in Obies umfangreichen Zugriffsspeichern.
Ortega hatte, wie andere, erwogen, Yulin oder Trelig zu entführen und ihnen den Code durch Hypnobehandlung zu entlocken. Beide hatten jedoch weitreichende Hypnoverätzungen vornehmen lassen, um die Codewörter vor allen, sogar vor sich selbst, zu verschließen, bis sie sich wieder auf Neu-Pompeii befanden.
Und das führte ihn zurück zu Mavra Tschang. Wie Yulin und Trelig war sie qualifizierte Pilotin, in diesem Fach die beste von allen dreien; sie kannte sich mit den komplizierten Systemen des gelandeten Schiffes aus und würde damit starten können. Wichtiger noch: Auch sie kannte den Code, den Trelig verwendete, um an den Killersatelliten von Neu-Pompeii vorbeizukommen, die den Asteroiden immer noch bewachten.
Zuerst hatte Ortega sie wegen des Krieges versteckt und vom Schacht ferngehalten. Nach dem Debakel in Gedemondas hatte er sie, ein einzigartiges Wesen auf einer Welt mit 1560 verschiedenen Alten von Wesen, weiterhin nicht zum Schacht lassen dürfen, weil er keinen Einfluß darauf hatte, was aus ihr werden würde. Sie mochte durchaus zu sich kommen als ein Wesen unter der
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