Secrets of Love - Teil 1
eine Mischung aus Explosion und Herandonnern einer U-Bahn. Nach wenigen Sekunden war es verschwunden und das Vibrieren ebbte so plötzlich ab, wie es aufgetaucht war. Wenn nicht das metallische Rauschen gewesen wäre, hätte es ein Erdbeben sein können. Aber so …
Er leuchtete tiefer in den Schacht hinein, der nach wenigen Metern eine Rechtskurve machte. Dort war niemand zu sehen, so dass Spock sich wieder umdrehte und sich zum Ausgang wandte. An der Gabelung angekommen, meinte er plötzlich einen Lufthauch hinter sich zu spüren. Instinktiv duckte er sich. Gleichzeitig traf auf Kopfhöhe etwas die Wand. Egal, was es war. Wenn es ihn getroffen hätte, wäre sein Schädel gespalten.
Sie waren zu zweit. Er packte den ersten bei der Hüfte und schleuderte ihn zu Boden. Ein erstickter Schrei entfuhr ihm, als er hart auf den Schienen aufschlug. Der schmale Lichtstrahl von Spocks Taschenlampe erleuchtete den Boden, doch nicht genug, um ein Gesicht erkennen zu können.
Ein weiteres staubbedecktes Stiefelpaar trat in sein Sichtfeld.
Er riss beide Arme in die Höhe, um den erwarteten Schlag abzufangen und spürte den schmerzhaften Aufprall von etwas Hartem an seinem Unterarm, das ihn kurz in die Knie zwang. Sofort kam er wieder auf die Beine, doch im Dunkel des Stollens konnte er nichts erkennen, war seinen Angreifern unterlegen, die offenbar beide wieder kampfbereit waren.
„Zeigt euch! Ihr verdammten Feiglinge!“, rief er und spürte im nächsten Moment einen schmerzhaften Schlag in den Nacken, der ihm augenblicklich das Bewusstsein raubte.
III
Daria saß regungslos auf einem Holzhocker neben Spocks Bett. Den Eisbeutel hielt sie schon so lange in der Hand, dass ihre Finger anfingen taub zu werden. Und doch scheute sie noch immer davor zurück Gabriels Kopf anzuheben und ihn dadurch womöglich aufzuwecken.
Sie sog seinen Anblick in sich auf. Jeden Zentimeter seiner dunklen Haut, die Kontur seines Kinns und der hohen Wangenknochen. Seine Schultern waren massiv und breit, wirkten selbst im Schlaf noch wie zum Kampf angespannt. Dieser Mann würde sie verteidigen, immer und gegen alles und jeden. Und dass sie ihm nun etwas Gutes tun konnte – das erste Mal überhaupt – erfüllte sie mit Zufriedenheit.
Sie streckte ihre Finger nach ihm aus und berührte seine Wange. Streichelte sie. Obwohl es nicht richtig war, das wusste sie. Es war unfair ihn zu berühren, jetzt, da er sich nicht wehren konnte. Ihre Fingerspitzen glitten zu seinen vollen Lippen, folgten deren sanftem Schwung von einer Seite zur anderen. Ehrliches Verlangen stieg in ihr auf, während sie darüber nachdachte, wie es sich wohl anfühlte, wenn er sie küssen würde.
Als er sich unter ihrer Berührung plötzlich zu rühren begann, zog Daria schnell ihre Hand zurück. Sie fühlte sich ertappt und tat das, was sie eigentlich hätte tun sollen, anstatt ihn verträumt anzusehen. Sie hob seinen Kopf vorsichtig an und schob ihm den Eisbeutel in den Nacken.
Gabriel stöhnte auf und blinzelte orientierungslos, den Blick an die Decke gerichtet. Als er sich in den Nacken greifen wollte, hielt Daria seine Hand fest.
„Nicht“, verbot sie sanft, woraufhin er sich ihr schnell zuwandte und dank der ruckartigen Bewegung wiederum vor Schmerz aufstöhnte.
Sein Blick fiel auf Darias Finger, die noch immer um sein Handgelenk geschlossen waren.
Obwohl sich die Sekunden des Schweigens in die Länge zogen, ließ sie ihn nicht los. Und spürte doch seinen Widerstand als kaltes Kribbeln in ihren Fingerspitzen.
„Heute Nacht“, sagte sie leise und hielt dabei den Blick gesenkt, „wolltest du mich berühren. Warum … willst du es jetzt nicht?“
Als sie ihn ansah, war sein Blick voll von einem Mitleid, das sie kaum ertragen konnte.
„Es tut mir leid, Dasha. Es … geht nicht.“
„Findest du mich so abstoßend?“
„Wie kannst du so etwas nur jemals denken?“
Sie lachte freudlos und ließ ihn los. „Verkauf mich nicht für dumm, Gabriel. Tu das nicht.“ Unfähig den bitteren Unterton in ihrer Stimme zu verbergen, stand sie auf und trat zurück.
„Aber das tue ich nicht. So meine ich es auch nicht. Ich … heute Nacht war ein Fehler. Ich wusste nicht, was ich tat.“
Die eisige Spitze des Schmerzes und der Scham bohrte sich in ihre Eingeweide. „Du solltest liegen bleiben“, erklärte sie und steuerte zügig auf die Tür zu. „Was auch immer dir auf den Kopf gefallen ist, war ziemlich schwer.“
„Mir ist nichts auf den Kopf
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