Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
Wesen richtete, das Obie Nathan Brazil nannte.
»Nate! Zurück!« warnte der Schlangenmann drohend. »Du kannst getötet werden, das weißt du!«
Die pulsierende Masse neigte sich dem Schlangenwesen ein wenig zu.
»Nein, Serge, das kann ich nicht. Das ist nämlich das Problem. Ich habe euch gesagt, daß ich kein Markovier bin, aber niemand wollte darauf hören. Ich bin hergekommen, weil ihr die Steuertafel beschädigen und einer Rasse Schaden zufügen könntet, von der ich vielleicht nicht einmal etwas weiß. Ich wußte, daß ihr das hier nicht gebrauchen könnt, aber ihr seid jetzt alle ganz wahnsinnig geworden, und einer oder mehrere von euch könnten zerstören, könnten die Gefahr auf sich nehmen. Aber in eurem Wahnsinn ist keiner von euch auf den Gedanken gekommen, die eigentliche Frage zu stellen, die eine unbeantwortete Frage in dem Rätsel. Wer hat die markovische Gleichung stabil erhalten, die grundlegende für das Universum?«
Es herrschte plötzlich betäubtes Schweigen, abgesehen von einem unheimlichen Wamm, Wamm, Wamm wie dem Pochen eines großen Herzens. Schließlich sprach Brazil weiter.
»Ich bin aus der ungerichteten Urenergie des Kosmos gebildet worden. Nach zahllosen Jahrmilliarden erlangte ich Selbst-Bewußtsein. Ich war das Universum und alles in ihm. Über die Äonen hinweg begann ich zu experimentieren und spielte mit den wahllosen Kräften ringsum. Ich bildete Materie und andere Formen der Energie. Ich schuf Zeit und Raum. Aber bald wurde ich sogar dieser Spielsachen müde. Ich bildete die Galaxien, die Sterne und Planeten. Ein Gedanke, und sie waren. Ich sah die Dinge sich bilden und wachsen, den Regeln zufolge, die ich aufstellte. Und auch ihrer wurde ich müde. So schuf ich die Markovier und sah sie nach meinem Plan sich entwickeln. Aber selbst damals war die Lösung nicht befriedigend, denn sie kannten und fürchteten mich, und ihre Gleichung war zu vollkommen. Ich kannte ihre gesamte Entwicklungslinie, also veränderte ich diese. Ich führte einen Zufallsfaktor in die markovische Gleichung ein und löste dann den direkten Kontakt mit ihnen. Sie wuchsen heran, sie entwickelten sich, veränderten sich. Sie vergaßen mich und breiteten sich von selbst aus. Da sie indes geistige Spiegelungen von mir waren, litten auch sie an meiner Einsamkeit. Ich konnte mich ihnen, so, wie ich war, nicht anschließen, weil sie mich gefürchtet und mit Ehrfurcht behandelt hätten. Sie dagegen hatten mich vergessen, und während sie sich geistig erhoben, starben sie materiell. Es gelang ihnen nicht, heranzureifen und mir gleichberechtigt zu werden, meine Einsamkeit zu beenden. Ihr Stolz wollte ein Wesen wie das meine nicht als Genossen anerkennen, und ebensowenig konnten ihre eigenen Ängste und ihre Eigensucht zulassen, daß sie zueinander fanden. So beschloß ich, einer von ihnen zu werden. Ich schuf eine Markovierhülle und schlüpfte hinein.«
Die Szene erstarrte wieder, und Obies Stimme sagte: »Eine Wiedergabe des letzten Vorkommnisses vor über tausend Jahren, als man den Schacht der Seelen betrat und Änderungen vornahm. Obwohl die Wirklichkeit dessen, was ihr miterlebt habt, ein wenig anders sein mag, weil es aus dem Gedächtnis rekonstruiert worden ist, hatte ich zwei Schilderungen zur Verfügung, so daß alles ziemlich genau zutrifft.«
Sie fanden sich auf der Plattform wieder, und der kleine Parabolschirm kehrte bereits an seinen Platz zurück. Zigeuner stellte fest, daß Obie die Gelegenheit benützt hatte, um den Tisch abzuräumen.
»He, Computer!« rief der schwarzhaarige Hochstapler. »Wir könnten ein Vermögen machen, wenn wir so etwas im Theater vorführten.« Er wurde nicht beachtet.
»Der endgültige Beweis!« sagte Yua selbstzufrieden. »Jetzt seht ihr, daß wir recht haben. Ihr seht das Problem und die Dringlichkeit. Wir wollen Nathan Brazil finden, damit wir IHN anbeten und SEINE Gnade erbitten können.«
»Obie?« sagte Marquoz mit einer Spur von Zynismus. »Hat ihm jedermann diese Geschichte abgenommen?«
»Ortega nicht – der Ulik oder die sechsarmige Schlange, die Ihr gesehen habt. Auch nicht das Zwillingswesen Vardia, die Pflanze, eine Czillanerin, die mit Ortega darin übereinstimmt, daß Brazil ein wahnsinniger Markovier-Außenseiter sei, der an dem großen Experiment einfach nicht teilgenommen habe und möglicherweise Betriebsleiter des Schacht-Computers gewesen sei – der Chefmechaniker, wenn man will – mit dem Auftrag, dafür zu sorgen, daß alles richtig
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