Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
wahr?« Vistaru nickte.
»Und Nathan war beteiligt, auch wenn wir scheiterten«, sagte sie. »Ortega erhielt gelegentlich Mitteilungen von Brazil, über Schacht-Tore. Sie waren für uns gedacht, aber der Schlangen-Mann hat sie, vielleicht klugerweise, für sich behalten. Er hielt es für besser, daß wir nicht wußten, wer oder was der andere war, oder was mit dir und Vashy und den anderen geschehen ist. Es war Brazil, der, als er Maki Tschang nicht zu warnen vermochte, dafür sorgte, daß man dich nicht fand. Es war Brazil, der den alten Bettlerkönig dazu brachte, für dich zu sorgen. Es war Brazil, der Gymball Nysongi mit dir zusammenbrachte. Er deckte dich, als Nysongi umgebracht wurde. Und so weiter und so fort. Das steht alles in den Berichten in Ortegas Büro.«
Sie war wie vor den Kopf geschlagen.
»Was ist?« sagte Renard aufgeregt. »Ich finde das wunderbar, daß jemand sich so für einen einsetzt.«
»Es ist schrecklich, grauenhaft!« fuhr sie ihn an. »Versteht ihr denn nicht? Das macht mein ganzes Leben zu einer Lüge. Ich habe nicht alles aus eigener Kraft erreicht. Ich habe überhaupt nichts selbst erreicht. Die ganze Zeit hat mir ein unsterblicher Super-Markovier geholfen.«
Er verstand sie, auch wenn die anderen dazu nicht imstande waren. Das einzige, was sie hatte, was dazu beigetragen hatte, sie aufrecht zu halten, war ihr ungeheures Selbstbewußtsein gewesen, ihr Ich, ihr Glaube an ihre Fähigkeit, allen Widerständen zu trotzen und alle Hindernisse zu überwinden. Es blieb sehr wenig, wenn man das wegnahm – in Mavras Fall nur ein von Tragik berührtes kleines Mädchen, einsam und allein; ein intelligentes Pferd, aber ein abhängiges Spielzeug.
»Ich verstehe«, sagte Renard leise und traurig. »Aber jetzt sind Sie auf sich selbst gestellt, Mavra. Sie sind es schon, seit Sie aus Glathriel geflohen sind.«
Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Es war nicht wahr. Joshi strafte die Behauptung Lügen. Sie haßte ihn plötzlich mit einer Wut, die jeder Vernunft trotzte.
Denn er hatte sein Leben für sie gegeben; das war das Höchste an Einmischung.
Und nun war sie nur noch Mavra Tschang, eine leere Hülse in einer Hülse, allein, hilflos und abhängig. Für immer im Dunkel.
»He! Ich glaube, ich kann es sehen!« rief Ben Yulin über das Funkgerät im Raumanzug. Er war aufgeregt wie ein kleiner Junge.
Keine zwei Kilometer entfernt lag die Grenze von Uchjin, wo er vor so vielen Jahren notgelandet war. Seitdem hatte er sich immer wieder gefragt, wie man, wenn irgend jemand nach Norden zu gelangen vermochte, das Schiff herausholen konnte. Es war ungeheuer schwer, befand sich nicht im Gleichgewicht und konnte durch mechanische Kräfte nicht bewegt werden, weil es in einem nicht-technischen Hex lag. Überdies hatten die fließenden Farbflecke, die Uchjin, Einwände dagegen, es zu bewegen.
»Das größte Problem war, es von der Stelle zu bewegen«, sagte der Bozog. »Die Uchjin sind Nachtwesen, bei Tageslicht völlig machtlos, also führten wir die Arbeiten hauptsächlich tagsüber durch, und nachts wehrten wir Angriffe mit Phosphorgelee ab. Das Licht war ihnen einfach zu hell.«
»Wie man in der Wildnis ein Lagerfeuer anzündet, um die wilden Tiere fernzuhalten.« Yulin nickte. »Aber wie bewegen Sie es?«
»Natürlich langsam«, gab der Bozog zu. »Die Arbeit nahm mehrere Wochen in Anspruch. Wir fingen an, als wir von dem Durchbruch im Verkehr vom Süden zum Norden erfuhren. Es muß ganz allein mit Muskelkraft geschehen – wir haben es mit Ketten, Flaschenzügen und dergleichen auf eine riesige Plattform gehoben, was allein neun Tage dauerte, und seither ziehen zwölftausend Bozog es in Schichten heraus. Heute wird das gewaltige Projekt abgeschlossen.«
»Das sind ungeheure Anstrengungen«, meinte Yulin. »Warum habt ihr das getan?«
»Es war eine Herausforderung, ein gigantisches Unternehmen«, erwiderte der Bozog. »Bozog wird noch nach Generationen davon sprechen. Ein enormes technisches Problem, das gelöst wurde. Beweis dafür, daß jedes Problem gelöst werden kann, wenn man genug Gedanken und Energie darauf verwendet.«
In der Ferne hörten sie ein Grollen, als stürmten Millionen Pferde daher. Das riesige Raumschiff, auf der linken Tragfläche liegend, gesichert durch Ketten und Kabel, rollte auf Tausenden großer Kugellager, die in einer Art Aufbau zusammengefaßt waren. Es ging langsam, aber das Ding bewegte sich, gezogen von zahllosen Bozog.
»Es wird nicht
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