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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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man in den grünen Innenhof. Hinter dem Tor konnte man noch einen kleinen Blick auf die Straße erhaschen. Außerdem konnte ich den Seiteneingang der imposanten, benachbarten Villa erkennen. Ein uniformiertes Dienstmädchen fegte gerade die Treppenstufen. Ich nahm in einem jener breiten, schwarzen Sessel Platz, in denen man sich immer fühlt, als ob man in King Kongs Hand säße.
    »Wissen Sie, warum Sie hier sind, Cassie?«, fragte Matilda.
    »Nein. Ja. Nein, tut mir leid. Ich weiß es nicht.« Fast wäre ich in Tränen ausgebrochen.
    Matilda nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, stützte das Kinn in die Hände und wartete. Die Stille war schmerzhaft. Schließlich sagte sie: »Sie sind hier, weil Sie etwas in Paulines Tagebuch gelesen haben, das ein unwiderstehliches Verlangen in Ihnen ausgelöst hat, Verbindung mit mir aufzunehmen. Ist es so?«
    »Ich glaube ja. Doch«, gab ich zu. Aufgeregt hielt ich nach einer anderen Tür Ausschau, durch die ich die Flucht hätte ergreifen können.
    »Was hat Sie Ihrer Ansicht nach dazu gezwungen?«
    »Es war nicht nur das Buch«, platzte ich heraus. Aus den Augenwinkeln sah ich durch das Fenster ein paar Frauen, die gerade den Hof betraten.
    »Was dann?«
    Ich dachte an mein Pärchen, an ihre ineinander verschlungenen Arme. Ich dachte an das Notizbuch. An Pauline, die zum Bett zurückwich, an den Mann …
    »Pauline und die Art, wie sie mit Männern umgeht. Mit ihrem Freund. So bin ich noch nie mit jemandem zusammen gewesen, nicht einmal mit meinem Ehemann. Und noch nie hat mich jemand so behandelt. Sie kommt mir so … frei vor.«
    »Und das wünschen Sie sich auch für sich selbst?«
    »Ja. Ich glaube schon. Ist es das, woran Sie arbeiten?«
    »Es ist das Einzige , woran wir arbeiten«, antwortete sie. »Nun, fangen wir bei Ihnen an. Erzählen Sie mir etwas über sich.«
    Ich habe keine Ahnung, warum es plötzlich so einfach war, aber meine Geschichte kam mir wie von selbst über die Lippen. Ich berichtete Matilda, wie ich in Ann Arbor aufgewachsen war. Dass meine Mutter gestorben war, als ich noch ein Kind war. Dass mein Vater, Lieferant für Industriezaunanlagen, nur selten zu Hause war, und wenn, dass er dann entweder genervt oder übertrieben liebevoll war, besonders wenn er betrunken war. Ich war stets auf der Hut, um jegliche Stimmungsschwankung sofort zu spüren. Meine Schwester Lila verließ unser Elternhaus, sobald sie konnte, und zog nach New York. Heute hatten wir kaum noch Kontakt.
    Dann berichtete ich Matilda von Scott – dem süßen Scott, dem traurigen Scott, der mit mir in unserer Küche zu Countrymusik Klammerblues tanzte. Dem Scott, der mich zweimal geschlagen und danach nicht hatte aufhören können, mich um Verzeihung zu bitten, wozu ich nicht in der Lage gewesen war. Ich schilderte, wie unsere Ehe immer schlechter wurde, je mehr er trank. Ich erklärte ihr, dass sein Tod mich nicht befreit, sondern in einen ruhigen Kompromisszustand verbannt hatte, ein sicheres Refugium, das ich mir selbst geschaffen hatte.
    Ich hatte nicht geahnt, wie sehr mir das Gespräch mit einer anderen Frau gefehlt hatte, wie isoliert ich mittlerweile war.
    Dann sagte ich es. Es platzte einfach aus mir heraus, die Tatsache, dass es ewig her war, seit ich das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte.
    »Wie viele Jahre?«
    »Fünf. Fast sechs, glaube ich.«
    »Das ist nicht unüblich. Trauer, Zorn und Verbitterung können dem Körper übel mitspielen.«
    »Woher wissen Sie das? Sind Sie Sexualtherapeutin?«
    »So in etwa«, sagte sie. »Wir helfen Frauen, wieder mit ihrer Sexualität in Berührung zu kommen. Dadurch stellen sie den Kontakt zum mächtigsten Teil ihres Selbst her. In kleinen Schritten, nach und nach. Interessiert Sie das?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich so zögerlich wie damals, als ich meinem Vater beichten musste, dass ich meine Periode bekommen hatte. Außer der teilnahmslosen Freundin meines Vaters wuchs ich ohne erwachsene Frauen im Haus auf, weshalb ich noch nie laut mit jemandem über Sex gesprochen hatte.
    »Muss ich dabei irgendetwas … Seltsames tun?«
    Matilda lachte. »Nein. Nichts Seltsames, Cassie. Es sei denn, Sie stehen drauf.«
    Da lachte auch ich. Es war das unbehagliche Lachen eines Menschen, für den es kein Zurück mehr gibt. »Aber wie funktioniert die Sache?«
    »Sie müssen eigentlich nichts weiter tun als JA zum Komitee zu sagen«, antwortete sie und warf einen Blick auf die Uhr. »Ach du meine Güte, das versammelt sich gerade in

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