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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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die Lösung, merk dir das! Sie , nicht wir, sind in der Defensive. Sie müssen sich unserer Bedrohung stellen. Die zwölf Schiffe gingen verloren, weil sie in einen geplanten Spießrutenlauf gerieten. Die Lage wird sich umkehren. Beruhige dich, geh zur Med-Abteilung.«
    Als der Archivar sich entfernte, ordnete die Sippe an, ihm bei der ärztlichen Untersuchung zusätzliche Dreel zuzuführen, um die offenkundige Verfremdung auszugleichen, die dem Archivar während seines Aufenthalts im Kom-Gebiet widerfahren war. Die historische Abnormität hatte ihn offenbar aus dem Gleichgewicht gebracht. Es bedurfte neuer Sammlung. Nie zuvor waren die Dreel auf eine solche Gesellschaft gestoßen; nie zuvor hatten sie sich derart im Nachteil gesehen. Der Sieg würde hier angesichts der Probleme, die der Gegner aufwarf, um so wertvoller sein. Eine Herde mochte einen Wärter niedertrampeln, aber nie die Rasse der Wärter. Nun war es Zeit für die Dreel, ihre wahre Überlegenheit zu beweisen, nämlich Macht.

Auf dem Frachter ›Hoahokim‹
    Sie nannten ihn Zigeuner, nicht mehr. Ein großgewachsener, stiller Mann, dunkelhäutig und ohne das fast durchgängige orientalische Äußere der menschlichen Rasse, besaß er eine kräftige Römernase und schwarze, blitzende Augen, die zusammen eine hypnotische Maske bildeten. Zigeuner war kein Kom-Polizist, vielmehr schien er alle Autorität und ihre Vertreter zu hassen. Marquoz war ihm einige Jahre zuvor auf einem Provinzplaneten begegnet, wo Zigeuner seine Flöte blies und den Hut herumgehen ließ. Damals hatte Marquoz zum erstenmal unaufgefordert den Tanz vorgeführt, und sie waren enge Freunde geworden. Selbst jetzt wußte der Chugach wenig über seinen menschlichen Begleiter und begriff noch weniger. Tief im Innersten schienen aber beide in ihren Haltungen zu sich selbst und anderen einen Funken der Verwandtschaft zu spüren.
    Sie waren fast sofort auf ihre Vorführung gekommen, die sich noch wirksamer gestalten ließ, als sie dahinterkamen, daß die Leute auf den meisten Planeten den kleinen Drachen für ein exotisches Tier hielten.
     
     
    Marquoz döste in der Kabine, während Zigeuner auf Deck spazierenging. Der Chugach erwachte mit einem Schnauben und einem winzigen Rauchwölkchen, das aus seinen Nüstern drang, als die Tür aufging und der Mann hereinkam. In einem Raumschiff gab es keine Vortäuschung, ein Haustier zu sein; Raumfahrer erkannten in der Regel alle Rassen.
    Ein Reptillid schnellte hoch.
    »So? Hast du etwas gefunden, was auf den letzten dreitausend Schiffen nicht vorhanden war?«
    Zigeuner ließ sich auf die Koje sinken, seufzte und knurrte: »Nein. Ich bin im Passagierraum gewesen, und da war eine von diesen Superfrauen – die mit Schweifen, du weißt schon – und plapperte ihr religiöses Zeug. Vielleicht hätte ich da auch einsteigen sollen – viel Geld und wenig Arbeit. Früher bin ich ja mal Gesundbeter gewesen.«
    Beide Drachenlider schnellten hoch.
    »Du? Gesundbeter?« Wieder das rauchende Schnauben, diesmal in spöttischer Belustigung.
    Zigeuner nickte mit seinem zottigen Kopf.
    »Ja. Große Sache. Ein, zwei Gehilfen in der Menge, damit du echte Heilungen vorweisen kannst, und so weiter. Wenn du jemand wirklich heilst, machst du ein Vermögen, wenn nicht, na, dann liegt es daran, daß eben nicht genug geglaubt worden ist. Das ist überhaupt das Geheimnis bei diesen Maschen – die Schuld am Versagen muß man dem Gimpel zuschieben.«
    »Hast du wirklich jemanden geheilt?« fragte Marquoz skeptisch, aber voll Interesse.
    »O sicher, hier und dort den einen oder anderen«, erwiderte Zigeuner sachlich. »Der Geist kann viele Krankheiten selbst heilen, wenn der Betreffende wirklich daran glaubt. Mann, ich kann nach Wunsch bei mir eine Blutung stoppen und mich weigern, Schmerz anzuerkennen – die Masche mit der Nadel.«
    Der Chugach nickte.
    »Wie du das machst, ist mir immer noch nicht klar. Muß eine Verschiedenheit bei unseren beiden Rassen sein. Wenn du mir irgendwo eine Nadel reinsteckst, tut das verdammt weh. Ich spüre die Dreel-Impfung immer noch.«
    »Nein, ich glaub' nicht, daß das was Rassisches ist«, sagte Zigeuner leise lachend. »Ich glaube, das kann jeder mit einem brauchbaren Hirn. Eigentlich ist das nur Willenskraft.«
    »Wie du meinst«, sagte Marquoz achselzuckend. »Von meiner Rasse kommt da keiner in die Nähe. Ich glaube, es steckt mehr dahinter, als du meinst – etwas, das Menschen und vielleicht noch ein paar andere können, aber nicht

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