Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
Mavra Tschang prallte gegen ihn, riß ihn um und landete auf dem Falter-Wesen.
Inzwischen sah Trelig zu, wie Yulin seine Pistole aufhob, und sprang auf den Minotaurus zu. Yulin fuhr herum, sah den Frosch, duckte sich blitzschnell – und der Makiem flog über ihn hinweg.
Wie ein Schwimmer warf Trelig sich mitten in der Luft herum, seine kräftigen Füße mit den Schwimmhäuten prallten an die Wand und schnellten ihn wieder nach vorn. Er landete auf dem Boden, überschlug sich und richtete die Pistole auf Yulin.
Und Yulins Pistole war auf Trelig gerichtet.
Der Ghiskind, über Mavra, erholte sich von dem geistigen Schlag, den er abbekommen hatte. Weder er noch irgendein anderer Yugash hatten je einen Geist von solcher Stärke erlebt.
Inzwischen löste Mavra sich von der zuckenden Yaxa, um nicht zerquetscht zu werden. In dem schimmernden, gelbschwarzen Schädel ging offenbar ein Kampf auf Leben und Tod vor sich.
Trelig und Yulin starrten einander an.
»Patt«, sagte Trelig glucksend. »Wie wäre es mit einem Waffenstillstand, Ben? Wir sind alte Freunde. Warten wir ab, was bei der Sache herauskommt. Sie und ich, auf Neu-Pompeii wieder zusammen!«
Yulins große, braune Augen glänzten, seine Miene wurde weich. Die Pistole senkte sich ein wenig.
»Okay, Antor. Aber diesmal als Partner. Ja?«
Trelig hielt eines seiner Augen auf Yulin gerichtet, während das andere das am Boden ablaufende Drama verfolgte.
Und es war jetzt klar, wer gewann.
Langsam und schwankend löste sich der Torshind aus dem Yaxa-Körper; Wooly sank zusammen und erschlaffte.
Der Ghiskind stürzte sich sofort auf die geisterhaft leuchtende rote Form. Als die beiden zusammenprallten, wurden ihre Umrisse zu einem verschwommenen, stumpfroten Energiebündel, einer Kugel matten Feuers, die zwei Meter über dem Boden schwebte.
Währenddessen konnte Vistaru die schwere Satteltasche von sich wälzen und stand wankend auf. Sie schaute sich um, sah Yulin und Trelig keine drei Meter voneinander entfernt im gelblichen Dunst stehen.
Mavra lag verkrümmt am Boden, atmete aber noch. Große, dicke Tränen rannen aus den Pferdeaugen.
Der Kampf zwischen den beiden Yugash hatte an Heftigkeit zugenommen. Die Energiekugel wurde dichter, kompakter und leuchtender. Dann gab es nur noch eine einzige, glühende, rote Kugel, fast zu grell für die Augen. Sie hatte die Größe einer Grapefruit.
Plötzlich fand eine ungeheure Explosion statt, der Donner grollte durch die Gänge des Gebäudes, ließ Trennwände und Türen erzittern.
Es roch scharf nach Ozon.
Dann stürzte, so undeutlich, daß man sie kaum wahrnehmen konnte, eine Form zu Boden und schien sich wie ein Ballon aufzublasen. Sie bewegte sich ein wenig, war aber sehr schwach und betäubt, das ließ sich deutlich erkennen.
Einer der Yugash hatte überlebt.
»Welcher?« stieß Vistaru hervor. »Ich möchte wissen, wer es ist.«
Trelig wandte sich ihr ein wenig zu.
»Das wissen wir erst, wenn er in einen Körper schlüpft«, sagte er. »Bis dahin –«
Yulin nützte die Ablenkung, ließ sich auf ein Knie fallen und feuerte direkt auf den Frosch. Wie Joshis Kopf erstarrte Trelig im Feuer, schien ein Negativ von sich selbst zu werden, dann erlosch er flackernd.
Antor Trelig hatte den ersten schweren Fehler seines langen Lebens gemacht und war tot.
Vistaru stockte der Atem. Sie riß ihre Pistole aus dem kleinen Halfter. Yulin drehte sich nach ihr um und sah, daß sie ihn in Schach hielt.
Er erstarrte, dann zuckte er mit den Schultern und warf seine Energiepistole in eine Ecke.
Die Lata glotzte ihn an.
»Warum?« fragte sie fassungslos.
Er lachte.
»Ich bin der einzige, der euch zu Obie bringen kann«, sagte er. »Und der einzige Pilot mit Händen. Ich glaube, es wird Zeit für ein Bündnis.«
Vistaru traute ihm nicht, wußte aber nicht, was sie tun sollte. Mavra befand sich offenkundig in einem Schockzustand; der Yugash, welcher der beiden es auch sein mochte, war schwer mitgenommen und konnte sich nicht mitteilen; Wooly war bewußtlos; Trelig war tot; die anderen Verbündeten waren ohne Bewußtsein oder auch tot.
Sie und Ben Yulin waren die einzigen unverletzten und sich bei Bewußtsein befindlichen Personen, vielleicht im ganzen Haus.
Yulin stand auf und schaute sich um. Sein massiver Bullenkopf drehte sich langsam, und seine Augen betrachteten die umherliegenden Gestalten und die Verwüstung im Zimmer.
»Mein Gott! Was für ein Blutbad!« sagte er dumpf.
Der Startplatz vier Stunden
Weitere Kostenlose Bücher