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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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auch gar nix einbilden, auf deine kostenlosen Karten. So kostenlos waren die nämlich gar nicht. Haben mich einen Haufen Geld gekostet.«
    Maier schnappte nach Luft: »Also ich … das ist ja … unverschämt!«
    »Unverschämt sind die Preise, sonst gar nix!« Dann schob er Maier mit den Worten »So, Richard, jetzt präsentiere uns mal die Ergebnisse deiner Wochenendarbeit!« ins Zimmer.
    Da Dietmar Lodenbacher gerade um die Ecke bog, konnte Maier nichts mehr erwidern. Dennoch war ihm bei der Konferenz anzumerken, dass er innerlich kochte. Als ihm schließlich das Wort erteilt wurde, zog er eine Schnute, schaltete Beamer und Laptop aus, nahm sich einen Stapel Papier und teilte bedruckte Blätter aus.
    »Auf die ausführliche Präsentation meiner Recherche verzichte ich heute«, fing er beleidigt an. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn zu bitten, diese Präsentation doch noch zu zeigen, das merkte man an seiner Stimme. Auch, dass er eigentlich damit rechnete.
    Nachdem alle Anwesenden aber zustimmend genickt oder sogar mit den Fingerknöcheln auf den Tisch geklopft hatten, presste Maier die Lippen zusammen und legte los. Ohne aufzusehen rasselte er die Ergebnisse herunter, die er – das sah man an den vorbereiteten Blättern – eigentlich spannungsreich hatte präsentieren wollen. Trotzdem verfehlte sein nüchtern vorgetragenes Rechercheergebnis seine Wirkung nicht: All die alten Männer, mit denen sie es bisher im Fall zu tun gehabt hatten, hatten am Ende des Krieges der gleichen Einheit angehört. Eine Einheit, die in Füssen stationiert gewesen war. Als Maier das bekannt gegeben hatte, trat im Besprechungszimmer schlagartig völlige Stille ein.
    »Laut einer Erhebung im Dezember vierundvierzig haben wir es hier mit einer zahlenmäßig relativ kleinen Einheit zu tun. Wir können …«
    »Warte, Richard!«, unterbrach Kluftinger seinen Mitarbeiter. »Es war eine Flieger-Einheit, hab ich Recht?«
    Maier antwortete gereizt, ohne Kluftinger dabei anzusehen: »Ts, so ein Quatsch! In Füssen gab es überhaupt keine Flieger! Du hast vielleicht eine Ahnung!«
    Lodenbacher runzelte die Stirn ob Maiers rüden Tons.
    »Jetzt hör mal gut zu, Richard, ich …«
    »Du willst wissen, was für eine Einheit es war? Das kann ich dir sagen. In Füssen war eine Nachschubkompanie stationiert. Kraftfahrer, LKWs, alles, was dazugehört. Und eine Untergruppe dieser Nachschubkompanie war die so genannte ›Blitzstaffel‹. In der waren unsere Herren. Ich habe mich erkundigt. Blitzstaffeln gab es gerade gegen Kriegsende mehrere. Es waren mobile Einheiten, die den Zweck hatten, Menschen oder Sachen schnell von A nach B zu bringen. Eine Art ›Task Force‹. Leicht bewaffnet, mit schnellen Autos, Lieferwägen und Motorrädern ausgestattet. Im Herbst vierundvierzig sickerte wohl allmählich die Erkenntnis durch, dass Deutschland fallen würde. Und so versuchte man, einiges in Sicherheit zu bringen und aus der Schusslinie zu bekommen. Wie du auf Flieger kommst, ist mir schleierhaft!«
    »Ist ja gut Richard, jetzt sei keine Mimose! Du hast gesagt, alle alten Männer, die uns im Fall bisher begegnet sind, waren dabei. Wer gehörte der Einheit sonst noch an?«
    »Wie meinst du das jetzt? Sonst noch?« Noch immer klang Maier gereizt.
    »Richard, Herrschaft, jetzt reiß dich zusammen! Hast du die Namen der anderen Mitglieder dieser Einheit?«
    Richard Maier, der Mann mit dem stets korrekten Scheitel, fuhr sich energisch durchs Haar, atmete tief ein und antwortete: »Wie gesagt, Röck, Wagner und Appel waren dabei, daneben noch dreizehn andere Soldaten. Die Namen habe ich auf dem Handout notiert.«
    Ein Rascheln erhob sich, als die Beamten die verzeichneten Namen überflogen. Einige kamen Kluftinger bekannt vor.
    »Ich konnte bislang nicht in Erfahrung bringen, wer von ihnen noch lebt oder was aus ihnen geworden ist«, schloss Maier seinen Bericht.
    Kluftinger nickte. »Gut, Männer. Was diese Leute hier auf der Liste heute machen – wenn sie noch am Leben sind –, müssen wir so bald wie möglich ermitteln. Das heißt, heute klemmen sich alle ans Telefon und recherchieren. Sonst gibt es keine neuen Erkenntnisse?«
    Die anderen Teilnehmer schwiegen.
    »Hot ma aus Rengsburg scho wos gheat?«, wollte Lodenbacher nun wissen.
    Die Beamten schüttelten die Köpfe.
    »Guat, Sie homm ja gheat, wos da Herr Kluftinga Eahna gsogt hot. Los geht’s, meine Herrn – und meine Dame!«
    Marx verzog ihre Lippen zu einem Lächeln. Immerhin: Wenigstens Lodenbacher

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