Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
haben.«
»Das birgt Möglichkeiten, wissen Sie«, murmelte Brazil. »Ein ganzer Planet voll Superfrauen, die alles tun werden, was ich von ihnen verlange. Zum Henker mit der Pornographie!«
Ganz plötzlich hörten sie ein gewaltiges Summen; der große Schacht außerhalb vibrierte, die Wände des Kontrollraums erzitterten. Nur das Bild des Planeten auf den Schirmen blieb unbewegt. Die ungeheure Macht von Gil Zinders Schöpfung kam zum Einsatz.
Dann ging ein starkes Beben durch Nautilus. Der Planet setzte sich in Bewegung. Die Vibration war so heftig, daß sie die Bewegung nur wahrnahmen, weil der Planet auf den Bildschirmen sich langsam zu drehen schien. Er erweckte den Anschein, von starkem Glanz eingehüllt zu sein. Die Vibration dauerte einige Minuten an, bis Obie Olympus völlig umrundet hatte, dann verging sie langsam.
»Es ist geschehen«, teilte Obie mit. »Wir haben jetzt bereitwillige Mitarbeiter – zu Millionen.«
»Das Ganze erscheint ein wenig unmoralisch«, bemerkte Brazil verdrießlich. »Ein Schlag, und augenblicks herrscht rassische Sklaverei.« Er wirkte ernsthaft verstört. »Wenn ich die ganze Macht dieses Dings begriffen hätte, wäre ich zu der Party bei Trelig gekommen.«
Mavra sah ihn erbost an.
»Ein schöner Augenblick, um das zu erkennen«, fauchte sie.
»Ist das wahr?« fragte Yua staunend. »Bin ich für mein Volk jetzt eine Göttin?«
»Es ist wahr«, versicherte Obie.
»Aber – wie wird man mich von den anderen unterscheiden?«
»Niemand auf dem Planeten hat einen Schweif oder irgendeine Erinnerung daran, daß jemals irgend jemand auf Olympus außer Ihnen einen Schweif hatte«, sagte Obie. »Der Schweif ist Ihr göttliches Attribut.«
Marquoz lachte leise. »Unsere kleine Emanze scheint nur allzugut in ein größeres Universum zu passen als in jenes, in das sie hineingeboren wurde«, murmelte er. Zigeuner kicherte.
»Bitte, kommen Sie jetzt alle ins alte Labor«, sagte Obie. »Ich muß verschiedene Dinge tun und sagen. Vorsicht, wenn Sie um die Ecke gehen; der Hauptschacht ist sehr heiß.«
Das war er, heiß wie ein Ofen. Diejenigen, die schwitzen konnten, waren nach wenigen Schritten schweißnaß.
Das alte Labor wirkte nach dem Dampfbad eiskalt, und sie standen alle da und keuchten eine Weile.
Mavra schaute sich hustend um und sah auf dem Laufgang eine Reihe von Besatzungsmitgliedern mit Gewehren. Sie wurde ängstlich; Obie hatte sich seit dem Beginn des Problems im Raum-Zeit-Kontinuum sehr merkwürdig benommen, und diese Entwicklung gefiel ihr gar nicht.
»Bitte, gehen Sie hinunter«, sagte Obie. Sie gehorchten, warfen Blicke auf die bewaffneten Wachen und fragten sich, was das bedeuten mochte. Kurz danach standen sie vor dem Podium. Sie konnten die kleine Parabolanlage sehen.
»Bitte, verzeihen Sie die Bewacher«, sagte Obie, »aber ich rechne mit einigem Widerstand gegen das, was geschehen muß, und da ich damit rechne, heute sterben zu müssen, möchte ich, daß niemand in der Lage ist, etwas zu verändern.«
»Obie!« schrie Mavra auf.
»Ich muß, Mavra«, sagte er beinahe flehend. »Ich will das nicht tun. Ich will nicht sterben, Mavra. Niemand will es. Aber… ich glaube, ich muß. Ich weiß es nicht. Vielleicht sterbe ich auch nicht. Wir werden sehen. Aber ich muß mich so verhalten, als wäre das der Fall.«
Nathan Brazil schien durch Obies Erklärung nicht beunruhigt zu sein.
»Wozu das ganze Theater, Obie? Ich werde es nicht tun, das weißt du – und du weißt auch, daß du mich nicht dazu zwingen kannst.«
»Sie sprechen Ihr Herz aus, Brazil«, antwortete der Computer, »worum ich Sie beneide. Ich habe, im poetischen Sinn, auch ein Herz, aber ich bin durch meine Realisierung als gigantische Maschine verflucht. Maschinen sind so gebaut, daß sie logisch denken, den ganzen Quatsch mit unvorstellbarer Geschwindigkeit überwinden und die nötigen Informationen beschaffen. Wir Maschinen können weder Fakten noch Logik ignorieren. Sie sind immer da, stets vor den Fingerspitzen, bildlich gesprochen. Ich kann gleichzeitig Quintillionen verschiedene Berechnungen ausführen. Ich habe kein Unbewußtes – nur ein unendlich großes Bewußtsein. Ich kann traurig, ich kann glücklich sein. Ich kann den Tod meiner armen Schwester betrauern, ich kann Angst um mich selbst empfinden, ich kann Liebe und Haß und Mitleid spüren. Aber ich kann meine Emotionen nicht dazu gebrauchen, wie ihr, vor der Wahrheit zu flüchten. Ihr kommt alle zurecht, weil ihr die Fähigkeit
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