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Security

Security

Titel: Security Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Augenschein.
    Ich zoomte heran und beobachtete sein Gesicht.
    Zunächst blieb es ausdruckslos.
    Männer seines Berufsstandes sind darin geübt, sich nichts anmerken zu lassen, damit sie dem Hausherrn oder der Hausherrin nicht versehentlich ihre wahren Ansichten offenbaren.
    Mit unbewegter Miene stand er da. Es lag höchstens eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen, als bedauere er, diesen Ort verlassen zu müssen, um sich woanders eine Stelle zu suchen.
    Dann runzelte er leicht die Stirn.
    Ich glaube, ihm fiel auf, daß alle Sicherheitsjalousien geschlossen waren. Die stählernen Rolläden waren auf der Innenseite angebracht, hinter jeder der Scheiben. Da Arling jedoch mit dem Anwesen und allen hiesigen Gepflogenheiten vertraut war, dürfte er die verräterischen grauen Flächen hinter dem Glas trotzdem schnell entdeckt haben.
    Es mochte vielleicht eigenartig erscheinen, daß das Haus am hellichten Tage derart abgeschottet war, aber wirklich verdächtig war es nicht.
    Da Susan im Obergeschoß verläßlich ans Bett gefesselt war, erwog ich, alle Rolläden zu öffnen. Das hätte jedoch mehr Verdacht erregen können, als sie geschlossen zu lassen. Ich konnte nicht riskieren, diesen Mann zu beunruhigen.
    Der Schatten einer Wolke fiel auf Arlings Gesicht.
    Der Schatten zog vorüber, Arlings Stirnrunzeln blieb. Ich wurde beinahe abergläubisch. Er wirkte wie das Jüngste Gericht.
    Arling nahm eine schwarze Ledertasche aus dem Wagen und schloß die Tür. Dann ging er auf das Haus zu. Ich will Ihnen gegenüber vollkommen aufrichtig sein, so wie ich es immer bin, selbst wenn es nicht in meinem Interesse liegt. Ich habe daran gedacht, den Türknauf unter tödlichen Strom zu setzen. Unter eine wesentlich höhere Spannung als diejenige, durch die Susan auf den Foyerboden geschleudert worden war. Und dieses Mal hätte es keine „autsch, autsch, autsch“-Warnung von Fozzybär gegeben.
    Arling war Witwer und lebte allein. Er und seine verstorbene Frau hatten nie Kinder gehabt. Nach allem, was ich von ihm wußte, war sein Beruf sein einziger Lebensinhalt, und er hatte nie mehr als höchstens ein paar Tage, geschweige denn Wochen gefehlt.
    Allein auf der Welt zu sein ist furchtbar.
    Ich weiß das gut.
    Nur zu gut.
    Wer weiß es besser als ich?
    Ich bin so allein wie niemals jemand zuvor, ganz allein in dieser dunklen Stille.
    Fritz Arling war meistens allein, und so empfand ich für ihn ein starkes Mitgefühl.
    Aber seine Einsamkeit machte ihn zu einem idealen Ziel.
    Indem ich seinen Anrufbeantworter überwachte und mit seiner Stimme die Anrufe seiner wenigen guten Freunde und Nachbarn erwiderte, würde es mir vermutlich gelingen, seinen Tod so lange geheimzuhalten, bis ich meine Arbeit in diesem Haus abgeschlossen hatte. Dennoch setzte ich die Tür nicht unter Strom. Ich hoffte, ich würde ihn täuschen können, um ihn dann wieder seiner Wege ziehen zu lassen, lebend und ohne Argwohn.
    Überdies benutzte er nicht seinen Schlüssel, um die Tür zu öffnen und sich selbst hineinzulassen. Ich nehme an, diese Zurückhaltung ergab sich aus der Tatsache, daß er inzwischen kein Angestellter mehr war. Mr. Arling war sehr auf Anstand bedacht. Er war diskret und sich stets seiner Position bewußt. Das Stirnrunzeln wich seiner professionellen ausdruckslosen Miene, und er betätigte die Türglocke. Der Klingelknopf ist aus Plastik. Es ist nicht möglich, ihn unter tödlichen Strom zu setzen.
    Ich erwog, nicht auf das Klingeln zu reagieren. Im Keller hielt Shenk bei der Arbeit inne und hob den Kopf, als die Glocke ertönte. Sein blutunterlaufener Blick wanderte zur Zimmerdecke, dann ließ ich ihn mit seiner Beschäftigung fortfahren.
    Im Schlafzimmer vergaß Susan beim Ertönen der Klingel ihre Fesseln und versuchte, sich im Bett aufzusetzen. Sie verfluchte das Seil und warf sich wütend hin und her.
    Es klingelte erneut.
    Susan schrie um Hilfe.
    Arling hörte sie nicht. Ich war unbesorgt. Das Haus hatte dicke Wände – und Susans Schlafzimmer lag auf der Rückseite des Gebäudes.
    Dann wieder die Türglocke.
    Wenn Arling niemanden antraf, würde er gehen.
    Das war alles, was ich von ihm wollte.
    Aber womöglich würde er leisen Verdacht schöpfen. Und womöglich würde dieser Verdacht immer stärker werden.
    Er konnte natürlich nichts von mir wissen, aber vielleicht würde er Schwierigkeiten anderer Art befürchten. Etwas konventionellere Schwierigkeiten als einen Geist aus der Maschine.
    Zudem mußte ich wissen, warum er hergekommen

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