Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)
»James hatte bald genug und wir gingen. Aber ich war neugierig und bin nach ihm noch einmal in die Kammer gehuscht. Ich stieß an die Öllampe, weil ich glaubte, eines der Mädchen habe das Loch entdeckt, das wir gebohrt hatten. Die Kammer stand sofort in Flammen.«
»Oh Gott, Benjamin!« Sarah schlug sich die Hände vors Gesicht. »Du hättest doch sagen können, dass es ein Unfall war!«
»Aber Vater!« Benjamin schluchzte laut auf. »Er ist tot! Nur meinetwegen!« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Und meinen Bruder hätte ich auch fast getötet.«
»Die Schuld hat dich beinahe zerstört«, flüsterte Sarah, die in James’ Umarmung hing und weinte.
»Das tut sie immer noch. Bloß dass ihr mich nun hassen werdet. Aber ich kann euch verstehen.« Als Benjamin ihnen den Rücken zudrehte, um zu gehen, eilte Sarah auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. »Hör auf, so etwas zu sagen. Es war ein dummer Unfall. Du warst doch erst sechzehn, ein grüner Junge. Wie schlimm musst du gelitten haben.«
Heftige Schluchzer beutelten ihn. Jetzt trat auch James zu ihm. Er wirkte erleichtert und dennoch sah man ihm an, wie sehr er Benjamins Qualen teilte.
Simon streckte den Arm nach ihm aus. »Ben, komm her!«, befahl er mit so viel Autorität, wie er im Moment aufbringen konnte. Erst jetzt bemerkte Simon, dass er ebenfalls weinte.
Benjamin zuckte zusammen, gehorchte jedoch. Mit gesenktem Kopf trat er ans Bett. Kaum hatte Simon seine Hand ergriffen, zog er seinen Bruder zu sich. Benjamin fiel halb auf ihn, doch Simon spürte das Gewicht kaum. Er wollte bloß seinen Bruder halten, der all die Jahre ganz allein durch die Hölle gegangen war.
Benjamin hatte das Gesicht auf Simons Brust gedrückt und weinte bitterlich. »Es tut mir so leid, Simon, wirklich. Es tut mir so leid. Ich wollte doch nicht, dass sie so über dich reden.« Benjamin meinte die Leute, die ihn mit dem Teufel im Bunde dachten. »All das war meine Schuld und du hattest am schlimmsten mit den Konsequenzen zu kämpfen.«
Bilder von damals stiegen in Simon hoch. Es war mitten in der Nacht, alle standen vor dem Schlösschen, dessen Dach lichterloh brannte. Auch aus den Fenstern der oberen Stockwerke drang Feuer und Rauch. Überall war dieser beißende Qualm, der die Lungen verätzte und einem die Luft abschnürte.
Die Angestellten standen im Freien um James, Benjamin und Simon herum und beteten, dass der Earl seine Frau und seine Tochter aus den Flammen rettete. Doch er kam nicht aus dem Haus. Also war Simon hineingelaufen. Er hatte seinen Vater getroffen, der Mutter in den Armen hielt und mit ihr gerade die Treppen herunterlief.
»Wo ist Sarah?«, rief Simon. Das Feuer tobte in den oberen Stockwerken und verursachte einen Höllenlärm.
»Sie ist verloren«, sagte der Earl, das Gesicht vor Kummer verzerrt. Aber Simon konnte sie schreien hören.
»Sie ist noch da oben!«
»Ihr Leben zählt nicht so viel wie deines!« Sein Vater hatte Simon angeschrien und ihn unter Tränen gebeten, sofort das Haus zu verlassen, doch er hatte nicht auf ihn gehört, sondern war hinaufgerannt. Er war einfach Sarahs Rufen gefolgt. Ein brennender Balken, der herabgestürzt war, hatte ihr den Weg versperrt.
Sarah, damals erst neun Jahre alt, saß in der Falle. Sie hatte sich im Schlafzimmer des Earls versteckt, doch die Tür war durch den Balken versperrt. Da hatte sich Simon an die Geheimtür erinnert und Sarah herausgezerrt; dabei hatte ihn ein weiterer herabstürzender Balken getroffen. Durch ein winziges Treppenhaus, das nur von den Bediensteten benutzt wurde, hatte er mit Sarah fliehen können. Aber als sie beide auf der Rückseite des Gebäudes ins Freie traten, war Vater erneut hineingelaufen und nie wieder herausgekommen.
»Es kann genauso gut meine Schuld sein, dass er gestorben ist«, sagte Simon leise, wobei er Benjamin durchs Haar fuhr. »Ich war nicht schnell genug draußen. Er wollte mich retten.« Ihn, seinen Erstgeborenen. Simon wusste, dass der Earl Sarah hatte opfern wollen. Auch wenn Vater Sarah abgöttisch geliebt hatte, zählte ihr Leben nicht so viel wie das des Erbfolgers. Aber die Wahrheit würde Simon seiner Schwester niemals erzählen.
»Ich liebe dich, Ben. Egal was passiert ist.«
Sein Bruder klammerte sich schluchzend an ihn. »Simon, ich bin so froh.« Er weinte an seiner Brust und Simon streichelte über sein Haar. Er war überglücklich, seinen kleinen Bruder wiederzuhaben.
Epilog
Der Herbst war ins Land gezogen. Seufzend stand Simon am
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