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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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es ist der verdammte Riß, Mavra! Ich kann mich nicht so schnell bewegen oder denken wie vorher. Je weiter der Riß wird, desto mehr verliere ich von mir.«
    »Wenn du nicht so hochnäsig tun würdest, hätte ich dich davor warnen können«, sagte Brazil mit geringem Mitgefühl.
    »Jedesmal, wenn du jemanden zerlegst, um ihn auf deinen kleinen elektronischen Objektträgern zu speichern, bringst du ihn im Grunde um und belebst ihn nach Plan wieder. Der Schacht läßt nicht zu, daß du mich tötest, und mein Wesenskern gehört, wie ich schon gesagt habe, nicht dem markovischen Universum an. Du hast keinen Schlüssel dafür, den Unterschied in der Mathematik zu bewältigen.«
    »Obie, wie stark bist du beschädigt?« fragte Mavra angstvoll. »Kannst du noch arbeiten?«
    »Mühsam«, sagte er. »Ich glaube, ich kann den Schaden eindämmen, indem ich diese Teile einfach nicht benutze – aber das heißt, daß ich in dem, was ich tue, sehr eingeschränkt bin. Ich werde jetzt, solange wir dem Riß so nah sind, sehr vorsichtig sein müssen.«
    »Warum fliegen wir dann nicht davon? Warum marterst du dich so?«
    Es blieb einen Augenblick still, dann sagte Obie nur: »Fragen Sie ihn , Mavra.«
    Sie drehte sich um und sah Brazil mit hochgezogenen Brauen an.
    »Nun?«
    Brazil, der bei seinem Rundgang auf dem Balkon angelangt war, blieb stehen und schaute zu ihr hinunter.
    »Er hat einen Märtyrerkomplex«, sagte er. »Schließlich rechnet er damit, daß er mich dazu überreden wird, sonst müssen wir ohnehin alle sterben, er eingeschlossen.«
    »Ich werde Sie überzeugen«, versprach Obie.
    Brazil lächelte und legte den Kopf schief.
    »Das bezweifle ich.« Er schaute sich um. »Wie kommt man nach oben? Mich interessiert das hier.«
    Eine Tür hinter ihm glitt zur Seite und zeigte die Brücke auf der anderen Seite des Hauptschachtes. Er drehte sich um, nickte zufrieden und schlenderte hindurch. Die Tür ging hinter ihm zu.
    »Er ist ganz anders, als ich dachte«, meinte Mavra.
    »Sehen Sie ihn nicht so streng«, sagte der Computer. »Innerlich quält er sich zu Tode. Lassen Sie sich nicht täuschen. Das treibt ihn zum Wahnsinn. Möchten Sie vor der Wahl stehen, die Leute, die Sie ihr eigen nennen, vernichtet zu sehen, oder alle Rassen im Universum zu töten, nur um eine Maschine zu reparieren? Ich beneide ihn nicht – ich möchte selbst nicht vor der Entscheidung stehen.«
    Sie seufzte.
    »Also gut, ich will versuchen, freundlich zu sein – aber er macht es einem nicht leicht. Anfangs, auf Meouit, mochte ich ihn. Er war wirklich brillant, ein Profi. Aber jetzt – er ist so kalt, so gefühllos, so unerträglich leichtfertig. Es ist ganz so, als wollte er Distanz zwischen sich und uns.«
    »Das will er«, sagte Obie. »Er ist sehr menschlich, wissen Sie. Man kann ihm körperlich und seelisch weh tun. Können Sie sich vorstellen, seit dem Beginn der Zeit am Leben zu sein, die meiste Zeit als Mensch, alles, was man liebt, vor einem dahinwelken und sterben zu sehen, während man selbst weitermacht? Er muß hart sein, Mavra. Das ist die einzige Möglichkeit, den Schmerz zu bewältigen. Ihre Vorfahrin, deren eine Erscheinungsform Sie jetzt zeigen, war jemand, der ihm sehr viel bedeutet hat. Jemand, den er geliebt hat, glaube ich. Und als am Ende seine wahre Natur offenbar wurde – wie ich es Ihnen gezeigt habe –, war selbst sie so verängstigt und abgestoßen, daß sie auf ihn feuerte. Haben Sie Mitleid mit ihm, Mavra. Er ist in der Hölle, und es gibt keinen Ausweg für ihn.«
    Sie lächelte schwach. Sie war ihr ganzes Leben lang selbst oft schwer verletzt worden und hatte Wunden davongetragen, die niemals heilten. Sie fragte sich, ob sie für andere ebenso wirken mochte, wie Brazil auf sie wirkte. Es war kein Gedanke, bei dem man verweilte; er kam der Wahrheit zu nah.
    »Weil wir gerade von meiner Vorfahrin sprechen«, sagte sie, um schnell das Thema zu wechseln, »soll ich weiter so aussehen wie sie?«
    Obie schwieg kurze Zeit, als überlege er, dann sagte er: »Ja, eine Weile noch. Ich glaube, Ihr Aussehen ist für ihn eine Art Anker, eine emotionelle Krücke. Wollen Sie mir darin vertrauen?«
    »Also gut, ich mache noch eine Weile mit«, sagte sie zustimmend. »Aber du solltest an der Oberfläche lieber meine Wohnung umbauen und mir ein Badezimmer konstruieren lassen.«
    Obie lachte.
    »Gut, das mache ich. Ich gebe Anweisungen und Einzelheiten jetzt durch. Es wird nicht für lange sein«, versprach er.
    Sie lachte mit und

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