Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
schicken. Dann, und erst dann, erhebt ihr euch, gebt euch zu erkennen und sammelt die Neuzugänge um euch. Spätere Neuzugänge werden über einen verfeinerteren Zeitplan verfügen. Dafür werde ich meine nicht-menschlichen Freunde einsetzen. Selbst wenn sie angefangen haben, alle Amazonen abzuschießen, die sie sehen, werden sie andere wohl eher passieren lassen. Sammelt euch und führt eure Truppen möglichst schnell zusammen. Zieht nach Ambreza, wo ich, wie jeder weiß, auftauchen werde.«
»Aber Ambreza ist das Sechseck der großen Biber«, wandte Mavra ein. »Soviel weiß ich noch.«
»Sie vergessen aber, daß sie einen Krieg mit den Menschen geführt haben, den die Menschen verloren, und daß sie die Sechsecke tauschten«, gab Brazil zurück. »Ich werde also als Mensch im modernen Ambreza auftauchen.«
»Klingt für meine Ohren ein bißchen merkwürdig«, meinte Zigeuner. »Durch die Richtung unseres Vorstoßes sagen wir doch jedem, wann und wo Sie erscheinen werden.«
Brazil grinste.
»Sieht so aus, nicht? Aber Sie werden gar nicht wissen, wo ich bin oder wann ich durchkomme. Wenn ich Sie brauche, melde ich mich, aber sonst wissen Sie nichts. Ich könnte früh, in der Mitte oder am Ende erscheinen. Ihr ganzes Marschieren und Kämpfen und alles Drum und Dran wird das große Schauspiel sein, der äußere Schein. Inzwischen werde ich mich zur Avenue hinschleichen.«
»Mit anderen Worten, wir wissen nicht einmal, ob sie Erfolg gehabt haben – jedenfalls solange nicht, bis die Neuzugänge rund um uns verschwinden?« sagte Mavra fassungslos.
Er lachte leise.
»Ach, das wird schon vorher jeder wissen. Ich wünsche mir, daß es so glatt gehen möge, aber das wird nicht der Fall sein. Ich werde vor dem Ende Feuerkraft brauchen – ich hoffe nur, nicht, bis wir fast dort sind. Und ich werde alle einweihen müssen – es ist nicht ganz so einfach, ein Universum neu zum Keimen zu bringen, vor allem dann, wenn man so wenige Rassen hat, mit denen man arbeiten kann. Ich werde die Nordländer vor die Wahl stellen, die Hälfte ihrer Bevölkerung zu verlieren oder im Regen stehen zu bleiben – bei manchen könnte das genügen. Aber ihr werdet es merken.« Er sah Mavra Tschang an. »Vor allem Sie. Wenn Sie noch am Leben sind, werden Sie mit mir im Inneren des Schachtes sein, und Sie werden mir den Befehl geben, den Saft abzudrehen. Wenn Sie nicht durchkommen, Mavra, wird es einer von euch vier anderen sein. Und einer von euch sollte besser durchkommen – weil ich den Schacht nur dann abschalte, wenn mir jemand anderer den Auftrag dazu gibt. Die Verantwortung wird nicht die meine sein.« Er schaute sich in der Runde um. »Alles klar? Gut, dann fangen wir an. Wir haben viel vorzubereiten, eine ganze Bevölkerung zu instruieren, und das wird Zeit und Mühe kosten. Los!«
Serachnus
Die Fährrakete landete ohne Aufsehen. Niemand war zur Stelle, keine Militärkapellen, keine Begrüßungskomitees, niemand. Es war eine tote Welt von nacktem Gestein, zernarbt von unzähligen Meteortreffern.
Es war auch eine Geisterwelt; das konnten sie sehen, als die Landschaft langsam auf ihren Bildschirmen vorbeiglitt, während Nathan Brazil die Bremsen anzog. Sprengungen durch hohe Berge und undeutliche Spuren von Straßenbau zeigten sich; alles Äonen zurückliegend. Ab und zu flogen sie über eine tote Stadt hinweg: fremdartig aussehende Orte mit sechseckigen Hauptplätzen und sonderbaren, verkrümmten Gebäuden und Türmen. Alles tot, alles seit zehn Milliarden Jahren oder länger ausgestorben.
»Hier wuchs einmal Grün«, sagte Brazil beinahe wehmütig. »Die Luft war lieblich, das Klima warm und behaglich, und in diesen Städten lebten mehrere Millionen Leute.«
»Markovier, meinen Sie«, sagte Mavra. »Nicht Leute.«
Er nickte eifrig.
»Leute. Geformt wie große, ledrige Herzen mit sechs Saugnapf-Tentakeln und allen möglichen, unappetitlichen Beigaben, aber trotzdem Leute. Im Grund von uns gar nicht so verschieden, vermute ich, wenn man bedenkt, wie ähnlich sich unsere Zivilisationen entwickelt haben. Wir sind ihre Kinder, vergeßt das nicht. Da unten haben sie gelebt und gelacht und gespielt und gearbeitet und gedacht, wie die Menschen das seit einer halben Ewigkeit tun, und da unten haben sie sich die Köpfe zerbrochen und sich entschieden und sind gegangen. Zur Schacht-Welt, um ihre Unsterblichkeit für unsere Art von Dasein hinzugeben.«
»Sie scheinen ziemlich sicher zu sein, daß wir auf dieselbe Art hinkommen
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