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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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erkannt hatten, war von ihnen der Zugang zu Olympus streng beschränkt worden. Im Laufe der Jahrhunderte hatte man die Regeln in Stein gemeißelt und immer strenger ausgelegt. Nur Olympier durften auf den Planeten. Selbst die Raumfrachter mußten Olympiern gehören und von solchen betrieben werden.
    Obwohl der Planet jetzt modern und zivilisiert war, brachte er wenig Verkäufliches hervor. Die alten Bankguthaben waren jedoch in den Frachtbetrieb gesteckt worden, der auch für Kom-Welten tätig wurde. Es war zwar nur wenig bekannt, aber tüchtige Olympierinnen konnten als Kuriere, als Wachen, als private Schiffskapitäne gemietet werden. Sie waren ihren Arbeitgebern absolut treu, völlig unbestechlich, und als Superfrauen keine leichten Gegnerinnen. Auch der Tempel investierte in großem Umfang in Kom-Unternehmen; das kürzliche Wachstum hatte ihm immensen Reichtum eingebracht.
    All dies entnahm Obie aus Yuas Gehirn, ebenso die linguistischen Unterschiede, kulturellen Erscheinungen und Haltungen. Mavra würde keine auffälligen Fehler begehen. Yua war jedoch keine besonders große Hilfe. Sie hatte von Anfang an Priesterin werden sollen, so daß sie wenig Berührung mit der eigentlichen Gesellschaft ihres Heimatplaneten gehabt hatte.
    Beispielsweise hatte sie nie einen männlichen Olympier gesehen. Sie wußte natürlich, daß es sie gab; sexuell war sie nicht unwissend, obschon man ihre Triebe in dieser Richtung auf irgendeine Weise beschnitten hatte. Sie war zwar noch keinem von diesen Männern begegnet, vertrat aber eine sehr niedrige Meinung von dem Geschlecht im allgemeinen, die nach ihrer Ansicht wenig mehr waren als kluge Tiere, Sex-Maschinen, die für wenig anderes taugten.
    Mavra und Obie fanden diese Einstellung sonderbar, behielten sich ein endgültiges Urteil aber vor. Es gab gar keinen Grund, weshalb die Männer so sein sollten. In die Biologie der olympischen Männer hatte Obie ganz gewiß keine intellektuelle Unterlegenheit einprogrammiert.
    Es gab in dem kleinen, spartanischen Raumflughafen keine Zoll- oder Einwanderungs-Formalitäten; wenn man kein Olympier war, tauchte man dort erst gar nicht auf. Es gab auch keine Kaschemmen, Bars oder andere Hafeneinrichtungen – nur Landedocks für Raumfähren, Lastkahn-Docks und einen kleinen Aufenthaltsraum. Alles war modern und zweckbestimmt.
    Sparta, die Hauptstadt, machte ihrem Namen Ehre – kein Schmuck, nur Funktion. Sie lag in einem großen, schüsselförmigen Tal, auf drei Seiten von schneebedeckten Berggipfeln, auf der vierten von einem seltsam beunruhigenden, dunkelroten Ozean umgeben, und man mußte es als Schande empfinden, daß sie nicht so schön war wie ihre Lage. Kantige, gedrungene Gebäude, breite Straßen mit Betonpfeilern, alles stumpfes Grau und Braun. Straßenbahnen beförderten die Bewohner ruhig und lautlos fast überallhin; die Hangbereiche wurden von Gondelliften bedient. Private Fahrzeuge schien es nicht zu geben, auch wenn auf ihren eigenen Fahrspuren viele Lastwagen hin- und herschnurrten.
    Die Leute gingen auch viel zu Fuß, in jedem Stadium des Bekleidet- oder Unbekleidetseins, oft mit viel Schminke, Schmuck und allen möglichen Haar- und Schweif-Frisuren und Tätowierungen. Manche sahen aus wie alte Zirkus-Schaustücke.
    Mavra verstand die überflüssige Ausschmückung sofort. Alle Olympier sahen ab dem fünfzehnten Lebensjahr gleich aus und blieben so. Sie alterten innerlich, aber nicht äußerlich, bis sie starben, gewöhnlich im Alter von rund zweihundert Jahren. Sie waren alle gleich groß, hatten genau die gleiche Stimme, alles gleich, ausgenommen Haar- und Augenfarbe, was man mit Farbstoffen oder Kontaktlinsen ändern konnte.
    Sich zu einem jederzeit erkennbaren individuellen Wesen zu machen, war für diese Frauen deshalb eine Passion – und das war alles, was Mavra sah. Hunderte und Tausende gleich aussehender Frauen überall in der Stadt. Keinen einzigen Mann.
    Die meist eintönige Arbeit, einschließlich jener, das Gepäck der Neuankömmlinge zu befördern, wurde von Robotern geleistet, so konstruiert, daß sie der korrodierenden Atmosphäre widerstanden. Es gab kluge und dumme Olympier, weil es kluge und dumme Erste Mütter gegeben hatte und natürlich auch andere Umweltfaktoren einwirkten, aber niemand brauchte Handarbeit zu leisten, und niemand tat es – dafür gab es Maschinen.
    »Hotel Central«, sagte Yua zu der Maschine, die Mavra wie ein besserer und belebter Handkarren vorkam.
    »Ja, Ma'am«, erwiderte eine

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