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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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erstaunlich, wie ähnlich wir den meisten von den anderen gewesen sind – aber wenn man bedenkt, daß sie alle denselben markovischen Wurzeln entsprungen sind, ist es wohl gar nicht so sonderbar. Immerhin, wir haben viele Leben gerettet, ein paar Planeten, vielleicht die eine oder andere Zivilisation.«
    Sie nickte und lächelte.
    »Darauf können wir stolz sein. Und vor allem hat es Spaß gemacht.«
    »Das hat es. Aber wozu? Wenn Brazil im Schacht den Stöpsel herauszieht, sind sie alle fort, Mavra. Sie werden nie gewesen sein. Raum und Zeit des markovischen Universums werden verschwinden. Was für eine Verschwendung.«
    »Du klingst wie Brazil, Obie. Warum ihnen dann nicht eine Chance geben? Wie er es will?«
    »Sie haben keine Chance, Mavra – und ich habe auch keine. Entweder vernichten wir alles für immer, ohne jede Aussicht auf einen Neubeginn, oder wir fangen jetzt neu an. So oder so werde ich sterben. So ist es besser.«
    »Aber mußt du denn sterben?« sagte sie drängend. »Warum jetzt? Wir brauchen dich.«
    »Ihr solltet mich nie brauchen«, gab er zurück. »Das ist das Problem. Ihr seid von meinen großen und kleinen Parabolsendern viel zu abhängig gewesen. Ihr seid vom Götterspielen eingerostet, Mavra. Und ich brauche nicht zu sterben, nein. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich weiß nicht genau, was geschehen wird. Ich verliere vielleicht den Verstand, ich könnte mich auch nur verletzen. Vermutlich werde ich einen Kurzschluß erleiden. Es besteht keine Gefahr. Ich habe die Lebenserhaltungs- und Wartungssysteme bereits von einer Abhängigkeit mir gegenüber gelöst: Es ist wie in alten Zeiten. Nautilus wird überleben und funktionieren – eine Zeitlang. Wer weiß. Ich bin nicht Gott, obwohl es manchmal leichtgefallen ist, daß ich mich dafür hielt. Ich weiß nicht, was geschehen wird. Ich weiß nur, daß ich, während ich tue, was ich muß, feststelle, wie erstaunlich wenig ich von meinem eigenen Dasein bereue. Ich bereue nichts von unserem Zusammenwirken, Mavra. Die anderen – für sie bin ich eine Maschine oder ein mächtiges, fremdartiges Wesen, das man fürchten muß. Nur Sie sehen mich anders, Mavra. Nur Sie sind meine Vertraute gewesen, meine enge, liebe Freundin.«
    Er schwieg kurze Zeit. Sie hatte einen Kloß im Hals und konnte nichts sagen, und das sonderbarste Gefühl dabei war, daß Obie ebenso menschlich empfand.
    Schließlich sagte er: »Ich will Ihnen sagen, was getan werden muß, und welche Rolle jeder einzelne dabei zu spielen hat. Es wird eine Gedächtnis-Ausgabe sein; Sie sind schon stark genug, allen Extraktionsmethoden, die ich kenne, zu widerstehen. In gewissem Sinn gebe ich Ihnen mehr als das, einen kleinen Teil von mir, den menschlichsten, der in den dunklen Winkeln Ihres Gehirns verweilen wird, aber wenn Sie mich brauchen, werde ich da sein. Wir gehören nach wie vor zusammen, Mavra.«
    »Nach wie vor, Obie«, sagte sie gepreßt.
    Sie befand sich plötzlich wieder in dem kleinen Raum, und die anderen starrten sie an. Sie stieg hinunter.
    »Marquoz, bitte«, sagte Obie. Der kleine Drache seufzte, stieg auf die Plattform und schaute sich um. »Darf ich weiterrauchen?« fragte er. Der violette Strahl stach herab.
     
     
    »Marquoz«, sagte Obie, »Sie sind nicht zufällig, sondern nach Plan hier. Allerdings nicht nach meinem. Ich weiß nicht, nach welchem. Vielleicht gibt es eine höhere Macht als uns. Trotzdem, nach meiner Einschätzung sind Sie für die Aufgabe weitaus am besten geeignet. Es gibt sehr viel zu tun, und Sie müssen einen Teil der Verantwortung übernehmen.«
    »Du scheinst sehr überzeugt davon zu sein, daß Brazil es tun wird«, betonte der kleine Drache. »Du scheinst auch ganz sicher zu sein, daß wir es tun werden, gleichgültig, was du für uns vorgesehen hast. Angenommen, Brazil kommt zurück und sagt immer noch nein? Angenommen, er kommt gar nicht wieder?«
    »Er wird wiederkommen«, versicherte Obie. »Sie müssen begreifen, daß nur sein Körper Teil der Wirklichkeit ist, die Sie und ich kennen und akzeptieren. Sein Geist, seine Seele, das an ihm, was seine Persönlichkeit und seine Erinnerungen ausmacht – es gehört überhaupt nicht zu unserem Universum. Es ist so fremdartig, daß ich es nicht einmal im Ansatz begreifen kann. Es ist, als bestünde er aus Anti-Materie. Man sieht sie – sie sieht ›wirklich‹ aus, verhält sich so, ist in jeder Beziehung normal. Aber wenn man sie berührt, explodiert man. Ich verstehe Anti-Materie; ich kann

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