Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
Gegenstück zusammen mit den anderen schon die Flucht gelungen?«
»Nein«, versicherte sie. »In unseren eigenen Truppen scheint jemand hinter die Wahrheit gekommen zu sein und geplaudert zu haben, oder der Rat will sich gegen alle Möglichkeiten absichern und keine Risiken eingehen.«
Er seufzte.
»Der verdammte Dampfer. Ich wußte es. Von wegen Rat – das ist Ortegas Werk. Er ist der einzige, der den Verstand hat, sich das auszurechnen.« Er sprach mehr zu sich selbst als zu den anderen. Er wandte sich ihr zu und sagte: »Nun, dann bleibt nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Khutirs Truppen bewachen die Avenue immer noch?«
Sie nickte.
»Sie sind noch nicht vorgerückt und scheinen in der Hauptsache in Quilst stationiert zu sein. Das hat uns Freunde eingebracht, wie Manganong und Sungongong hier. Obwohl Quilst offiziell zum Rat steht, war das Militär nicht zurückhaltend, und es hat Ärger gegeben.«
Das konnte er verstehen. Eine Armee aus mehreren Dutzend Rassen mit verschiedenartigen Bedürfnissen brachte Unheil, wenn man sie aufnehmen mußte, und es würde selbst einem harten Halunken wie Khutir schwerfallen, sie unter Kontrolle zu halten.
»Wir sind der Meinung, daß Sie sozusagen auf der Grenzscheide bleiben sollten«, sagte sie. »Hinauf nach Lieveru, dann hinein nach Ellerbanta, wo das Gebirge jede Armee oder Truppe daran hindert, den Zugang zur Avenue ganz zu sperren.«
Er nickte beunruhigt, weil er die Aussichten dafür kannte, überhaupt so weit zu kommen. Nicht, daß er das wirklich vorgehabt hätte – aber diese Leute hier durften das nicht wissen. Er wünschte sich jedoch, daß die anderen schon durchgebrochen und auf der letzten Etappe wären. In diesem Augenblick hing alles von der anhaltenden Ahnungslosigkeit des Rates und der traditionellen Denkweise der Führerschaft ab. Wenn Ortega den Plan wirklich erraten hatte und es ihm gelungen war, die anderen zu überzeugen, konnte der ganze Zeitplan durcheinandergeraten. Es konnte sehr, sehr rasch gefährlich werden.
Sie rasten mit fast hundert Kilometern in der Stunde durch Clopta und waren in knapp drei Stunden an der Grenze zu Quilst. Soviel er erkennen konnte, waren sie von niemandem entdeckt oder auch nur bemerkt worden. So weit, so gut – aber nun kam der schwierige Teil.
Die awbrischen Truppen, die bis zu diesem Augenblick stillgehalten hatten, würden jetzt schon unterwegs sein, um direkt zur Ellerbanta-Verion-Avenue vorzustoßen – aber sie waren noch weit davon entfernt. Das sollte Khutir nach Süden locken, um sie aufzuhalten, an ihnen vorbei nach Osten, während Sanghs Verbände abgeschnitten werden würden, zum Kampf gezwungen sein würden. Es ging jetzt um die Entscheidung… Alles war so gut verlaufen. Noch einen Tag, höchstens zwei, und man hatte die Dinge in der Hand. Noch zwei Tage …
Quilst war kühler als Clopta, aber viel weniger feucht, und schien ein erträgliches Mittel darzustellen. Sie gingen jetzt zu Fuß weiter, immer noch nahe der Grenze zum eisigen Betared, und sie kamen nur noch langsam voran.
Trotz der Kühle schien Quilst sumpfig zu sein, dicht bewachsen mit Bäumen und Unkraut, übersät mit riesigen Schlammlöchern. Sehr bewohnbar wirkte das Ganze in der Tat nicht, aber die riesigen Wesen, die zu seinem Trupp gehörten, stammten von dort.
Er war dankbar für die Anwesenheit der Einheimischen; sie kannten sich aus und würden verhindern, daß er mit eher unerfreulicher Flora und Fauna in Schwierigkeiten geriet. Sie konnten ihm auch die Bevölkerung vom Hals halten. Die beiden Punretts waren weniger nützlich, aber er wußte, daß sie zum Vierfachen ihrer Größe anschwellen konnten und im Kampf nicht nur grimmig waren, sondern dazu neigten, fast alles zu verschlingen, was nicht sie auffraß. Man konnte sich in solchen Lagen die Verbündeten nicht immer aussuchen, man nahm einfach das, was man zu finden vermochte.
Nach mehreren Stunden Marsch hatten sie immer noch niemanden gesehen. Das beunruhigte ihn ein wenig; es war zu einfach. Sie gingen um eines der großen Schlammlöcher herum, als das Ding plötzlich herausbrach. Zwanzig oder mehr Quilst-Köpfe schnellten herauf und schnaubten, dann kamen die anderen wie mit Aufzugplattformen herauf.
Manganong und Sungongong schnaubten zornig, die Nüstern gebläht, und rissen ihre Pistolen heraus, bevor ihnen plötzlich klar wurde, daß diese hier in diesem nicht-technologischen Hex nicht mehr waren als kleine und zerbrechliche
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