Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
Nervenzentrum. Sie mußte jeden Angreifer auf sich ziehen, der militärischlogisch dachte. Die Dreel-Schiffe, fast fünfmal so schnell wie die schnellsten Kom-Fahrzeuge, jagten, wie man es erhofft hatte, der Kommandokugel entgegen.
Computer am Abwehrrand in den Schiffen am Abwehrumkreis verfolgten die zwanzig winzigen Dreel-Nadeln und machten ihnen Platz. Die Absicht hätte auffallen müssen, aber die Dreel waren zu selbstsicher, obwohl sie einer fremden Militärmaschinerie gegenüberstanden, mit der sie nicht vertraut waren. Sie flogen unmittelbar auf die Kommandokugel zu – und ließen sich damit auf einen Spießrutenlauf ein.
Die Entfernungen waren gigantisch, die Aufstellung erwies sich als ideal; alle zwanzig Schiffe befanden sich im Verteidigungskreis, bevor die Falle zuschnappte. Überall erschienen Abschirmungen, und kleine, murmelartige Schiffe beschossen die angreifende Flotte. Die ungeheure Geschwindigkeit der Dreel wurde plötzlich zu einer Schwäche. Sie flogen viel zu schnell, um größere Ausweichmanöver oder rasche Kursänderungen vornehmen zu können; die Murmelschiffe waren so klein, daß man eigenes Gerät hatte entwickeln müssen, um sie überhaupt zu orten. Sie waren alle automatisiert und befanden sich nicht in Bewegung. Sie feuerten nur, entlang der ganzen Spießrutengasse, und ließen die Dreel-Schiffe in ihre Energiestrahlen einfach hineinlaufen.
Zwölf Dreel-Schiffe erlitten Volltreffer. Den anderen acht gelang es auf irgendeine Weise, den Kurs ein wenig zu verändern und die Strahlen zu umgehen, obwohl sie damit noch nicht ihre eigenen Waffen einsetzen konnten. Sie waren fort und von den Bildschirmen verschwunden, bevor einer der Militärcomputer neue Ziele eingeben konnte.
Bei den gegebenen Beschleunigungen mußte die Abwehr vollautomatisch erfolgen und von selbsttätigen Computern gesteuert werden, die für die unendlich kurzen Reaktionszeiten ausgelegt waren. Der erste Angriff war geortet, beantwortet worden und vorbei, bevor die Besatzungen der Einsatzgruppen-Schiffe auch nur Zeit hatten, auf ihren Bildschirmen zu erkennen, daß sie beinahe erledigt gewesen wären.
Die Dreel waren getroffen worden, und zwar schwer. Sie würden es sich ein wenig überlegen, bevor sie erneut angriffen, zumal nur acht Raumschiffe geblieben waren.
Das eigentliche Zerstörungssignal bei der Kom-Gruppe mußte von Hand gegeben werden; ein Zögern gab es kaum. Die Offiziere hatten alle den Film über den Dreel-Kontakt mit Madalin gesehen, wo über eine Million Menschen an die Dreel verlorengegangen war. Kleine, dreieckig aussehende Schiffe hatten den Planeten umzingelt, und mit einem einzigen Gleißen war die schöne, blauweiße Welt zugrundegegangen, Atmosphäre und die obersten zehn Kilometer Kruste zerstört.
Der Kommandeur der Einsatzgruppe, ein riesiger Rhone, die Verkörperung des klassisch-griechischen Zentaurs, behielt eine grimmige Miene bei, als die Techniker auf der Kommandobrücke in Jubel ausbrachen. Er ließ ihnen ihren Augenblick des Triumphes, dann griff er nach vorn und schaltete auf Bordfunk um.
»Gut gemacht! Wir wollen aber nicht vergessen, daß wir dieses Gefecht noch nicht gewonnen haben. Der Planet dort unten war kein feindlicher, sondern einer von uns. Das waren unsere Leute, es war unsere Welt. Solche Siege können wir uns kaum viele leisten, denn jeder einzelne bedeutet, daß wir von uns selbst ein wenig mehr verlieren. Alle Mann auf Station. Das war die Eröffnung des Gegenangriffs, aber mit der Hauptstreitkraft sind wir noch nicht zusammengestoßen. Der Krieg hat erst begonnen.«
Dreel Central, etwa fünftausend Lichtjahre vom Kom-Bund entfernt
Das winzige Raumschiff des Archivars setzte leicht auf. Das Mutterschiff war eine ganze Welt, Durchmesser mehr als zehntausend Kilometer, aber es war eine umgestülpte Welt. Der Archivar brauchte mit der Fähre vom Raumflughafen auf der Oberfläche aus, wo er gelandet war, fast vier Stunden, um die Räume der Sippe zu erreichen.
Die Räumlichkeiten selbst waren von bescheidenem Zuschnitt, denn die Dreel waren enthaltsame Leute mit wenig Sinn für Kunst oder Bequemlichkeit. Das rührte vom Bewohnen anderer Körper – die Dreel, sicher und ungefährdet im Inneren eines Körpers, scherten sich wenig darum, außer darauf zu achten, daß er bei hervorragender Gesundheit und unbeschädigt blieb.
So war der Sitz der Dreel-Macht ein Raum von nicht mehr als dreißig Quadratmetern, ausgestattet lediglich mit harten Kunststoffbänken,
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