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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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tief unten. Und doch gab es ein wenig Sonnenlicht; die gigantischen Bäume blockierten es irgendwo da oben, in den allgegenwärtigen grauen Wolken selbst, vielleicht sogar über diesen Wolken. Die Bewohner von Awbri schienen sich, wenn sie es wußten, nicht darum zu kümmern.
    Und unten, tief, tief unten, lag der Boden, der Sockel des Waldes und das Ziel dieser vielstufigen Wasserfälle. Dort unten, so hieß es, befinde sich ein grauenhafter Sumpf, mit Treibsand und Morast und mit Sumpfgeschöpfen, Wesen sowohl Tier wie Schmarotzerpflanze – und sogar fleischfressende Pflanze –, die einander in unaufhörlichem Krieg bekämpften und alles verschlangen, was in ihre Nähe kam.
    Doch keines davon konnte klettern, und selbst die Parasiten schienen aufgehalten zu werden, während sie emporwuchsen, von Absonderungen der Riesenbäume zum Stillstand gebracht. Die Insekten waren zumeist Symbioten, oder, wenn parasitär, dann bei Tieren und nicht bei den Bäumen. Von Insekten schien es eine unendliche Vielzahl zu geben. Manche konnten selbst die Körper der Awbrier durchdringen und lebenspendendes Blut heraussaugen, aber auch das war nur gerecht: Zusätzlich zu den Früchten der Bäume und den Pflanzen der Ranken, die sich um gewaltige Äste schlangen, verzehrten die Awbrier ungeheure Mengen von diesen Insekten.
    Die Awbrier selbst lebten nur in den Bäumen, ab einer Höhe von etwa hundert Metern bis zu einer solchen von ungefähr fünfzehnhundert Metern. Sie besaßen komisch aussehende kurze Entenschnäbel, die in gewisser Weise biegsam waren, angebracht an dünnen, flachen Köpfen, deren lange Stützhälse sie mit elastischen, beinahe unendlich wendigen Nagetierkörpern verbanden. Ihre vier Gliedmaßen endeten allesamt in gleichgroßen Affenhänden, eine jede davon mit opponierendem Daumen ausgestattet; es gab keinen Unterschied zwischen Hand und Fuß, und sie wurden angesichts des unendlich biegsamen Rückgrats und ebensolcher Gliedmaßen der Awbri jeweils nach Lage der Dinge gebraucht. Abgesehen von den nackten grauen Handflächen und langen, flachen, fast starren, papierdrachenartigen Schwänzen, waren ihre Leiber mit einem dichten Pelz bedeckt, dessen Öle wasserabweisend waren. Alle Gliedmaßen waren durch pelzumhüllte Membranen miteinander verbunden, und ihre Knochen waren hohl, was ihnen in der Luft beträchtlichen vogelartigen Auftrieb verlieh, etwas, das sie brauchten, damit die Wesen mit ausgestreckten Armen und Beinen, den Schwanz als Ruder benutzend, zwischen den Bäumen dahinfliegen und weite Strecken segeln konnten, hurtig um Äste, Laub und andere Hindernisse herumschießend. Im Gegensatz zu Vögeln waren sie letzten Endes Opfer der Schwerkraft, eher Gleiter als durch Körperkraft angetriebene Flieger. Durch das Erspüren der Luftströmungen, von Geschwindigkeiten und Entfernungen konnten sie aber wie Segelflugzeuge sehr lange in der Luft bleiben.
    Solcherart war die äußere Welt, in der Yua, ehemals Hohepriesterin von Olympus, durch den Schacht der Seelen wiedergeboren worden war. Die kulturelle Welt war für sie von größerer Schockwirkung gewesen.
    Wie bei ihrem eigenen Volk wurden hier viel mehr Frauen als Männer geboren, vielleicht zehnmal soviel oder noch mehr. Aber hier herrschten allein die Männer, während sie in ihrer eigenen Welt lediglich als verzärtelte Kurtisanen eine Funktion gehabt hatten. Sie hatte die Führung des Landes hier gesucht, als sie erwacht war, und war schließlich an den örtlichen Rat verwiesen worden, der seinen Sitz in einem gigantischen Baum ein wenig abseits von den anderen hatte. Bis jetzt war sie unhöflich, ja ausgesprochen grob behandelt worden, und empfand wenig Zuneigung zu ihrem neuen Volk, ein Gefühl, das noch unheilschwangerer wurde, als sie dahinterkam, daß sie einer Familie von niedrigem Rang zugeteilt werden sollte. Sie war eine praktisch denkende Person und nahm die Herrschaft der anderen zunächst hin, weil sie nichts anderes tun konnte und weil die Alternative darin bestand, mit Drogen oder einem Eingriff ins Gehirn zu Zustimmung und Unterwerfung gezwungen zu werden.
    Awbri besaß keine Zentralregierung. Das Hex bestand aus Klans, von denen jeder eine ausgedehnte Familie war, in der alle zusammenlebten und arbeiteten. Jeder Baum konnte zwischen zwölf und zwanzig Awbrier versorgen; Klans breiteten sich auf benachbarten Bäumen aus, und ihre jeweilige Macht und ihre soziale Stellung beruhten auf der Anzahl der Mitglieder des Klans und dadurch auf der

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