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Second Face

Second Face

Titel: Second Face Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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verschwiegen, denn sie wusste genau, was Marie sich erhoffte. Erst heute Morgen hat Anne ihr ein wenig verlegen eröffnet, dass sie mit Kai auf das Schulfest gehen würde.
    »Es macht dir doch nichts aus?«, hat Anne ein wenig besorgt gefragt. »Kai sagt, ihr seid nur gute Freunde. Er wollte von dir nicht mehr als Nachhilfe.«
    Nicht mehr als Nachhilfe … So einfach war das für Kai. Und warum Anne und nicht sie? Auch wenn sie zweieiige Zwillinge sind, sehen sie einander doch zum Verwechseln ähnlich. Die gleichen langen blonden Haare, braunen Augen und die gleiche Figur. Am Äußeren kann es also nicht liegen. Aber Anne hat mehr Temperament, steht nach kurzer Zeit immer im Mittelpunkt. Sie ist lustig, witzig und wickelt alle um den Finger. Aber sie kann auch sehr launisch sein und ist wegen ihrer spitzen Zunge gefürchtet. Die Menschen lieben Anne oder sie hassen sie. Und Kai gehört offenbar zu den ersteren.
    Auf der Tanzfläche drehen sich Kai und Anne immer noch eng umschlungen. Als Kai sich dann zu Anne herunterbeugt, um sie zu küssen, hält Marie es nicht mehr aus. Sie springt auf. Valerie, die sie die ganze Zeit beobachtet hat, hält sie am Arm fest.
    »Mach jetzt keinen Fehler! Darauf warten alle nur!«
    »Ist mir doch egal!«
    »Jetzt vielleicht! Aber spätestens morgen früh wirst du das bedauern. Die werden dich gnadenlos auslachen!«
    »Ich muss raus hier! Ich kann das nicht …«
    »Ich komm mit! Aber ganz cool bleiben! Rede mit mir und lächele dabei!«
    Marie fühlt im Nacken die vielen Augen, die ihnen folgen. Besonders schlimm wird es, als sie an dem Tisch vorbeikommen, an dem Kais Freunde sitzen.
    »Wollt ihr schon gehen?«, fragt Per mit einem frechen Grinsen im Gesicht. »Keine Lust auf Tanzen? Wir könnten unserem romantischen Liebespärchen Gesellschaft leisten.«
    »Sind sie nicht ein schönes Paar?«
    Ehe Marie etwas sagen kann, wird sie von Valerie weitergezogen. »Nicht stehen bleiben! Die warten doch nur darauf, dass du in Tränen ausbrichst.«
    Der Weg bis zur Tür ist endlos. Endlich sind sie draußen, gehen vorbei an den Jugendlichen, die vor der Halle herumstehen.
    Während Marie mit den Tränen kämpft, legt Valerie ihren Arm um sie: »Sei froh, dass du ihn los bist. Oder wolltest du die Nächste sein, die er flachlegt?«
    Marie schüttelt ihre Freundin wütend ab. »Ach, lass mich doch in Ruhe! Ich bin sauer auf Kai und auf Anne, aber so einer ist der nicht. Er ist eben in Anne verliebt und nicht in mich. So was passiert!«
    Valerie lacht verächtlich. »Verliebt? Der? Kai sammelt Mädchen wie andere Briefmarken. Er und seine Kumpels schließen Wetten ab, wer wie schnell welches Mädchen rumkriegt.«
    »Das glaube ich nicht! Woher willst du das wissen?«
    »Frag mal Paula. Die ist eine davon, hat auch an die erste große Liebe geglaubt und dann, als er hatte, was er wollte, hat er sie eiskalt abserviert und ein Häkchen hinter ihren Namen gemacht … Statt zu heulen, solltest du dich freuen.«
    Aber danach ist Marie so gar nicht zumute. Es tut einfach nur weh, vor allem, weil Kai nach wie vor bei ihnen zu Hause ein und aus geht. Anne und er verbringen jede freie Minute miteinander. Marie kann es kaum ertragen, sie zusammen zu sehen. Kaum steht Kai vor der Tür, verzieht sie sich in ihr Zimmer.
    Anders als Anne ist Marie schon immer gerne aus ihrem Leben ausgestiegen und in andere Rollen geschlüpft. Früher haben die Eltern gedacht, sie würde mal Schauspielerin werden, aber die große Bühne ist nicht Maries Welt. Über ihren Bildschirm in fantastische Welten eintauchen und mit einem Klick jedes noch so böse Monster vernichten, das ist die Welt, in der Marie sich sicher fühlt und in die sie immer öfter auswandert, wenn ihr das wirkliche Leben über den Kopf steigt.
    »Mensch, Marie, du musst Anne warnen. Du kannst doch nicht zusehen, wie sie in ihr Unglück rennt.« Während Marie die Kai-Anne-Geschichte am liebsten ganz ausblenden würde, lässt Valerie keine Ruhe. »Sie ist doch deine Schwester, Marie! Du musst was tun!«
    Nur damit Valerie endlich Ruhe gibt, verspricht Marie, mit Anne zu reden.
    Anne und Kai gelten jetzt in der Schule offiziell als Paar, und wenn sie die beiden beobachtet, kann sie nicht glauben, dass Kai es nicht ehrlich meint. Auch wenn es wehtut, das zuzugeben, Kai scheint wirklich verliebt in Anne zu sein.
    »Du bist ja doch eifersüchtig!«, ruft Anne, kaum dass Marie angefangen hat. »Lass die anderen doch reden. Das zwischen Kai und mir ist was ganz

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