S.E.C.R.E.T. 1
diesen Minuten.«
»Das Komitee ?« Oh mein Gott, was hatte ich getan? Ich hatte plötzlich das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen.
Anscheinend spürte Matilda meine Panik. Sie goss mir ein Glas Wasser aus dem Krug auf ihrem Schreibtisch ein. »Bitte, Cassie, trinken Sie einen Schluck, und versuchen Sie, sich zu entspannen. Das hier ist eine gute Sache. Eine ganz fantastische Sache. Vertrauen Sie mir. Das Komitee ist einfach nur eine Gruppe von Frauen, freundlichen Frauen, von denen es vielen früher genauso ging wie Ihnen und die helfen wollen. Sie werben Teilnehmerinnen an und entwerfen die Fantasien. Das Komitee sorgt dafür, dass Ihre eigenen Fantasien Wirklichkeit werden.«
» Meine Fantasien? Was, wenn ich gar keine habe?«
»Oh, die haben Sie. Sie wissen es nur noch nicht. Und machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden nie etwas tun müssen, das Sie nicht tun wollen. Und Sie müssen auch nie mit jemandem zusammen sein, mit dem Sie nicht zusammen sein wollen. Das Motto von S.E.C.R.E.T. lautet: Kein Urteil. Keine Grenzen. Keine Scham.«
Das Wasserglas zitterte in meiner Hand. Ich nahm einen großen Schluck und verschluckte mich. » S.E.C.R.E.T. ?«
»Ja, so nennt sich unsere Gruppe. Jeder Buchstabe steht für was anderes. Aber im Prinzip besteht unsere Daseinsberechtigung in Befreiung durch komplette Unterwerfung unter unsere sexuellen Fantasien.«
Ich starrte ins Leere und versuchte, das Bild von Pauline mit den beiden Männern abzuschütteln …
»Hat Pauline das getan?«, fragte ich.
»Ja. Sie ist alle zehn Schritte von S.E.C.R.E.T. gegangen und steht nun mitten im Leben, vollkommen sexuell lebendig.«
»Zehn?«
»Nun, genau genommen sind es nur neun Fantasien. Der zehnte Schritt ist eher eine Entscheidung. Man kann für ein weiteres Jahr bei S.E.C.R.E.T. bleiben und andere Frauen wie Sie selbst anwerben, Teilnehmerinnen an Fantasiereisen ausbilden oder anderen Mitgliedern helfen, ihre Fantasien zu erleichtern. Oder Sie fassen den Beschluss, Ihre sexuelle Erfahrung in Ihre eigene Welt zu tragen, vielleicht im Rahmen einer liebevollen Beziehung.«
Hinter Matildas rechter Schulter erspähte ich im Hof noch mehr Frauen unterschiedlichsten Alters, Hautfarbe und Größe. Paarweise oder zu dritt kamen sie durch das Tor. Ich konnte sie lachen und schwatzen hören, als sie die Lobby betraten.
»Sind sie das Komitee?«
»Ja. Sollen wir zu ihnen gehen?«
»Warten Sie. Das geht mir ein bisschen zu schnell. Was genau passiert, wenn ich Ja sage?«
»Alles, was Sie sich wünschen. Nichts, das Sie sich nicht wünschen«, antwortete sie. »Ja oder nein, Cassie. Es ist wirklich so einfach.«
Mein Körper war begeistert. Doch mein Verstand befreite sich von seinen vorübergehenden Fesseln und ließ meinen Zweifeln freien Lauf: »Aber ich kenne Sie doch noch nicht einmal! Ich weiß nicht, wer Sie sind, wer diese Frauen sind. Und ich soll mich hier hinsetzen und über meine dunkelsten, privatesten Sex-Fantasien reden? Ich wüsste noch nicht mal, dass ich welche hätte, geschweige denn gleich neun Stück. Immerhin habe ich in meinem Leben nur mit einem einzigen Mann geschlafen. Wie kann ich also zu all dem Ja oder Nein sagen?«
Matilda wirkte wie eine Mutter, die beim Wutanfall ihres Kindes gelassen, aber anwesend bleibt. Meine Worte konnten meinen Körper nicht zur Umkehr bewegen und ihn nach Hause schaffen. Das wusste ich. Und sie ebenfalls. Mein armer Verstand würde die Schlacht verlieren.
»Ja oder nein, Cassie«, wiederholte Matilda.
Ich sah mich im Zimmer um, betrachtete das Bücherregal hinter mir, die antiken Fenster zum Hof, die dichte Hecke. Dann wanderte mein Blick zurück zu Matildas freundl ichem Gesicht. Ich musste mich einfach berühren lassen! Ich brauchte einen Mann, der mit meinem Körper machte, was er wollte, bevor er einen langsamen und einsamen Tod starb . Das war etwas, das einfach für mich geschehen musste. Mit mir .
»Ja.«
Sie klatschte einmal ganz sanft in die Hände. »Ich freue mich so. Oh, und es soll Spaß machen, Cassie. Es wird Spaß machen!« Mit diesen Worten zog Matilda ein kleines Büchlein aus der Schublade ihres Schreibtisches und schob es mir hinüber. Es hatte den gleichen weinroten Einband wie Paulines Tagebuch, nur dass es länger und dünner war, ähnlich einem Scheckbuch. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie diesen kurzen Fragenkatalog in Ruhe ausfüllen können. Er wird uns einen Anhaltspunkt geben, wonach Sie suchen und was Sie … mögen. Worauf Sie
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