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Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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später
    Bozog-Helfer schoben die letzten kritischen Fälle hinaus, Putzkolonnen säuberten die Böden, Gebläse reinigten die Luft. Die Überlebenden hatten mehrere Entscheidungen gefällt, die Klarheit brachten.
    Von allen war Renard am wenigsten verletzt worden; die Lähmung durch das Yaxa-Gift ging nach einer Stunde zurück. Wooly erholte sich langsamer; sie hatte beim ersten Zusammenprall Blut verloren und als Folge des zweiten unerträgliche Kopfschmerzen davongetragen. Burodir und die Zentauren wurden zum Zone-Tor gebracht, damit man sie nach Hause schicken konnte. Die Form eines Yugash lag immer noch am Boden, undeutlich, aber sichtbar am Leben. Die Überlebenden wußten noch immer nicht, welcher Yugash davongekommen war; für die meisten wäre es am zweckmäßigsten gewesen, wenn die beiden Gegner einander vernichtet hätten.
    Und nun saßen sie – nur noch Renard, Wooly, Yulin, Vistaru und Mavra Tschang – beisammen, während die sonderbare rote Erscheinung am Boden lag.
    Mit Hilfe von Bozogs hatten sie Mavra auf die Beine gestellt; sie hatte nichts eingewendet, war aber teilnahmslos und mit dumpfem Blick auf ihrem Platz geblieben.
    Ben Yulin versuchte eine Reaktion bei ihr auszulösen, was nicht gelang.
    »Kann das am Eindringen des Yugash liegen?« fragte er.
    Wooly, die ihren Kopf stützte, seufzte.
    »Nein, das glaube icn nicht. Was sie erlebt hat, kann kaum schlimmer gewesen sein, als es bei mir war, und das reichte schon – dabei hatte ich ganz gewiß den Irren. Das Wesen war völlig wahnsinnig. Seine Gedanken fluteten auf irgendeine Weise in mein Gehirn. Es haßte uns – uns alle, alles und jeden. Es war unfaßbar. Und ich wäre beinahe unterlegen. Wenn Vistaru nicht geschrien hätte…«
    »Was hat sie denn dann?« fragte Vistaru betroffen. »Warum sagt sie nichts?«
    Renard stand auf und ging zu ihr.
    Zweiundzwanzig Jahre, dachte er. Sie hat sich mehr verändert als ich; sie hatte in dieser Zeit ein furchtbares Leben, während es mir gutging. Sein Schuldgefühl mischte sich mit Bewunderung für sie. Sie war hier, sie war so weit gekommen. Er war auch davon überzeugt, daß sie wegen ihres totalen Egoismus überlebt hatte, ihres absoluten Glaubens an sich selbst, an die Fähigkeit, allen Widerständen zum Trotz zu allem imstande zu sein.
    Er sah sie an.
    »Los, nehmen Sie sich zusammen!« sagte er scharf. »Sie sind Mavra Tschang, verdammt! Vielleicht haben Sie ihn geliebt, für ihn als Frau oder Mutter gesorgt, aber das haben Sie alles schon hinter sich. Sie haben sich nie davon niederdrücken lassen. Sie haben überlebt. Triumphiert. Das bedeutet das Leben für Sie. Nach all der Zeit nähert sich die Jagd ihrem Höhepunkt. Los doch, Sie können jetzt nicht aufgeben.«
    Er entdeckte ein Funkeln in ihren Augen, schwache Belebung, flüchtig, aber doch vorhanden. Sie hörte und verstand ihn.
    »Finden Sie nicht, daß Sie ein bißchen grob mit ihr umgehen?« fragte Vistaru besorgt.
    »Laß ihn, Star«, flüsterte Wooly. »Er kennt sie viel besser als wir.«
    Die Lata nickte.
    »Fühlst du dich auch so schuldig und elend wie ich?« fragte sie. Wooly schwieg.
    Renard warf verzweifelt die Hände hoch und ging zu ihnen.
    »Soviel an Psychologie«, sagte er seufzend und setzte sich.
    Sie schwiegen einige Zeit, und Yulin döste. Schließlich sah Renard Wooly und Vistaru an.
    »Seid ihr denn wirklich ihre Großeltern?« fragte er.
    Vistaru nickte.
    »Ja – obwohl ich das auch nicht gewußt habe, bis Ortega es mir sagte. Dieses Weibsbild hat es seit über zwanzig Jahren gewußt, es mir aber nicht einmal dann gesagt, als wir uns auf der Insel trafen.«
    Wooly gluckste trocken. Die Kälte der Yaxa blieb, aber sie schien durch eine zusätzliche Dimension des Menschlichen, der Wärme, bereichert zu sein.
    »Willst du es ihm erzählen, oder soll ich es tun?« fragte sie.
    Die Lata zuckte die Achseln.
    »Ich fange an, und du kannst mittun, wann du es für richtig hältst.« Sie sah Renard an. »Wo soll ich beginnen? Wir müssen weit zurückgehen, zum ersten unserer drei Leben.«
    Yulin war plötzlich wach und interessiert.
    » Drei Leben?« fragte er.
    Vistaru nickte.
    »Ich bin auf einer Kom-Welt geboren, einer von denen, wo man zu kleinen zehnjährigen Plastik-Neutren gemacht und nur für eine bestimmte Funktion aufgezogen und konditioniert wird. Daraus soll eine Gesellschaft in der Art einer Insektenkolonie entstehen – und teilweise gelingt das auch. Ich wurde Vardia Diplo genannt – ich war Kurier, eine

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