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Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Monitoren zufolge läuft alles glatt. Wir können nur zusehen und warten.«
    »Eingerastet«, sagte Yulin. »Bahn korrekt. Also, Leute, festhalten. Es geht los.«
    Der große Schirm zeigte Sechseck-Welt, Raumschiff und Neu-Pompeii scharf und deutlich. Kleine, gestrichelte Linien zeichneten den Bahnverlauf nach. Die vielfarbigen Diagramme nützten Yulins farbenblinden Augen nichts, aber er wußte, welche Kurve die richtige war. Er spürte kleine Rucke, als der Computer Richtung und Beschleunigung anpaßte.
    »Den Code, bitte«, tönte es plötzlich aus dem Lautsprecher. »Den richtigen Code binnen sechzig Sekunden, sonst wird das Schiff zerstört.«
    Yulin erschrak. Er hatte sich so auf den Start konzentriert, daß er keinen Gedanken an die Roboterstationen verschwendet hatte. Er konnte sie auf dem Bildschirm sehen, kleine Punkte, die auf die Bahnprojektion zusteuerten. Er schluckte.
    Sein Gehirn war eine einzige Leere.
    »Fünfzig Sekunden«, sagte die mechanische Stimme freundlich.
    Er drückte auf die Taste.
    »Ist Tschang schon wach?« schrie er.
    »Noch immer betäubt«, erwiderte Renard. »Warum?«
    »Ich brauche den verdammten Code!« brüllte er.
    »Vierzig Sekunden«, war die Stimme zu vernehmen.
    »Ich dachte, Sie wüßten ihn«, sagte Wooly anklagend.
    »Ich kann mich nicht erinnern, verdammt noch mal! Fragt sie sofort nach dem Code!«
    »Dreißig Sekunden«, sagte die Stimme.
    Plötzlich meldete sich auf demselben Kanal eine neue Stimme. Es war eine Männerstimme, ruhig und angenehm.
    »Er lautet: ›Edward Gibbon, Band Eins‹, Ben«, sagte die Stimme.
    Er war verblüfft, fackelte aber nicht lange.
    »Zwanzig Sekunden«, sägte der Roboter.
    »Edward Gibbon, Band Eins!« kreischte Yulin.
    Es blieb still, und er starrte auf die LED-Uhr. Zehn Sekunden vergingen, und es gab keine neue Warnung. Die letzten zehn Sekunden liefen ab. Er hob den Kopf und sah die kleinen Punkte ausschwärmen und zu ihren alten Positionen zurückkehren.
    Ben Yulin wurde beinahe ohnmächtig.
    »Edward Gibbon, Band Eins, Ben«, sagte Vistaru plötzlich.
    »Ich weiß, ich weiß«, stöhnte er. »Wenn ich mich auf euch verlassen hätte, wären wir seit dreißig Sekunden alle tot.«
    Aber wer hatte ihm den Code gegeben? Nicht die Bozog. Eine vertraute Stimme aus der fernen Vergangenheit. Aber das ist auch eine Reise in die Vergangenheit, nicht nur eine in die Zukunft, dachte er.
    Er schaltete das Interspace-Funkgerät ein.
    »Obie? Bist du das?«
    »Ja, Ben«, kam die Antwort. »Wie ist es Ihnen ergangen?«
    »Obie – bist du allein da oben?«
    »O ja, ganz allein«, erwiderte der Computer. »Eine lange Zeit, Ben? Für mich viel länger als für Sie. Ich habe aber so manches durch den Schacht verfolgen lassen. Wer ist außer Ihnen dabei? Das kann ich von hier aus nicht feststellen.«
    Yulin sagte es ihm und fragte: »Wie sieht es an der Oberfläche aus?«
    »Sie wissen, daß ich oben keinen direkten Zugriff habe«, erinnerte ihn der Computer. »Atmosphäre, Druck und Temperatur sind beibehalten worden, das elektrische System funktioniert normal. Darüber hinaus kann ich nichts sagen. Ich habe keine Überwachungsfunktion.«
    Yulin überlegte.
    Das Schiff näherte sich dem Raumflughafen.
    »Obie – bist du die ganze Zeit unerreichbar gewesen? Ich meine, wenn du mit mir sprechen kannst, redest du auch mit anderen?«
    Es blieb still.
    »Obie? Hörst du mich?«
    »Ich höre Sie, Ben. Wir unterhalten uns, wenn Sie hier sind«, sagte der Computer.
    Yulin versuchte noch ein paarmal, mit Obie in Kontakt zu treten, aber alles blieb still. Er lehnte sich zurück und dachte nach. Der Computer war der Täuschung durchaus fähig; er war in vieler Beziehung so menschlich wie er. Die Tatsache, daß er sich geweigert hatte, seine Frage zu beantworten, war für sich schon Antwort genug. Der Computer hatte die ganzen Jahre hindurch mit jemandem in Verbindung gestanden – und es gab nur eine Person, die in der Lage war, die richtigen Empfangsanlagen zu bauen.
    Dr. Gilgam Zinder, der Entdecker der markovischen Mathematik und Schöpfer Obies, war auf der Sechseck-Welt durchaus noch lebendig und munter.
    Aber eben dort, dachte Yulin zuversichtlich. Er kannte alle aus dem Süden, die an Bord waren, und in den Norden konnte Zinder nicht gelangt sein. Zinder vermochte mit Obie zu sprechen, die gigantische Maschine vielleicht sogar zu befragen, aber er konnte sie nicht bedienen, nicht die Programmierung verändern. Nur jemand an einer der Konsolen im Inneren

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