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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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kleinen Mann an. Seine Miene wirkte gequält.
    »Ich könnte es ohnedies nicht tun«, sagte er abwehrend. »Mein Gott! Ist euch klar, wie viele Leute ich umbringen würde? Ich nehme diese Art von Verantwortung nicht auf mich! Auf keinen Fall!«
    »Patt«, murmelte Zigeuner.
    »Nicht ganz«, gab Obie zurück. »Wie gesagt, Brazil hat einen Vorteil: Menschlich in Denken und Seele, kann er sich weiterhin vor der Wahrheit verstecken. Ich kann es nicht. Deshalb muß er gezwungen werden, die Dinge so zu sehen wie ich. Er muß gezwungen werden, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ich werde gleich den kleinen Parabolsender hinausdrehen, ihn einhüllen, und wir werden verschmelzen. Er wird sehen, was ich sehe. Er wird gezwungen sein zu sehen, was ich zu sehen gezwungen bin. Dann soll er sich weigern.«
    »Aber – Obie!« protestierte Mavra. »Das kannst du nicht tun! Du bist schon schwer geschädigt worden, als du versucht hast, ihn zu analysieren!«
    »Ich rechne damit, daß das für mich tödlich sein kann«, erklärte der Computer, während in seiner allzu menschlichen Stimme ein Anflug von Angst hörbar wurde. »Ich weiß es nicht genau. Ich weiß aber, daß es möglich ist, und ich weiß auch, daß der Schacht seinen Tod dabei verhindern wird. Aber er wird gezwungen sein, die Wahrheit zu erkennen.«
    Brazil lachte nervös auf.
    »Augenblick mal jetzt! Ich mach' da auf keinen Fall mit. Wenn du glaubst –«
    »Sie haben keine Wahl«, unterbrach ihn Obie. »Die Männer mit den Gewehren werden dafür sorgen. Sie tun entweder, was ich sage, oder wir schießen Sie zusammen und werfen Sie auf die Plattform.«
    Brazil wirkte verstört. Schmerz verabscheute er wie nur irgendeiner.
    »Okay! Okay! Ich mache es!« schrie er. »Das genügt doch wohl!«
    »Es tut mir leid, Brazil, ehrlich leid«, antwortete Obie. »Ich würde mir wünschen, daß Sie die Wahrheit sagen, aber Sie und ich wissen, daß Sie nicht aufrichtig sind. Gewißheit kann ich nur mit dem Parabolspiegel haben. Glauben Sie, ich würde diesen Weg wählen, wenn es irgendeine andere Möglichkeit gäbe? Wenn Sie ich wären, und ich Sie – würden Sie es glauben, selbst wenn es wahr wäre?«
    Brazil seufzte und schien ein wenig in sich zusammenzufallen. Er wirkte völlig niedergeschlagen.
    »Darauf kann ich nicht viel sagen.«
    »Ich möchte mit jedem einzelnen von Ihnen der Reihe nach allein sprechen, bevor ich mir Brazil vornehme«, sagte der Computer ernsthaft. »Mavra, würden Sie bitte auf die Plattform treten?«
    Mavra hielt ihre Tränen zurück und brachte es auf irgendeine Weise fertig, die Plattform zu erklimmen.
     
     
    Umhüllt von dem violetten Leuchten, hatte sie kein Zeitgefühl, aber sie wußte, daß sie Obie seinen Plan ausreden mußte.
    »Mavra, sprechen Sie es nicht aus«, erklärte er. »Erstens bin ich hundertprozentig Ihrer Meinung. Ich will es gar nicht tun, aber ich muß. Versuchen Sie zu verstehen.«
    »Ich gebe mir Mühe, Obie – aber ich kann das einfach nicht akzeptieren.«
    »Schauen Sie, Mavra. Es ist nicht so, wie Brazil behauptet. Ich habe nicht den Wunsch, ein Märtyrer zu sein. Nach Nikkis Tod bin ich der letzte Zinder. Mit ihrem Ableben habe ich nicht gerechnet, Mavra. Ich hatte gehofft, daß ich ihr helfen und den neuen Anfang ermöglichen könnte, den sie verdiente.«
    »Wenn es dir ein Trost ist, Obie, ich glaube nicht, daß du irgend etwas hättest tun können, ohne ihr ganzes Gehirn zu löschen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Trotzdem – es ist sonderbar, nicht? Daß sie gerade heute gestorben ist, meine ich. Wir beide …«
    »Es muß nicht sein, Obie! Hör schon. Wir sind Partner. Fifty-fifty. Du brauchst keine Mehrheit, um die Firma aufzulösen.«
    »Sie ist aufgelöst zugunsten einer neuen. Das wissen Sie. Sie war in dem Augenblick aufgelöst, als man die Zinder-Vernichtungsgeräte einsetzte. Ich weiß – wir beide glaubten, das würde ewig so weitergehen. Neue Herausforderungen, neue Welten. Der größte Fehler war wohl der, in diesem Sektor nicht regelmäßig nachzusehen. Wenn wir das getan hätten, wären wir mit den Dreel fertiggeworden, und nichts von alledem hätte stattgefunden.«
    »Du weißt nicht, wie oft ich darüber nachgedacht habe«, gab sie reumütig zu.
    »Aber wir haben es nicht getan, Mavra. Es ist nun einmal so. Was am wehesten tut, ist, daß wir da draußen soviel Gutes getan haben. Gleichgültig, wie verkorkst sie waren, wir haben es fertiggebracht, sie umzudrehen und auf den richtigen Weg zu bringen. Es war

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